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Politik /Kommentar
René Merz

Das Pontevedra-Prinzip - Murten ohne Autos?


Die Altstadt von Yverdon ist bereits Verkehrsfrei. Ist dies auch in Murten möglich? (Foto: © 2013 by René Merz/Murten)

Spanien im 21. Jahrhundert: Die mittelalterliche Altstadt (18. Jahrhundert) von Pontevedra ist Fussgänger- und Radfahrerzone, bis zum äusseren Ring. Die Parkplätze befinden sich in den neueren Stadtteilen unterirdisch und nicht mehr am Strassenrand. Seit Bürgermeister Lores diese Neuerung verbissen durchsetzen konnte, ist die Lebensqualität in der Stadt gestiegen. Sie produziert so auch deutlich weniger CO2. Früher fuhren 14.000 Autos pro Tag durch die Strassen, heute kein einziges mehr. Auf den wenigen noch verbliebenen Strassen herrscht Tempo 30.

Wäre das auch in Murtens Altstadt durchsetzbar? Wie müssen die Weichen für die Zukunft gestellt werden, damit der Energieverbrauch und die CO2-Produktion nicht noch weiter ansteigen? Es sollte einleuchten, dass sich "Hotspots" in den Ballungsräumen aufgrund von Auswirkungen der globalen Erwärmung und technischen Prozessen nicht noch verstärken sollten.

Vor der Uni Fribourg wird ein grüner Garten gepflegt (Foto: © 2014 by René Merz/Murten).

Konkrete Massnahmen zur CO2-Reduktion


Würde man Autos in unserem Stedtli verbieten, würde sicherlich das Einkaufen erschwert werden. Müssen wir nun schnell eine neue, grössere und unterirdische Parkanlage für Murten schaffen, oder gäbe es in einem alternativen ersten Schritt eine preisgünstigere, sanftere Lösung?

Statt dass jeder individuell weiterhin seine Einkäufe mit dem Auto macht, könnten vermehrt Leute mittels schlauer App auf ihren Smartphones die persönlichen, wiederkehrenden Einkäufe im Voraus planen. Diese neue App könnte die Bestellungen direkt elektronisch an die Lebensmittel-/Warenläden, oder an ein spezialisiertes Logistik-Unternehmen senden. Das Unternehmen sammelt alle Lebensmittelbestellungen, lädt die Waren in einen kleinen Elektrobus und rechnet dann mittels einer raffinierten Software den Warenbedarf/ Kundenadresse derart in eine Zeittabelle, dass die Liefertouren nach Energieaufwand und Reihenfolge der Kunden optimiert - und damit auch mit weniger CO2-Ausstoß - abgearbeitet werden können.

Die Stadtgemeinde Murten könnte eine App evaluieren, oder eine solche zur Entwicklung in Auftrag geben. Ein wesentlicher Bestandteil der Gratis-App wäre jedoch, dass der Warenlieferant jedem, der eine Bestellung einen, oder mehrere Tage im Voraus planen kann, einen Rabatt erlässt. Beim Empfang der Ware kann mit einer bargeldlosen Zahlungsmethode bezahlt werden. Diese Massnahme würden den Individualverkehr in den Städten wirksam reduzieren und es gäbe auch wieder mehr Platz für Fussgänger.