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Vermischtes /Kommentar
René Merz

Innovationsbremsen in der regionalen Politik?

Mehrere Aussagen von Politikern sowohl im Walliser Bote (6. August 2021/Die Schattenseiten der Elektromobilität), wie auch auf unsereRegion machten mich ziemlich stutzig (unsereRegion berichtete: So stehen die regionalen Parteien zur Energiestrategie):

  • Walliser Bote: "...Batterien in E-Autos seien zu schwer (700 kg)"
  • unsereRegion: "Der Trend zu Elektromobilität wird einen gewaltigen Mehrverbrauch verursachen."

Ich frage mich wirklich, was sich diese Leute überlegt hatten? Haben Sie die technische Entwicklung exakt verfolgt? Im Jahre 1989 verbrauchte ein Trabant (siehe Foto unten) 9 Liter Benzin auf 100 km. Das Gewicht betrug je nach Ausstattung zwischen 610 und 650 kg.

Die Zukunft liegt bei alternativen Antrieben!

Gerade in der Akku-Entwicklung für E-Fahrzeuge (siehe Titelbild) wurden in den letzten Jahren grosse Fortschritte erzielt. Möchten wir schamlos den Besitz und Import schwerer 4x4 Verbrenner (SUV's) weiter unterstützen? Wissen genügend Leute, dass in einem modernen Radnabenantrieb (40 kW) eines Elektroautos die Steuerelektronik und E-Motor Platz hat (Quelle: Schaeffler Radnabenmotor E-Wheel-Drive-Infografik)?

Gewicht eines elektrischen Radnabenmotors: weniger als 25 kg, daher ein Bruchteil eines Verbrennermotors. Der Wirkungsgrad beträgt je nach Grösse und Art des E-Motors zwischen 70 und 90 Prozent. Der Wirkungsgrad der Benziner liegt bei 37 Prozent, beim Dieselmotor maximal bei 45 Prozent (Stand ca. 2020).

Beim Benziner werden 63 Prozent der chemischen Energie in Wärme und nur 37 Prozent in Antriebsenergie umgewandelt (Richtwerte, können je nach Typ und Jahrgang des PKWs variieren). Auspuffrohre, Topf mit Katalysator, Lambda-Sonde, Kraftstoffpumpe und voluminöser Kühler mit Wassertank werden beim E-Auto nicht mehr benötigt!

Wenn wir den CO2-Ausstoss in den nächsten Jahren signifikant senken wollen, muss zwingend das Leergewicht der Fahrzeuge runter. Denn: Kraft = Masse x Beschleunigung; Leider sind viele Fahrzeuge mit Explosionsmotoren (CO2-Schleudern) übermotorisiert, wurden in den letzten 20 Jahren ungefähr 500 kg schwerer. 

Das Gewichtsverhältnis Nutzlast (Person) zum PKW-Leergewicht ist problematisch. Sie sind von Öl- oder Gasimporten abhängig, die Abgase sind zu ca. 30 Prozent des weltweiten CO2-Ausstosses verantwortlich.

Wollen wir weiter tatenlos zuschauen, wie Umweltkatastrophen ganze Ortschaften in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zerstören, Menschen verletzen oder töten? Massive Schäden an der technischen Infrastruktur der Gemeinden verursachen? Es gibt genügend Youtube-Videos und Radar/Satellitenaufnahmen, die schwere Klimaschäden (Waldbrände, Starkregen und Überschwemmungen weltweit) in den letzten Monaten beweisen (Ref. 1 & 2)

Was können wir verbessern?

Ich appelliere an Politiker, den Import von SUVs zu regeln, die Käufer (Förster, Firmeninhaber für Warentransporte) müssen nachweisen, dass sie "verstärkte" Antriebsleistung in der Praxis wirklich benötigen. Auch die Automobilindustrie sollte die Käufer nicht mit hohen PS-Angaben in Prospekten blenden. Vielmehr müssen unverzüglich folgende Werte deutlicher in Prospekten, in Werbe-Videos in den Vordergrund treten:

  • CO2-Werte deklarieren
  • Wirkungsgrad-Werte, Geschwindigkeitsabhängig

Wenn wir mit den Vorteilen modernster Technik auch ethischer und sparsamer umgehen, sind die Weichen für die Zukunft zielgerichteter gestellt. Bertrand Piccard bewies mit SOLARIMPULSE dass man mit Elektromotoren weite Strecken fliegen kann.

(Foto: © 2021 by René Merz/Murten)

Topmoderne Mechatronik ist komplex, da ist es kein Armutszeugnis für Politiker, sich bei Wissenschaftlern, Ingenieuren und Technikern Rat zu holen. In der Region Murten sind übrigens einige Stromtankstellen für E-Autos gut gestreut. Die IB Murten hat hierzu in weiser Voraussicht gut investiert und professionell installiert:

Statt die Batterie- und E-Autohersteller in Misskredit zu bringen, wäre es schlauer, Energienetze effizienter, robuster und smarter auszubauen. Dies kann schon damit beginnen, indem die regionalen, elektrischen Verteiltransformatoren durch solche mit amorphen Eisenkernen umgerüstet werden (Ref. 3).

Dabei könnte die 24-Stunden-Fernüberwachung der elektrischen Umspannwerke übers Internet oder separate Glasfasernetze durch die sichere SCION-Internet-Architektur (Prof. A. Perrig) zusätzlich aufgerüstet werden (Ref. 4). So, und mittels "Smart Grid" kann der Mehrbedarf der E-Autos an elektrischer Energie leichter abgefangen werden (Ref. 5).