«D'Omi geit i Rägeboge»: Ein einfühlsames Buch, um mit Kindern über das Ende zu sprechen
Eine Geschichte über das Leben, den Tod und die Kraft der Dankbarkeit – für Kinderseelen von 2 bis 102 Jahren
Eine Geschichte über das Leben, den Tod und die Kraft der Dankbarkeit – für Kinderseelen von 2 bis 102 Jahren
Die Murtner Schriftstellerin Karin Ledermann hat sich einem neuen Projekt gewidmet: einem Kinderbuch, das sich dem tiefgründigen Thema des Alterns und des Todes annimmt. Ihr Werk «D'Omi geit i Rägeboge» erzählt in einfachen, beseelten Worten eine Geschichte über das Leben, das Loslassen und die ewige Verbindung zwischen den Herzen. Wir sprachen mit der Autorin über ihre Beweggründe und die Botschaften, die sie mit diesem Buch vermitteln möchte.
Warum ein Kinderbuch über Endlichkeit?
unsereRegion: Karin, nach deinen Romanen und Kurzgeschichten hast du nun ein Kinderbuch geschrieben und illustriert. Was hat dich dazu bewogen, das Thema Altern und Tod in einem Kinderbuch anzugehen?
Ledermann: Das Sterben ist ein untrennbarer Teil des Lebens, und ich bedauere, wie nachhaltig dieser letzte Akt des Lebens oft ausgeblendet wird. Ich wünsche mir, dass wir offener über den Tod sprechen, uns mit unserer Endlichkeit auseinandersetzen und uns mit ihr anfreunden. Denn gerade diese Auseinandersetzung kann uns helfen, das Leben in all seinen Facetten noch intensiver zu geniessen.
unsereRegion: Das klingt nach einer sehr persönlichen Motivation. Gibt es etwas Besonderes, das dich zum Schreiben dieses Buches bewegt hat?
Ledermann: Das Buch ist ein Merci an das Leben; es ist in Demut und Dankbarkeit entstanden. Ich habe versucht, diese Dankbarkeit in die Worte und Zeichnungen einfliessen zu lassen. Ich bin dankbar für die Fülle meines Lebens und auch dankbar dem Tod, der sich in meiner Familie bisher an die altersgegebene Reihenfolge hält. Diese Dankbarkeit für das Leben und die Akzeptanz des Todes waren starke Antriebe für dieses Buch.
Mundart und Französisch: Eine Brücke der Herzen
unsereRegion: Dein Buch ist in Mundart und Französisch verfasst. Was hat dich zu dieser sprachlichen Entscheidung bewogen?
Ledermann: Ein Buch, das sich mit einem so sensiblen Thema auseinandersetzt und sich an Kinder richtet, will mit grosser Sorgfalt und Achtsamkeit geschrieben werden. Mundart ist meine Herzenssprache, daher lag es auf der Hand, die Geschichte so aufzuschreiben, wie ich sie erzählen würde. Da meine Familie Bilingue ist und nicht alle Deutsch sprechen, wollte ich die Texte unbedingt auch auf Französisch.
Gemeinsam lesen und darüber reden
unsereRegion: Das Buch erzählt vom Zyklus des Lebens, vom ‘Kommen und Gehen’. Wie können Eltern oder Bezugspersonen die Botschaft des Buches nutzen, um mit Kindern offener über die grossen Fragen des Lebens und des Loslassens zu sprechen?
Ledermann: Dieses Buch ist nicht dazu gedacht, es einem Kind einfach in die Hand zu drücken und es damit allein zu lassen. Es ist eine Geschichte, die Erwachsene Kindern vorlesen sollen, es ist eine Einladung, gemeinsam über das Leben, das Altern und das Sterben zu sprechen. Ich habe bewusst eine Person gewählt, die am Ende des Lebens steht, um den Einstieg in dieses noch immer mit Tabus behafteten Themas zu erleichtern.
Das Loslassen und die Freiheit des Lebens
unsereRegion: Du beschreibst eine Reise durch die Phasen des Lebens. Gibt es eine Botschaft, die eine besondere Bedeutung für dich hat?
Ledermann: Zwei Botschaften liegen mir besonders am Herzen. Die eine richtet sich an die Erwachsenen, die andere an die kleinen Leser.
Da ist zunächst der Dialog zwischen Kind und Omi. Das Kind bietet der Omi an: «Wenn du dann ganz alt bist und Hilfe brauchst, bin ich gross und kann dich unterstützen.» Die Omi lehnt jedoch ab und sagt: «Nein. Du wirst dein Leben leben und in die Welt hinausgehen.» Ich wünsche mir, dass wir unseren Kindern und Enkeln die Freiheit geben, ihr eigenes Leben zu gestalten. Wir sollten sie nicht an uns binden oder erwarten, dass sie sich für uns aufopfern. Das Leben lebt sich vorwärts, und wir sollten sie dabei unterstützen, ihren eigenen Weg zu gehen.
Den Kindern möchte ich vermitteln, dass ältere Menschen oft eine andere Perspektive auf das Leben und das Loslassen haben. Sie sollen wissen, dass leben Kommen und Gehen beinhaltet und der Gedanke, nicht mehr ewig hier zu sein, keinen Schrecken haben muss. Das Loslassen ist ein Teil des Lebens, man sollte sich nicht so sehr davor fürchten, auch wenn Loslassen halt immer mit Schmerz verbunden ist.
unsereRegion: Welche Reaktionen von Kindern und Erwachsenen würdest du dir am meisten wünschen, nachdem sie das Buch gelesen haben?
Ledermann: Mein grösster Wunsch ist es, dass das Buch einen Zugang schafft, um über das Altern und den Tod zu sprechen und sich mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen. Wenn dies geschieht, hat es seinen Zweck erfüllt. Ich wünsche mir, dass es in vielen Wohnzimmern, Bibliotheken, Altersheimen und Kindergärten ein Zuhause findet, wo Jung und Alt gemeinsam darin blättern können. Es soll Anstoss für wertvolle Gespräche geben und die Scheu, über den Tod zu sprechen, aufweichen.
D’Omi geit i Rägeboge
Omi va dans l’arc en ciel
Hardcover, 60 Seiten
Preis : Fr. 32.-
Bezug: texte.ledermann@gmail.com oder bei LILIES https://www.lilies.ch/
Deutsche Kirchgasse 5
CH 3280 Murten