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Julia Senti ist bereit fürs Oberamt – im Interview erzählt sie, wieso!

Die bald 32-jährige Julia Senti möchte als erste Frau ins Oberamt des Seebezirks gewählt werden. Sie ist zweisprachig und kennt die Region als Einwohnerin der Gemeinde Murten bestens. Als aktuelle Vizepräsidentin des Generalrats hat Senti zudem Einsitz in der Energie- und Planungskommission der Gemeinde Murten, seit fünf Jahren vertritt sie den Seebezirk als Grossrätin und ist dort in der Justizkommission. Beruflich ist die Juristin beim kantonalen Bau- und Raumplanungsamt tätig. Die langjährige Schwimmerin und Schwimmlehrerin gehört zur Betriebskommission und dem Verwaltungsrat des Hallen-, Schwimm- und Strandbades und ist Vorstandsmitglied des Mieterverbands Deutschfreiburg.

von Joel Rathgeb
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Die bald 32-jährige Julia Senti möchte als erste Frau ins Oberamt des Seebezirks gewählt werden. Sie ist zweisprachig und kennt die Region als Einwohnerin der Gemeinde Murten bestens. Als aktuelle Vizepräsidentin des Generalrats hat Senti zudem Einsitz in der Energie- und Planungskommission der Gemeinde Murten, seit fünf Jahren vertritt sie den Seebezirk als Grossrätin und ist dort in der Justizkommission. Beruflich ist die Juristin beim kantonalen Bau- und Raumplanungsamt tätig. Die langjährige Schwimmerin und Schwimmlehrerin gehört zur Betriebskommission und dem Verwaltungsrat des Hallen-, Schwimm- und Strandbades und ist Vorstandsmitglied des Mieterverbands Deutschfreiburg.

Wir haben Julia Senti getroffen und ihr ein paar Fragen zu ihren politischen Zielen, einer möglichen Arbeit im Oberamt und ihrer Freizeit gestellt.

Frau Senti, Sie sind an vielen Fronten aktiv. Hilft Ihnen diese Aufgabenvielfalt auch in der Politik?

Julia Senti: Ich habe mich schon immer für viele Dinge und Themen interessiert und engagiert. Das hilft mir in der Politik, denn auch dort kann man sich nicht nur auf ein Thema fokussieren, es gibt immer verschiedene Zusammenhänge und Multitasking ist eine gute Übung dafür. Beispielsweise ist es praktisch unmöglich, im Vorfeld einer Grossratssitzung alle Dokumente zu lesen. Um trotzdem überall auf dem aktuellen Stand zu sein, tauscht man sich aus, stellt Fragen und teilt die Themen auf.

Sie sind seit 10 Jahren im Generalrat von Murten. Was gefällt Ihnen an dieser Tätigkeit?

Es gefällt mir, mich für die eigene Wohngemeinde einzusetzen, in der man aufgewachsen ist. Man bekommt mit, welche Strasse umgebaut wird, ob Land verkauft wird, wo Reglemente geändert werden und sieht konkret, was nach den Entscheiden im Rat passiert. Was speziell spannend ist, ist die Kommissionsarbeit. Ich war mehrere Jahre in der Jugendkommission und habe dort viel über die Jugendarbeit und die damit zusammenhängenden Themen gelernt. Momentan bin ich in der Energie- und Planungskommission, was auch sehr spannend ist. Kommissionsarbeit gibt vertiefte Einblicke und die Möglichkeit, sich in einer kleinen, aber vielfältigen Runde auszutauschen und zusammenzuarbeiten.
 
Spannend mitzuerleben ist ebenfalls die Arbeit des Büros, wo ich als Vizepräsidentin des Generalrats Einsitz habe. Bevor der Generalrat tagt, haben wir jeweils eine Bürositzung. Da werden die Traktanden festgelegt und der Ablauf der Sitzung geplant.

Was gefällt Ihnen weniger?

Ich bevorzuge eigentlich die Kommissionsarbeit, weil man da mehr bewirken kann. Im Generalrat selbst folgen die meisten dem Parteistrom, oder der ganze Rat war sich in allem einig, wie in der letzten Sitzung – aber vielleicht ist das, weil unser Gemeinderat so gute Arbeit leistet. Der Austausch mit den Generalräten von anderen Gruppen ist relativ gering. Im Grossrat ist das anders, da bewegt man sich auch während der Sitzung im Raum und sucht das Gespräch und schmiedet gemeinsam parteiübergreifende Vorstösse. Daran musste ich mich zuerst gewöhnen (lacht).

Was ist Ihre Motivation, sich für die lokale Politik und speziell für das Oberamt zu engagieren?

