Go back
Vermischtes /Kolumne
René Merz

Wissen kreuz und quer: Smartphone Test in der Laupener Natur - Huawei P20 lite

Unser Regionaut René Merz hat das neue Smartphone aus China genau unter die Lupe genommen und in der Natur getestet. In diesem Testbericht deckt er dessen Vor- und Nachteile auf.

Unser Regionaut René Merz hat das neue Smartphone aus China genau unter die Lupe genommen und in der Natur getestet. In diesem Testbericht deckt er dessen Vor- und Nachteile auf.

Das bei der Firma Huawei in Shenzhen (Guangdong, China) hergestellte Smartphone P20 lite besticht durch seinen attraktiven Preis von rund CHF 260.-- (Okt. 2018)! Huawei (Gründer: Ren Zhengfei) beschäftigt 180'000 Mitarbeiter.

Ergonomie und Verarbeitung Gehäuse

Die Bodenfläche des Gehäuses fühlt sich an wie Glas. Die Oberfläche mit der Kerbe („Notch“) am oberen Bildschirmrand ähnelt dabei den Apple-Smartphones (iPhone X). Hält man das P20 am feinen Metallrahmen um Fotos zu machen, sollte jedoch streng darauf geachtet werden, dass es nicht aus der Hand gleitet. Dies spielt erst recht eine Rolle, wenn man sich über eine Brücke beugt, oder wenn es gerade für ein "Selfie" pressiert!

Eine zusätzliche Schutzhülle – jedoch ohne problematischen Kunststoffweichmacher (Phthalate) – gleich im Lieferumfang wäre kein Luxus. Eine elegante Lösung wäre auch eine Handschlaufe mit eingeflochtenen Textilfäden aus Memory-Metall, die sich mit Schalter rekonfigurieren lässt:

  • Über die Schmalseiten gestülpt, schützt die Schlaufe das Handy bei Sturz auf den Boden;
  • Schlaufe um das Handgelenk verhindert ein versehentliches zu Boden fallen.

Klangqualität des eingebauten Lautsprechers

 Für diesen Test haben wir einige Rock- und Pop-Musikstücke als MP3-files in den SD-Card Flash- Speicher des Gerätes geladen. Hört man sich die Musik direkt vom eingebauten Lautsprecher an, so ist die Qualität überzeugend. Sie ist sogar ähnlich gut, wie bei einem Konkurrenz-Smartphone. Leider wird der Bassbereich sehr schwach wiedergegeben:

  • 180 Hz noch gut hörbar
  • 150 Hz sehr schwach hörbar
  • 120 Hz unterste Grenze
Bei einigen spezifischen Frequenzen (790 und 1'580 Hz) hört man ein leises, periodisches Ticken. Sinustöne mit 440, 1'200 oder 3'500 Hz werden jedoch recht sauber ausgegeben (Foto: © 2018 by René Merz/Murten).

Der mitgelieferte Stereo-Ohrhörer ist leider nicht empfehlenswert. Ein älterer Ohrhörer (In-Ear) von Philips lieferte im Vergleich dazu erstaunlich druckstarke Bässe und sehr fein aufgelöste Höhen. Der Kopfhörer von Sennheiser (HD 25 SD) war soundmässig die noch signifikant bessere Kombination.

Bildqualiät Fotokamera

Das Display mit 5.84 Zoll Diagonale (148.3 mm) überzeugt durch gestochen scharfe Bilder. Das Seitenverhältnis ist 19:9 (Full-HD, 1'920 x 1'080 Pixel). Der Fotosensor der Fotokamera vermag jedoch Bilder „nur“ im Seitenverhältnis von 1:1.333 zu reproduzieren.

Zu Testzwecken wurden möglichts viele, verschiedene Foto-Sujets, bei Gegenlicht, Streiflicht und am frühen Morgen bei wenig Licht aufgenommen. Bei einem Schnappschuss mit einem Greifvogel über der Sense bei Laupen, geschah dann etwas sehr Eigenartiges: Das Foto zeigt den Vogel mit einer Art Geisterbild hinter seiner Flugrichtung, nur als schwacher Umriss erkennbar. Deutlicher zeigt dann die Ausschnittvergrösserung dieses Phänomen: Vermutlich schoss die Kamera kurz hintereinander zwei Bilder und kombinierte per Software (Algorithmus) die einzelnen zu einem ganzen Bild.

