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Vermischtes /Kolumne
René Merz

Wissen kreuz und quer: Moderne Beleuchtung als Schlaf-Killer

Laut der NZZ vom 19.05.2015 beklagen ca. 25 % der Schweizer Schlafstörungen. Über 85-jährige seien doppelt so häufig betroffen wie 15- bis 24-jährige. Viele nehmen Schlaftabletten, um dem entgegenzuwirken. Wie es auch anders geht, zeigt dieser Artikel.

Laut der NZZ vom 19.05.2015 beklagen ca. 25 % der Schweizer Schlafstörungen. Über 85-jährige seien doppelt so häufig betroffen wie 15- bis 24-jährige. Viele nehmen Schlaftabletten, um dem entgegenzuwirken. Wie es auch anders geht, zeigt dieser Artikel.

Ein bisschen Physik zum besseren Verständnis

Je nachdem, in welcher Farbe unser Auge das Licht sieht, hat das Licht andere Spektralanteile. Weißes Licht beispielsweise besteht aus allen Wellenlängen des für den Menschen sichtbaren (elektromagnetischen) Spektrums mit dem Farbanteil rot (Wellenlänge 720 nm) bis zu den violetten Spektralanteilen (Wellenlänge 380 nm) des Lichtes. Morgens und abends beträgt die relative Lichtintensität der blauen und violetten (kurzwelligen) Spektralanteile des Sonnenlichtes nur 25 bis 30%, jene der orangen und roten Spektralanteile hingegen 75 %. Um die Mittagszeit überwiegen die violetten und blauen Spektralanteile (100 %) des Lichtes gegenüber den orangen und roten Anteilen (50 %). Abends verringern sich also die violetten und blauen Lichtanteile der Sonne stark! Dieser Lichtrythmus veranlasst den menschlichen Körper dazu, abends Melatonin (das Schlafhormon) zu produzieren (circadiane Rhythmik).

In der modernen Welt kann künstliches Licht die Nacht zum Tag machen und verkürzt so die Ruhepausen. Dabei kann die Qualität des Schlafes des Menschen verringert werden und der Körper folglich anfälliger für Krankheiten sein. Vor allem Leuchtstoffröhren (FL), starke Halogenlampen, Smartphone- und PC-Bildschirme und moderne LED-Lampen haben immer noch einen Blauanteil in ihrem Lichtspektrum! Auch die Strassenbeleuchtung kann stark genug durch offene Jalousienspalten dringen und somit das Einschlafen behindern oder die Durchschlafqualität einschränken.

Die alten Glühlampen (< 60 Watt) haben einen schwachen Blauanteil, jedoch einen starken gelb-roten und infraroten Farbabanteil in ihrem Emissionsspektrum. Ca. 90% der elektrischen Energie wird in Wärme und nur 10 % in Licht umgewandelt. Zudem ist das Spektrum schön linear ausgebildet. LED-Lampen können 90% der elektrischen Energie in Licht umwandeln. Im Gegensatz dazu haben Leuchtstoffröhren lückenhafte Spektralanteile (Abb. 2: alte FL-"Sparlampe" Philips). Das Spektralverhalten wurde an sechs verschiedenen Lampen-Typen getestet:

Fazit

Jede Lampe besitzt blaue Lichtanteile im Lichtspektrum. Auch bei den sogenannten "warm white"-LED- Lampen ist der Blauanteil aus meiner Sicht für den Abend zu stark ausgebildet. Dies ist jedoch kein Konstruktionsfehler, denn sie wurden ja auch als weiss strahlend deklariert.

Nach unseren Recherchen fand ich in der Schnelle keine LED-Lampe auf dem regionalen Markt, die für den späteren Abend geeignet ist. Um morgens und bei Nebel oder stark bewölktem Himmel der Winterdepression vorzubeugen, ist starkes, breitbandiges Licht unumgänglich. Tagsüber ist man so besser aufgelegt!

Nur eine eigens für den Test umschaltbare LED-Lampe (Abb. 6: Experimental) generierte im Abend-Modus keine blauen und violetten Farbanteile. Als Lösung könnte auch eine fernsteuerbare, vernetzte RGB-LED-Lampe dienen. Diese kostet jedoch noch deutlich mehr als CHF 20/Stück!

Einfaches Rezept statt Schlaftabletten für guten Schlaf:

  • Abends ab ca. 19:00 Uhr keine Bildschirmarbeit
  • Nur Fernsehen, wenn der Monitor mindestens in 2.5 m Distanz zum Betrachter steht; abschalten ab 22:00 Uhr
  • Ab 20:00 Uhr Licht dämpfen, keine Halogen- oder FL-Lampen eingeschaltet lassen
  • Nur LED-Lampen 4.3 Watt "warm white" oder schwache Glühlampen (40 Watt) verwenden
  • Genügend körperliche Tätigkeiten tagsüber; viel laufen, abends entspannen!

Quellen:

NZZ

Wikipedia (Melatonin)

National Institutes of Health

Weitere Informationen zum Thema Melatonin: 

meinwegausderangst.de/melatonin