Tierpark Jeuss: Was bedeutet der Tierpark für Bewohnende und Mitarbeitende?
Unsere Region rückt in einer kleinen Serie den Tierpark Jeuss in den Fokus.
Unsere Region rückt in einer kleinen Serie den Tierpark Jeuss in den Fokus.
Heute: Was bedeutet der Tierpark für Bewohnende und Mitarbeitende?
Vielleicht sind ja nicht alle glücklich, so nah bei den Tieren zu sein? Das konnte ich nur mit vielen Gesprächen herausfinden. Ich durfte unzählige Geschichten erfahren und das Strahlen der Gesichter beim Erzählen werde ich nicht vergessen.
Interview mit Standort- und Pflegedienstleiterin Silvia Kaeser:
Welche Bedeutung hat der Tierpark für das Pflegeheim?
Es ist eine riesengrosse Ressource. Das Pflegeheim ist quasi in den Park eingebettet. Rundum gibt es Tiere zu beobachten. Zudem ist alles rollstuhlgängig und gibt jeden Tag ganz viel Gesprächsstoff. Besonders jetzt im Frühling wo täglich die Geburt von Jungtieren erwartet wird. Die Bewohnenden erleben mit den Tieren die Jahreszeiten und auch den Lebensrhythmus. Das Heim ist etwas abseits gelegen aber dank der vielen Besuchenden gibt es viele Kontakte und Begegnungen zwischen Jung und Alt.
Alle sind eingebunden, die Freiwilligen und die Verantwortlichen des Tierparkes führen Gespräche und nehmen auch mal Bewohnende ins Gehege. Die Bewohnenden beobachten sehr sorgfältig und haben auch schon Alarm geschlagen, wenn eine Damhirschdame Geburtshilfe brauchte oder sich ein sehr gwundriges Tier ausserhalb des Geheges bewegte. Das ist für alle sehr sinnstiftend und gibt grosse Befriedigung.
Frau Kaeser schmunzelt: Wer hat schon ein Büro, wo auch mal ein Pfau an die Fensterscheibe klopft? Prompt setzt er sich vor dem Fenster in Szene und schlägt das Rad.
Die Tagesstätte "Les Platanes" feierte am 10. Mai ihr 20-jähriges Jubiläum und gehört auch dazu. Es sind Tagesgäste, die ein- oder mehrmals einen betreuten Aufenthalt geniessen. Beatrice Etzensberger, Leiterin Tagesstätte mit Fachangestellter Gesundheit Andrea bekräftigen die Wichtigkeit des Parkes.
Tiere tun gut in der Seele und erhalten die Mobilität. Die Gäste der Tagesstätte seien praktisch jeden Tag draussen und schauten was sich Neues ergeben habe. Besonders Personen, die unter Demenz leiden, seien oft angespannt und nervös. Aber ein Spaziergang draussen bei den Tieren wirke wunder. So wie auch die Geschichte der Ente: Teamleiter und Tierpfleger Christian Andres (Link) suchte eine entlaufene Ente, prompt ist sie von Tagesgästen auf der Terrasse der Tagesstätte gesichtet worden und dabei wollte sie ganz versteckt ihre Eier ausbrüten. Tiergeschichten machen fast jeden Tag die Runde, natürlich mit den entsprechenden Fotos, die wir dank Andrea auch teilen dürfen.
Von den Bewohnenden und Mitarbeitenden höre ich fast das gleiche: Die Geschichten mit den Tieren geben Gesprächsstoff und schulen das Auge: Wer alles hat schon das Wallaby-Baby rausgucken sehen? Das wollen ja auch die kleinen Kinder beobachten und so ergeben sich viele schöne Spontankontakte. Eine Angestellte hat sich in Jeuss beworben, weil sie den Tierpark von Besuchen mit ihren Kindern kannte. Nur eine Frau äusserte sich kritisch, sie möge eigentlich keine eingesperrten Tiere und manchmal schreie der Pfau in der Nacht. Aber dass immer etwas laufe, gefalle ihr dann schon… Stellvertretend für alle bekräftigt dies auch Elisabeth Baumgartner. Ihr Zimmer gibt freien Blick auf die Ponys, Esel, Alpakas, Emus und Hängebauchschweine. Mittlerweile ist sie auf den Rollstuhl angewiesen, schätzt es aber sehr, dass sie trotzdem den ganzen Park besuchen kann. Sie sei auch schon auf einer Führung gewesen und so habe sie noch viel mehr Hintergrundinformationen über die Tiere erfahren.
Allen habe ich noch die Frage nach den Lieblingstieren gestellt: Da müsste ich fast alle Tiere aufführen (Link Gönnerverein) aber die Ziegen im Streichelzoo und die Volieren sind halt ganz nah. Von Flöckli habe ich auch wieder erfahren (Link Freiwillige).
Der Tierpark hat sich zu einem Generationentreffpunkt von hoher Wichtigkeit für die ganze Region entwickelt.