Die lokale Politik betrifft mich direkt, das motiviert mich natürlich. Ich möchte konkrete Ideen vorbringen und miterleben, wie diese umgesetzt werden.  Dies kann man in der Region viel besser mitverfolgen als zum Beispiel auf dem nationalen Parkett.

Ich war zudem lange in der Legislative, also im Parlament, und möchte nun einen Schritt weiter in die Exekutive machen und mehr Verantwortung übernehmen. Ich sehe das Oberamt als sehr vielfältigen Posten. Da gibt es einerseits das Tagesgeschäft, das erledigt werden muss und an sich schon spannend ist, und gleichzeitig sieht man im grösseren Rahmen, was in den Gemeinden und Verbänden des Bezirks läuft. Ich bin überzeugt, dass man im Oberamt viel bewirken kann und bin bereit, meine Energie dafür einzusetzen!  

Reicht die Zeit denn, neben dem operativen Geschäft noch grössere Veränderungen anzugehen?

Das Oberamt besteht aus einem Team, auch wenn der Kopf die Oberamtsperson ist – die auch den Kopf hinhalten können muss. Die täglichen Aufgaben werden, soweit ich das beurteilen kann, aufgeteilt und man arbeitet zusammen und muss auch delegieren können. Deshalb bin ich der Meinung, dass Zeit bleibt um Veränderungen bzw. Verbesserungen voranzutreiben.

Wo sehen Sie aktuell Handlungsbedarf im Seebezirk?

Einerseits im Gesundheitsbereich, denn die Bevölkerung wird immer älter und die Bedürfnisse ändern sich. Wir haben zwar Alters- und Pflegeheime, die sehr gut funktionieren, aber mobile Dienste wie die Spitex und Pflege zuhause werden wichtiger und sollten ausgebaut werden. Zudem gibt es immer weniger Allgemeinmediziner und Ärzte und zwei- oder mehrsprachige Gemeinschaftspraxen werden wichtiger.  
 
Die Mobilität, welche auch mit dem Tourismus zusammenhängt, wäre ein zweiter Bereich, in dem ich Verbesserungspotential sehe. Es hat zu wenig Velowege und zu viele Autos. Hier könnte man wohl einiges bewirken. Auch der öffentliche Verkehr könnte ausgebaut werden, so sind die Verbindungen nach Bern und Freiburg wichtige Anschlusspunkte. Und wieso nicht einen regelmässigen Ortsbus in den dichter besiedelten Gebieten? Wichtig wäre hier, klein anzufangen und erstmal zu schauen, ob ein Bedarf da ist. Das könnte sowohl die ältere und weniger mobile Bevölkerung ansprechen, als auch die Jüngeren, damit Veranstaltungen besucht werden können und man sicher wieder nach Hause kommt. Insbesondere für die Touristen und die Restauration würden sich autofreie Sonntage im Stedtli im Sommer lohnen.

Am wichtigsten ist der Austausch, denn die gemeinsame Ideenfindung kann unerwartete Lösungen bringen!

Wie würden Sie diese Herausforderungen meistern?

Schritt für Schritt, wie bei allen Herausforderungen im Leben. Zuerst ausfindig machen, wo welche Bedürfnisse bestehen, dann kleinere Versuche starten, Rückmeldungen abwarten und wo nötig zur definitiven Umsetzung die zusätzlichen finanziellen Ressourcen auftreiben. Am wichtigsten ist der Austausch, denn die gemeinsame Ideenfindung kann unerwartete Lösungen bringen und die Gemeinden sollten dafür zusammenarbeiten.
 
In meinen Augen ist die Rolle der Oberamtsperson, das Gespräch mit den verschiedenen Akteuren zu suchen, Kontakte zu knüpfen und Projekte voranzutreiben. Zudem muss man auch Krisenmanagerin, Ansprechperson und entscheidungsfreudig sein.  

Was machen Sie in Ihrer Freizeit als Ausgleich zu Politik und Arbeit?

Ich schwimme immer noch. Ich betätige mich gerne sportlich. Einerseits, weil es mir Spass macht und andererseits, weil es eine willkommene Auszeit für Kopf und Körper ist. Weiter mache ich gerne Ausflüge mit meinem GA. Meistens besuche ich Freundinnen und Freunde in anderen Städten oder gehe in die Berge. Allgemein reise ich gerne und lerne neue Kulturen kennen. Lesen gehört zu meinen Hobbys. Ach ja, und ich gehe gerne ins Kino!

Waren Sie also schon im Open Air Kino Murten?

Ja und ich habe keinen Tropfen Regen abbekommen! (lacht)