Murtner SP-Grüne-Fraktion: Herbstausflug zur Energie von morgen
Die Rot-grüne Fraktion des Murtner Generalrates ging auf ihren Herbstausflug. Ziel war die neue Wasserstoff-Produktionsanlage am Fuss der Schiffenensee-Staumauer. Also jener Ort, an dem die Energie von morgen bereits heute produziert wird.
Die Rot-grüne Fraktion des Murtner Generalrates ging auf ihren Herbstausflug. Ziel war die neue Wasserstoff-Produktionsanlage am Fuss der Schiffenensee-Staumauer. Also jener Ort, an dem die Energie von morgen bereits heute produziert wird.
Der traditionelle Herbstausflug führte die Fraktion der SP und Grünen am vergangenen Samstag auf eine kleine Zeitreise in die Energie-Zukunft. Diese entsteht jetzt gerade in Kleinbösingen, im Schatten der Schiffenen-Staumauer. Dass die Zukunft CO2-frei sein sollte – allem voran die Mobilität und die Industrie –, das klingt gut, ist aber nicht so einfach. Einblick in die komplexe Situation der Dekarbonisierung der Mobilität gab Laurent Ducrest von der Groupe E. Er ist dort als Projektleiter zuständig für die Wasserstoffproduktion.
Mit einer nahrhaften Portion Chemie und Physik – und dies auf nüchternen Magen – führte er die rund fünfzehn interessierten Gästen in die Geheimnisse der Wasserstoffproduktion, den Vertrieb und die Vor- und Nachteile dieser alternativen Energiequelle ein.
Es ist kompliziert
Wasser in seine beiden Komponenten Wasserstoff und Sauerstoff zu zerlegen, klingt einfach, ist aber ziemlich kompliziert. Zunächst braucht es möglichst reines Wasser, was allerdings dank des Stausees reichlich vorhanden ist und mit geringem Aufwand gereinigt werden kann.
Die H2O-Moleküle lassen sich dann aber nicht so einfach auftrennen. Beim Schiffenensee kommt dafür das Elektrolyse-Verfahren zur Anwendung: Wasser wird sozusagen unter Strom gesetzt. Strom, von dem es für dieses Verfahren sehr viel braucht, fällt im Schiffenen-Kraftwerk quasi als Nebenprodukt ab, indem das Restwasser, das konstant durch die Saane fliessen muss, vorher noch kurz durch eine Turbine geführt wird.
Nach der Elektrolyse wird der freigesetzte Wasserstoff gefasst, gereinigt und verdichtet. Und so liegt er dann für den Abtransport in eleganten Hochdruck-Gaszylindern bereit.
Was hier so einfach klingt, braucht in echt eine kaum überblickbare Kaskade von nacheinander geschalteten Modulen und Aggregaten, mal zum Kühlen, mal zum Verdichten. – Die Philosophie von Groupe E ist es, möglichst mit Lieferanten zusammenzuarbeiten, die im Umkreis von einer Tagesfahrt mit dem Servicewagen erreichbar sind – was nützen allfällige Ersatzteile irgendwo im Osten Asiens?
Halbvoll oder halbleer?
Die Lösung für das Mobilitätsproblem ist H2 nicht. Groupe E ist sich bewusst, dass es sich bei der Anlage um einen Tropfen Wasser auf einen heissen Stein handelt. Wichtiger noch als die konkrete Produktion von Wasserstoff, und somit von einem CO2-freien Treibstoff, sei, so Ducrest, dass er und sein Team Erfahrungen mit dieser Technologie sammeln und so ganz viel für die Zukunft lernen können. So betrachtet ist die Wasserstoffproduktion beim Schiffenen-Kraftwerk zwar ökologisch eine gute Sache, wirklich nachhaltig, weil auch finanzierbar, ist sie (noch) nicht.
Wie viel ist viel
Mit der in Schiffenen nächstens produzierten Menge können 50 Lastkraftwagen (LKW) ein Jahr lang betankt werden – das ist nicht wenig. Aber angesichts der 35'000 LKWs, die alleine in der Schweiz für die Logistik unterwegs sind, ist das noch sehr bescheiden.
Nach der Führung durch die Wasserstoff-Produktion tauchte die Fraktion noch kurz in ein anderes technologisches Zeitalter ein und liess sich von den 14-Meter tief in den Boden eingebauten Turbinen des Wasserkraftwerkes beeindrucken.