Ein Softwareupdate in naher Zukunft könnte diesen "Bug" jedoch fixen. Alle anderen 100 Test-Fotos und auch Makro-Fotos gelangen jedoch in einwandfreier Qualität!

Die Bildqualität der Videos ist für ein so kompaktes Gerät einwandfrei, auch die Bedienung ist sehr einfach.

Möglichkeiten der Apps

Verschiedene Apps von Google Play wurden ins Smartphone geladen und ausgetestet. Sehr praktische „Tools“ für Schule und Technik-Freaks sowie für Heimwerker und Ingenieure sind:

  • Wasserwaage "Level" aus Polen;
  • phyphox der RWTH Aachen mit vielen Apps wie Beschleunigungsmesser,

Tongenerator, Audioamplitude (Schallpegel), Oszilloskop etc;

  • EMF Detector zur Detektierung magnetischer Felder;
  • Color Grab (Loomatix.com): detektiert Farben von Gegenständen;
  • AspectraMini (jandrotek.de): ist ein einfaches Spektrometer.

Einstellungen

Unter „Anzeige“, dann "Augen schonen", steht: „Im Augen-schonen-Modus wird blaues Licht herausgefiltert, damit die Augen weniger ermüden. Eine gelbliche Färbung ist dabei normal.“

Tatsächlich deuten wissenschaftliche Untersuchungen darauf hin, dass starker Blauanteil im Display-Licht (weisser Hintergrund) bei langer Betrachtung die Augen schädigen kann.

Zudem bewirkt der Blauanteil im Lichtspektrum, dass der Gebrauch des Handys am Abend die Produktion des Hormons Melatonin bei Menschen dämpft. Vor allem ältere Leute haben als Folge leichter Schlafstörungen oder schlaflose Nächte.

Technische Daten

  • B x L x H: 71.2 x 148.6 x 7.4 mm
  • Gewicht: 145 g
  • Prozessor: Kirin 659 Octacore;
  • Betriebssystem: Android 8.0, EMUI 8.0 (besser bei Fotos, statt 8.1)
  • RAM-Speicher: 4 GB
  • Flash: 64 GB
  • Extern microSDTM-Karte: bis 256 GB
  • Dual-Kamera, 16-Megapixel;
  • 5.84" FullHD+ Display
  • Akku 3'000 mAh, Standby: 471 Stunden (GSM), 454 Std (WCDMA)
  • SIM: Nano-SIM + Nano-SIM / MicroSDTM-Karte
  • NFC: Ja
  • Fingerabdrucksensor
  • USB-Anschluss: USB Typ-CTM, USB 2.0

Fazit

Die chinesische Industrie zeigt hier ein exzellent gelungenes Smartphone. Dieses beweist, was heute modernste Elektronik und raffinierte Software bieten kann. So ist das Huawei P20 lite mehr als nur ein Handy oder Telefon. Zusätzlich ist es auch ein „Tricorder“ (Star Trek Enterprise, SiFi- Serie), eine Filmkamera, Fotoapparat, eine Fernsteuerung (Home-Automation), Game-Konsole, ein Sprach-Translator, HiFi-Recorder, Suchmaschine und Datenbank, etc!

Wo die Ingenieure beim P20 lite für die Version 2 noch nachbessern sollten:

  • Eine gewellte Griffausformung an den langen Schmalseiten, ähnlich Hydrogen One, Red (red.com)
  • Eine Art „small size airbag“, falls das Smartphone auf den Boden fällt
  • Ein Lautsprecher mit weniger Verzerrungen im Diskant- und lauter im Bassbereich
  • SCION(-TCP/IP) integriert (Prof. Adrian Perrig, ETHZ), für eine sichere Internetverbindung (scion-architecture.net)
  • Einfach auswechselbarer Li-Akku, oder Einsatz eines Super-Cap mit > 100'000 Ladezyklen