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Das 86. historische Murtenschiessen – eine Tradition die weiterleben soll

von Julia Senti
am
Das Wetter und die schöne Kulisse versüsst den Schützen den Tag.

Nach der Besammlung am frühen Sonntagmorgen (immerhin 08.00 Uhr), marschierten sowohl die geladenen Ehrengäste als auch die Schützenvereine, musikalisch begleitet von der Stadtmusik Murten und dem Tambourenverein, vom Primarschulhaus aufs Bodemünzi. Der Aufstieg auf den Stadthügel, vorbei an Mais- und Gerstenfeldern, mit wunderbarer Aussicht auf die Altstadt Murten und den an diesem Tag blauen See, hatte etwas Magisches.

Begrüssungsreden der beiden Präsidenten

Nachdem sich sämtliche Ehrengäste auf die als Sitzmöglichkeit dienenden Militärplanen niedergelassen hatten, hielt der Präsident der Murtenschiesskommission, Herr Heinz Thalmann, seine Begrüssungsrede. Er ermahnte, das Murtenschiessen müsse als langjährige Tradition weitergeführt werden und dankte den Anwesenden für ihre Präsenz und ihr Interesse. Gefolgt wurde seine Ansprache von einer zweisprachigen Rede des „premier citoyen“, dem Präsidenten des Nationalrates, Herrn Dominique de Buman aus Freiburg. Dieser legte unter anderem dar, dass der Terminus „Murtenschlacht“ dem eleganteren französischen Begriff „Bataille de Morat“ nicht ganz entspreche und verwies auf die blutige Bedeutung des Wortes, mit Verweis auf Schlachthäuser und altertümliche Waffen. Der Dirigent der Stadtmusik Murten stellte den Anwesenden danach erfreut sein neu komponiertes Lied „Das Murtenfähnlein“ vor, welches früher traditionsgemäss jeweils von Schülern bei der Rangverkündigung des Murtenschiessens gesungen wurde.

Waffen und Moral sind eng verwandt

Im Anschluss ergriff Pfarrer Johannes Zimmermann zur Feldpredigt das Wort und ermahnte, dass ein jeder Waffen besitze und es mit diesen vorsichtig und verantwortungsvoll umzugehen gelte. So müsse man sich bewusst sein, dass man mit blossen Worten oder seinen Händen jemanden verletzen könne. Er erinnerte ebenfalls, dass es in der menschlichen Natur liege, weiterkommen zu wollen, man dies jedoch nie auf Kosten von Mitmenschen tun solle. Nach Lied, Gebet und einer letzten Darbietung der Tambouren, wurde das 86. Murtenschiessen für eröffnet erklärt.

Friedliches Fest – möglich gemacht durch zahlreiche freiwillige Helfer

Bei Besichtigung der Schützenlinie mit dem empfohlenen Gehörschutz fiel auf, wie klein doch die lediglich 150m entfernten Scheiben scheinen. In Reih und Glied versuchten die Schützen, bei ihren 5 Scheiben pro Gruppe – jeweils zu zweit auf eine Scheibe zielend – ihr Glück. Strikte galt es, die Anweisungen des Schiessmeisters zu befolgen; während 4 Minuten durften die jeweils 12 Schüsse pro Person abgefeuert werden. Danach rannten fleissige Helfer des Turnvereins zu den Scheiben, installierten neue und übergaben die „verschossenen“ dem Schiessbüro zur Auswertung. Nicht zu vergessen sind die kleinsten Helfer, welche zwischen den Runden eifrig Patronenhülsen einsammelten und sich dann fröhlich über ihr als Dankeschön erhaltenes Helfersandwich hermachten. Ohne die zahlreichen Freiwilligen könnte so ein Anlass nicht zustande kommen. Insgesamt handelte es sich um ein fröhliches Zusammensein, das die Schützen schon vormittags mit Bier, Bratwurst und Nidlechueche genossen. Alle waren sie gespannt auf die Rangverkündigung um 16.00 Uhr und darauf, ob sie das Murtenfähnlein nachhause bringen würden.