Auf alle Fälle: Zu einer CO2-freien Mobilität ist es noch ein langer Weg – oder aber es genügt ein Schwung auf den Velosattel. Und genau dies setzte die Fraktion in Tat um und folgte dem ‘Restwasser’ aus dem Schiffenensee bis zur Mündung von Saane und Sense. Ein guter Ort für ein abschliessendes Picknick.
Impressionen vom Herbstausflug
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1 / 15BildergalerieAuf dem Fraktionsausflug nachhaltig unterwegs.Auf dem Fraktionsausflug nachhaltig unterwegs. -
2 / 15BildergalerieSeit rund 60 Jahren: Die 400 Meter lange Staumauer von Schiffenen.Seit rund 60 Jahren: Die 400 Meter lange Staumauer von Schiffenen. -
3 / 15BildergalerieLetzte Anweisungen vor dem Eintauchen in den anschaulichen Physik- und Chemierunterricht – mit Laurent Ducrest, Projektleiter Wasserstoff der Groupe E (rechts).Letzte Anweisungen vor dem Eintauchen in den anschaulichen Physik- und Chemierunterricht – mit Laurent Ducrest, Projektleiter Wasserstoff der Groupe E (rechts). -
4 / 15BildergalerieWasserstoff wird durch Elektrolyse gewonnen – im Container links – und anschliessend in zwei Stufen auf die gewünschte Dichte verdichtet – im Container rechts.Wasserstoff wird durch Elektrolyse gewonnen – im Container links – und anschliessend in zwei Stufen auf die gewünschte Dichte verdichtet – im Container rechts. -
5 / 15BildergalerieDank der Erklärungen von Laurent Ducrest werden die scheinbar zufällig angeordneten Container und Aggregate zu einem technischen Wunderwerk.Dank der Erklärungen von Laurent Ducrest werden die scheinbar zufällig angeordneten Container und Aggregate zu einem technischen Wunderwerk. -
6 / 15BildergalerieDruckaufbau über zwei Kompressoren – am Ende steht der Wasserstoff unter Hochdruck, sprich 500 bar.Druckaufbau über zwei Kompressoren – am Ende steht der Wasserstoff unter Hochdruck, sprich 500 bar. -
7 / 15BildergalerieMutet an wie ein Gehege im Zoo%3A Hochkomplexe Technologie unter freiem Himmel.Mutet an wie ein Gehege im Zoo%3A Hochkomplexe Technologie unter freiem Himmel. -
8 / 15BildergalerieNur etwas für Mutige…Nur etwas für Mutige… -
9 / 15BildergalerieKabelsalat im Untergrund – aber es braucht jedes Kabel und jedes Röhrchen.Kabelsalat im Untergrund – aber es braucht jedes Kabel und jedes Röhrchen. -
10 / 15BildergalerieKnow-How-Transfer als Dank: Eine Flasche der neu entwickelten, multiresistenten Schweizer Rebsorte Divona für den Wasserstoff-Experten.Know-How-Transfer als Dank: Eine Flasche der neu entwickelten, multiresistenten Schweizer Rebsorte Divona für den Wasserstoff-Experten. -
11 / 15BildergalerieDas H2-Lager: Bald schon wird die Jahresmenge Treibstoff für 50 LKWs hier produziert und für den Abtransport gelagert.Das H2-Lager: Bald schon wird die Jahresmenge Treibstoff für 50 LKWs hier produziert und für den Abtransport gelagert. -
12 / 15BildergalerieStickstoff – self made in Schiffenen.Stickstoff – self made in Schiffenen. -
13 / 15Bildergalerie‘Stromstecker’ der neusten Generation: Wasserstoff wird vom Lager in die Behälter auf den Lastwagen umgefüllt: ein Schlauch mit dem Durchmesser einer Fingerbeere reicht. Alle anderen Anschlüsse sind für Steuerung und Sicherung des Befüllens.‘Stromstecker’ der neusten Generation: Wasserstoff wird vom Lager in die Behälter auf den Lastwagen umgefüllt: ein Schlauch mit dem Durchmesser einer Fingerbeere reicht. Alle anderen Anschlüsse sind für Steuerung und Sicherung des Befüllens. -
14 / 15BildergalerieIm zweiten Untergeschoss: Der Stromgenerator, wo magnetische Kräfte Drehbewegung in elektrischen Strom verwandeln.Im zweiten Untergeschoss: Der Stromgenerator, wo magnetische Kräfte Drehbewegung in elektrischen Strom verwandeln. -
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