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Die SP und der Wolf

Wolf – ein reisserisches Thema. Bei Wolf Biogemüse geht es aber in keiner Weise um Rudel, Jungwölfe und Bestandsregulierung, sondern um eine nachhaltige, biologische Versorgung der Kundschaft mit Gemüse: Manfred Wolf gewährt Einblick in die neuste Produktionsstätte seiner Firma.

von Alexander Schroeter
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Die Pro Natura-Präsidentin und der Wolf: Manfred Wolf (2.v.l.) begrüsst die SP See; mit dabei: Ursula Schneider Schüttel (l.), Präsidentin von Pro Natura. (Bild: Adrian Marti)

Wolf – ein reisserisches Thema. Bei Wolf Biogemüse geht es aber in keiner Weise um Rudel, Jungwölfe und Bestandsregulierung, sondern um eine nachhaltige, biologische Versorgung der Kundschaft mit Gemüse: Manfred Wolf gewährt Einblick in die neuste Produktionsstätte seiner Firma.

Warum in die Ferne schweifen: nach diesem Motto führte der Jahresausflug der SP See Ende September sozusagen gleich vor die eigene Haustür. Angesagt war eine Betriebsbesichtigung in den neuen Gewächshäusern der Firma Wolf Biogemüse AG in Muntelier. Vor rund einem Jahr begann der Bau, und jetzt konnte in den neuen Gewächshäusern schon mehrfach geerntet werden.

Noch führt der Zugang über eine steinige Buckel-Piste, da das Gewächshaus noch eine Verarbeitungshalle erhalten wird. «Die Baubewilligung liegt seit dieser Woche vor», verkündet Wolf zufrieden. Und so wird man im Moment beim Eintritt in den ersten von sechs Sektoren der Halle gleich von einem Auberginenwald in begrüsst. Sieht sehr schön aus, sei aber kaum rentabel, erklärt Manfred Wolf. Er ist Initiator dieses neuen Gewächshauses, mit dem er einen dritten Produktionsstandort für seine Firma eröffnete.

Wolf, der Zahlen-Crack
Apropos ‘rentieren’: Kilopreise pro Quadratmeter, Anbau- und Erntewochen, Renditen, Margen, darüber weiss Wolf viel zu erzählen. Immer wieder rechnet er schnell vor, warum mit welchem Gemüse wie viel Ertrag zu erwirtschaften ist. Aber auch, welchen negativen Effekt sich ergibt, wenn Jungspinat in 300g-Säckchen in den Verkauf kommen, dann aber, weil die abgepackte Einheit für den Geschmack der Kundschaft zu gross, massenhaft abgeschrieben werden muss.

Raffinesse inklusive
Abgesehen von den spannenden Infos zu Gemüseanbau und -handel: Das Gewächshaus selbst ist ein technisches Wunderwerk. So dienen etwa die Heizungsrohre als Schienen für die Pflück- und Unterhaltswägelchen. Da diese Rohre aber beim Präparieren des Bodens nach der Ernte stören, können sie in die Höhe gezogen werden, wodurch die ganze Fläche eines Sektors ungehindert bearbeitet werden kann.

Ausgeklügelt ebenfalls das Bewässerungssystem und das Klimamanagement: Jeder Sektor kann ja nach den Bedürfnissen der aktuellen Gemüsekultur feucht-warm oder trocken-kühl gehalten werden. Und damit der Boden nicht einfach auslaugt – ja: die Pflanzen wachsen in echter schwarzer Seeland-Erde – wird die Natur zu Hilfe genommen. Nach einer gewissen Zeit wird Hanf angepflanzt. Hanf sei eine Wunderpflanze, meint Wolf: mit ihren tiefen Wurzeln kann sie den Boden hervorragend sanieren, allfällige toxische Rückstände aufspalten und so ein nachhaltiges Bewirtschaften ermöglichen. – Das ist nicht zuletzt deswegen nötig, weil in diesen Gewächshäusern zur Rentabilisierung der Investitionen mindesten dreissig Jahre Gemüse angebaut werden soll. – Dass die Hanfpflanzen dabei auch CBD und THC produzieren, ist eigentlich nur eine angenehme Art von Nebenprodukt.

Das Gewächshaus, die Kathedrale
Dass die einzelnen Bereiche der Sektoren, die Abschnitte zwischen den tragenden Säulen, ‘Schiffe’ heissen, passt zu der erhabenen Stimmung in Wolfs Gewächshaus: Eigentlich eine Kathedrale, in der biologisch-nachhaltiges Gemüse mit einem minimalen CO2-Fussabdruck gedeiht. – Weniger erhaben sind hingegen die harten Fakts, die Wolf in Sachen Foodwaste präsentiert: Das Verhalten der Kundschaft und die vermeintlichen Qualitätsansprüche des Handels haben zur Folge, dass nur 45% der in der Schweiz angebauten Gemüse-Menge auch wirklich auf einem Teller landen. – Würden etwa bei den Rüebli, so Wolf, die angeblich von den Konsument*innen gewünschten Normen bez. Gewicht, Länge und ‘Gradheit’ nur leicht ausgeweitet, könnte er mit einem Schlag 20% mehr Ware liefern. Wolf, der Superrechner, rechnet es vor und erspart sich weitere Kommentare.

Säen, pflegen, ernten, Boden regenerieren – da capo: Die packenden und detailreichen Ausführungen von Manfred Wolf (l.). (Bild: Adrian Marti)