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Neues aus der alten Stadtmühle: Murtner Museum fit für die Zukunft

Wie ein kleiner Wasserschaden den Weg für innovative Veränderungen ebnete

von Esther Zangger
am

Wie ein kleiner Wasserschaden den Weg für innovative Veränderungen ebnete

Heute Dienstag öffnet das Museum Murten nach sechswöchigen Renovierungsarbeiten wieder seine Türen. Vorerst wird ein Grossteil der Dauerausstellung zu sehen sein, während in einigen Bereichen noch Bauarbeiten stattfinden.

Das Museum Murten blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: 1839 eröffnet und seit 46 Jahren in der alten Stadtmühle beheimatet, dokumentiert es auf fünf Stockwerken mit über 10’000 Objekten im Bestand die Geschichte der Stadt und der Region Murten.

UnsereRegion hatte die Gelegenheit, mit Museumsleiter Denis Decrausaz über die Renovierungsarbeiten zu sprechen. Der 33-jährige Waadtländer studierte Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Lausanne und ist seit Dezember 2019 Leiter des Museums Murten.

Herr Decrausaz, was war der Anstoss zu einer Renovierung des Museums?

Ein Wasserschaden in einer Nasszelle war der ursprüngliche Auslöser. Diese Gelegenheit wurde genutzt, um das Museum zu modernisieren und zukunftsfähig zu gestalten.

Wie lange dauerte die Planungsphase des Projektes?

Von der Entdeckung des Wasserschadens bis zur Fertigstellung des Projekts verging ein Jahr. An einer Generalratssitzung wurde die Finanzierung geregelt und danach bei lokalen Handwerkern und Firmen je zwei bis drei Offerten pro Renovierungsbereich organisiert.

Museumsleiter Denis Decrausaz mit zwischengelagertem Büromaterial

Welche Verbesserungen wurden durch die Renovierungsarbeiten erreicht?

Die Arbeiten beziehen sich nicht auf die Dauerausstellung, sondern zielen darauf ab, die Empfangs- und Arbeitskonditionen innerhalb der Institution zu verbessern. Dazu gehören unter anderem die Renovierung der Toiletten, die Einrichtung eines Catering-Bereichs und die Ausgestaltung eines Sitzungsraums. Die Modernisierungen bringen die Infrastruktur auf den neuesten Stand.

Zusätzlich zu den Sanierungsarbeiten war es uns wichtig, das Museum als öffentlichen Ort für künftige Generationen nachhaltiger zu machen. Betreut wurde das Projekt von Michel Pellet, Liegenschaftsverwalter der Stadt Murten, und Architektin Alexa Dürig.

Können Sie uns konkrete Beispiele für diese Verbesserungen nennen?

Die Sanierung beinhaltete zum Beispiel das Verlegen neuer Fliesen in den Toiletten sowie das Freilegen historischer Balken, die nun den Charme des Gebäudes unterstreichen.

Aus der ehemaligen Hauswartwohnung wurde ein multifunktionaler Raum geschaffen, der jetzt als Büro, Bibliothek und Sitzungszimmer dient, dieser Raum kann auch für Pressekommuniqués genutzt werden. Vorher gab es kein Sitzungszimmer und kein Pausenzimmer für Mitarbeitende. Das Museum ist nun auch als Arbeitgeber à jour.

Ausserdem wurde ein Catering-Raum eingerichtet, der es ermöglicht, bei Apéros ressourcenschonender zu arbeiten. Diese Küchenecke ist nicht dafür gedacht, Menüs zu kochen, sondern um die Lieferungen unserer lokalen Anbieter warmzuhalten oder zu kühlen. Während des Lichtfestivals im Januar kann die Küche auch von den Serviceclubs genutzt werden, die heisse Suppe und Tee anbieten.

