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Murtner SP-Grüne-Fraktion: Herbstausflug zur Energie von morgen

Die Rot-grüne Fraktion des Murtner Generalrates ging auf ihren Herbstausflug. Ziel war die neue Wasserstoff-Produktionsanlage am Fuss der Schiffenensee-Staumauer. Also jener Ort, an dem die Energie von morgen bereits heute produziert wird.

von Alexander Schroeter
am
Murtner SP-Grüne-Fraktion: Herbstausflug

Die Rot-grüne Fraktion des Murtner Generalrates ging auf ihren Herbstausflug. Ziel war die neue Wasserstoff-Produktionsanlage am Fuss der Schiffenensee-Staumauer. Also jener Ort, an dem die Energie von morgen bereits heute produziert wird.

Der traditionelle Herbstausflug führte die Fraktion der SP und Grünen am vergangenen Samstag auf eine kleine Zeitreise in die Energie-Zukunft. Diese entsteht jetzt gerade in Kleinbösingen, im Schatten der Schiffenen-Staumauer. Dass die Zukunft CO2-frei sein sollte – allem voran die Mobilität und die Industrie –, das klingt gut, ist aber nicht so einfach. Einblick in die komplexe Situation der Dekarbonisierung der Mobilität gab Laurent Ducrest von der Groupe E. Er ist dort als Projektleiter zuständig für die Wasserstoffproduktion.

Letzte Anweisungen vor dem Eintauchen in den anschaulichen Physik- und Chemierunterricht – mit Laurent Ducrest, Projektleiter Wasserstoff der Groupe E (rechts).

Mit einer nahrhaften Portion Chemie und Physik – und dies auf nüchternen Magen – führte er die rund fünfzehn interessierten Gästen in die Geheimnisse der Wasserstoffproduktion, den Vertrieb und die Vor- und Nachteile dieser alternativen Energiequelle ein.

Es ist kompliziert

Wasser in seine beiden Komponenten Wasserstoff und Sauerstoff zu zerlegen, klingt einfach, ist aber ziemlich kompliziert. Zunächst braucht es möglichst reines Wasser, was allerdings dank des Stausees reichlich vorhanden ist und mit geringem Aufwand gereinigt werden kann.

Rot-grün auch im Schiffenen-Kraftwerk: Die grüne Turbine (rechts) wandelt im roten Generator (links) Wasserkraft in Strom um.

Die H2O-Moleküle lassen sich dann aber nicht so einfach auftrennen. Beim Schiffenensee kommt dafür das Elektrolyse-Verfahren zur Anwendung: Wasser wird sozusagen unter Strom gesetzt. Strom, von dem es für dieses Verfahren sehr viel braucht, fällt im Schiffenen-Kraftwerk quasi als Nebenprodukt ab, indem das Restwasser, das konstant durch die Saane fliessen muss, vorher noch kurz durch eine Turbine geführt wird.

Nach der Elektrolyse wird der freigesetzte Wasserstoff gefasst, gereinigt und verdichtet. Und so liegt er dann für den Abtransport in eleganten Hochdruck-Gaszylindern bereit.

Was hier so einfach klingt, braucht in echt eine kaum überblickbare Kaskade von nacheinander geschalteten Modulen und Aggregaten, mal zum Kühlen, mal zum Verdichten. – Die Philosophie von Groupe E ist es, möglichst mit Lieferanten zusammenzuarbeiten, die im Umkreis von einer Tagesfahrt mit dem Servicewagen erreichbar sind – was nützen allfällige Ersatzteile irgendwo im Osten Asiens?

Halbvoll oder halbleer?

Die Lösung für das Mobilitätsproblem ist H2 nicht. Groupe E ist sich bewusst, dass es sich bei der Anlage um einen Tropfen Wasser auf einen heissen Stein handelt. Wichtiger noch als die konkrete Produktion von Wasserstoff, und somit von einem CO2-freien Treibstoff, sei, so Ducrest, dass er und sein Team Erfahrungen mit dieser Technologie sammeln und so ganz viel für die Zukunft lernen können. So betrachtet ist die Wasserstoffproduktion beim Schiffenen-Kraftwerk zwar ökologisch eine gute Sache, wirklich nachhaltig, weil auch finanzierbar, ist sie (noch) nicht.

Wie viel ist viel

Mit der in Schiffenen nächstens produzierten Menge können 50 Lastkraftwagen (LKW) ein Jahr lang betankt werden – das ist nicht wenig. Aber angesichts der 35'000 LKWs, die alleine in der Schweiz für die Logistik unterwegs sind, ist das noch sehr bescheiden.

Gelandet im Jahr 1963: Die Spitzen der beiden 14 Meter in die Tiefe versenkten Haupt-Turbinen des Schiffenensee-Kraftwerks.

Nach der Führung durch die Wasserstoff-Produktion tauchte die Fraktion noch kurz in ein anderes technologisches Zeitalter ein und liess sich von den 14-Meter tief in den Boden eingebauten Turbinen des Wasserkraftwerkes beeindrucken.

Auf alle Fälle: Zu einer CO2-freien Mobilität ist es noch ein langer Weg – oder aber es genügt ein Schwung auf den Velosattel. Und genau dies setzte die Fraktion in Tat um und folgte dem ‘Restwasser’ aus dem Schiffenensee bis zur Mündung von Saane und Sense. Ein guter Ort für ein abschliessendes Picknick.

Impressionen vom Herbstausflug