Generationenwohnen ja - aber wie? und wo? und vor allem wer?
Die Interessengemeinschaft «Wir Wohnen Hier» lud am Montag zu einem interessanten Abend ein. Rund um das Thema Generationenwohnen und erschwinglicher Wohnraum wurde viel diskutiert und debattiert. Fazit: Zurzeit gibt es noch mehr Fragen als Antworten.

Die Interessengemeinschaft «Wir Wohnen Hier» lud am Montag zu einem interessanten Abend ein. Rund um das Thema Generationenwohnen und erschwinglicher Wohnraum wurde viel diskutiert und debattiert. Fazit: Zurzeit gibt es noch mehr Fragen als Antworten.
Ausgangs- und Angelpunkt des Abends bildete der Dokumentarfilm «Generationenwohnen – filmische Einblicke ins (Un-)gewohnte». In dem halbstündigen Film berichten 14 Protagonisten und Protagonistinnen zwischen 9 und 75 Jahren über ihre Erfahrungen mit generationenübergreifendem Wohnen.
Das Konzept des Generationenwohnen wurde von einer jüngeren Mutter treffend zusammengefasst. Sie meinte, dass in den letzten Monaten in der Wohngenossenschaft Geburten gefeiert wurden, es aber auch zwei Verstorbene zu verzeichnen gab. Die Veränderung und das Einstellen auf diese Veränderungen seien Bestandteil der Dynamik solcher Wohnformen.

Im Anschluss an den Dokumentarfilm sprach Jonathan Massonnet, Leiter des kantonalen Wohnungsamtes, in einem Referat über die Situation des Wohnbaus im Kanton Freiburg und über Fördermöglichkeiten des gemeinnützigen Wohnbaus. Das Fazit des Referates war, dass der Kanton Freiburg sowohl Personen als auch Bauherren Unterstützung bietet, diese aber angefordert werden muss. Tendenziell geht der Bestand an Leerwohnungen zurück. Eines der aktuellen Probleme im Angebot von Leerwohnungen besteht darin, dass viele ältere Leute in zu grossen Wohnungen leben, also in Vier bis fünf-Zimmerwohnungen - oftmals zu zweit oder gar allein.
Ein Umzug in eine kleinere Wohnung wäre sinnvoll, jedoch ist eine kleinere Wohnung meistens teurer als die bisherige Wohnung.
So bleiben viele Wohnungen schlecht ausgelastet. Generationen-Wohnungsprojekte könnten in diesem Zusammenhang durchaus eine Lösung sein.
Interessante Podiumsdiskussion
Der Höhepunkt des Abends war die anschliessende Podiumsdiskussion. Gemeinderat Markus Ith, Ursula Python (Bewohnerin eines Generationenhauses) und Jonathan Massonnet standen dem Publikum für Fragen zur Verfügung. Geleitet wurde die Diskussion von Pascal Känzig.

Eine Dame aus dem Publikum stellte eine Frage, welche sicher viele Murtnerinnen und Murtner beschäftigt. Und zwar erkundigte sie sich, wie es um die zahlreichen leerstehenden Gebäude wie etwa die Saia, Landi oder Fribosa stehe. Ob diese von der Gemeinde Murten für solche Wohnbauprojekte zur Verfügung gestellt werden könnten? Gemeinderat Markus Ith konnte sofort den Wind aus den Segeln nehmen. Diese Gebäude seien allesamt in Privatbesitz. Murten gelte als attraktiver Standort. Bei diesen Gebäuden werde in naher Zukunft sicher etwas laufen, aber wohl nicht im Sinne dieser Veranstaltung.
Mit diesem Statement wurde gleich die Problematik von gemeinnützigen Wohnbauformen angesprochen.
Der Wohnungsmarkt in der Schweiz ist mehrheitlich privat organisiert und auf Profit ausgerichtet.
Moderne Wohnformen scheitern am Gewinngedanken und dies obwohl gemeinschaftliche Wohnformen auf längere Frist durchaus rentabel geführt werden können. (unsere Region berichtete: Wir wohnen hier: Eine gute Idee nimmt Fahrt auf).
Es menschelt überall
Ursula Python ist Bewohnerin eines Generationenhauses im Kanton Bern und sprach von ihren Erfahrungen. Gleich zu Beginn relativierte sie die romantischen Erwartungen an neue Wohnformen: «Es ist schön, aber es menschelt überall.» Gleichwohl sei das Zusammenleben mit allen möglichen Altersgruppen bereichernd. Sie selbst wohnt in einer Wohnung mit eigenem Zimmer und Bad. Die Küche wird gemeinschaftlich betrieben so wie auch viele Begegnungs- und Versammlungsräume.
In ihrer Wohnsiedlung wohnen zurzeit 60 Familien und das Zusammenleben klappt sehr gut. Das Schlüsselwort ist Eigenverantwortung und Selbstverwaltung. Das Projekt begann vor über zehn Jahren als drei Familien zusammen eine neue Wohnform suchten. Heute sind es 60 Familien. «Alles beginnt damit, dass man einfach einmal etwas macht, die Initiative ergreift», so Ursula Python.

Die Vision als Ausgangspunkt
Alle Generationenwohnprojekte beginnen mit einer Vision: nämlich der Idee einer anderen Form des Wohnens und Zusammenlebens. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der alterspolitischen Ausrichtung auf «Zuhause alt werden» versprechen generationenübergreifende, gemeinschaftliche Wohnformen eine Antwort auf die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft.
Und hier kommt wieder die IG «Wir Wohnen Hier» ins Spiel. Obschon die Nische der gemeinschaftlichen Wohnformen in der Region Murten auf keinen Nährboden trifft, wie es Stephan Hayoz von der IG «Wir Wohnen Hier» in einem Statement erwähnte, gilt es am Ball zu bleiben. Die Hoffnung liegt auf privaten Haus- oder Grundstückeigentümern, welche ihren Besitz in eine neue Wohnform überführen möchten.

Auch der Verein «Coolinarik» war mit von der Partie. Als Vorfilm wurde der Verein kurz vorgestellt. Und obwohl der Verein nicht direkt mit dem Wohnungsbau zu tun hat, engagiert er sich in generationenübergreifenden Projekten. Was als lokale Initiative begann, wird nun zunehmend auch in anderen Regionen der Schweiz eingeführt (unsereRegion berichtete: Vom regionalen Pilotprojekt zum interkantonalen Verein).