Während der Bauarbeiten wurde auch die Werkstatt aufgeräumt und besser organisiert, was den Aufbau von Ausstellungen und ihre Beleuchtung effizienter gestaltet. Unser langjähriger Profitechniker bringt seine Expertise auch in die Szenografie ein, somit können Qualität und Atmosphäre der Ausstellungen weiter verbessert werden.

Welche Herausforderungen gab es bei der Renovierung?

Für das Museum bestand das Ziel darin, die Arbeiten sauber durchzuführen und gleichzeitig die Dauer der Schliessung so kurz wie möglich zu halten. Eine grosse Herausforderung war dabei die Koordination der verschiedenen Handwerker. Wir konnten alle Fristen einhalten, was vor allem wegen der Asbestsanierung nicht einfach war. Während der Renovierung zogen unsere Büros mehrfach improvisiert um und die Mitarbeitenden und ich arbeiteten an provisorischen aus Festbanktischen bestehenden Schreibtischen (lacht).

Wie wirkt sich die Neugestaltung des Verwaltungsbereichs auf Arbeitsabläufe und Besucherbetreuung aus?

Die neuen Arbeitsbereiche erleichtern beispielsweise die Organisation von Team- und externen Sitzungen mit Kunstschaffenden, Fachleuten, Studierenden und Kooperationen. Bibliothek und Sammlung sind jetzt durch neue Konsultationsplätze leichter zugänglich.

Beim Besucherempfang ging es vor allem darum, die Empfangsbedingungen auf den aktuellen Stand zu bringen. Für die Besuchenden wurde die Bedienung des Lifts verbessert, in den Toiletten gibt es nun Wickeltische. Insgesamt wird das Museum durch die Renovierung inklusiver und für Besucherinnen und Besucher zugänglicher.

Worauf freuen Sie sich nach der Renovation persönlich am meisten?

Ich freue mich darauf, wieder normal arbeiten zu können und die Besuchenden im frisch renovierten Museum begrüssen zu dürfen. Ich freue mich auch darauf, wenn alles in Kisten zwischengelagerte Büromaterial wieder eingeräumt ist (lacht).

Was mögen Sie an Ihrer Arbeit im Museum Murten am meisten? 

Ich schätze die Vielseitigkeit meiner Arbeit, die von operativen bis hin zu strategischen Fragen reicht. Zwar ist die Arbeit manchmal anspruchsvoll und erfordert viel persönlichen Einsatz, doch mache ich sie mit grossem Enthusiasmus. Es ist ein Privileg, von meiner Leidenschaft leben zu können.

Worauf können wir uns als Nächstes freuen?

Es wird zwei neue temporäre Ausstellungen geben, die der lokalen Geschichte gewidmet sind: über die Uhrenfabrik Muntelier und -in Zusammenarbeit mit den Schülern der OS Murten- über die Geschichte der Frauen von Murten. Diese Projekte liegen mir besonders am Herzen, da sie zur Hauptaufgabe des Museums beitragen: die Geschichte und das Kulturerbe des Murtenbietes zu vermitteln und somit zu bewahren.

Zusätzlich sind wir daran, ein neues Buch über die Uhrenfabrik Muntelier zu veröffentlichen. Es dokumentiert die Geschichte dieser wichtigen Institution, die im 19. Jahrhundert mehr als 400 Arbeitende beschäftigte. Das Buch wird auf Französisch mit deutschen Infoboxen veröffentlicht. Ein deutsches Buch zum Thema ist seit Längerem erhältlich.

Das Museum Murten bleibt weiterhin Startpunkt des Rundgangs ‘Circuit Secret Murten’ (Anm.: ein geheimnisvoller leuchtender Rundgang durch sechs interaktive Räume in der Altstadt von Murten).

Vielen Dank für das spannende Interview sowie die Führung durch die Baustelle - und weiterhin viel Freude und Erfolg mit dem Museum Murten.

Kontakt

Museum Murten
Ryf 4
3280 Murten

Telefon 026 670 31 00

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