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DasDEPOT Murten - Neue Wechselausstellung «Antrieb: Muskelkraft»

Wie bewegte man früher schwere Lasten ohne Strom- oder Verbrennungsmotoren? Wie wurde Getreide ohne High-Tech-Maschinen gedroschen? Diese und weitere Fragen beantwortet die neue Expo im «DasDEPOT».

von Esther Zangger
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Wie bewegte man früher schwere Lasten ohne Strom- oder Verbrennungsmotoren? Wie wurde Getreide ohne High-Tech-Maschinen gedroschen? Diese und weitere Fragen beantwortet die neue Expo im «DasDEPOT».

Im Interview erzählt Museumsdirektor Leonard Riesen, warum ein alter Schlitten aus Salvenach für die Ausstellung von Bedeutung ist, wie viele Feuerwehrmänner früher für die Bedienung einer Handdruckspritze erforderlich waren und womit die Murtner Firma Laubscher in der Ausstellung vertreten ist.

«DasDEPOT»

1899 von der Jura-Simplon-Bahn gebaut, bietet das ehemalige Lokdepot hinter dem Bahnhof Murten die ideale Kulisse für Leonard Riesens Ausstellung. «Wir zeigen die Technikgeschichte des Bahn-, Strassen- und Seeverkehrs in der Drei-Seen-Region auf», beschreibt der junge Kurator die Exposition. So beherbergt DasDEPOT unter anderem auch eine Taucherausrüstung der beiden Franzosen Émile Gagnan und Jacques-Yves Cousteau. Leonard Riesen: «In den 1940er Jahren wurde von den beiden das Tauchen mit Sauerstoffflaschen entwickelt».

«Dank des Austauschs mit Fachpersonen, Zeitzeugen und Archiven entstand ein wertvolles Netzwerk», sagt Leonard Riesen. «So konnten wir unter den 80 Objekten und 100 Bildern auch solche aus dem Freilichtmuseum Ballenberg oder dem Schloss Greyerz für die Ausstellung gewinnen». Historische Fotos und Dokumente stammen aus der Freiburger Kantons- und Universitätsbibliothek, dem Museum für Kunst und Geschichte Freiburg sowie anderen Institutionen. «Oft ist es schwierig, diese zu finden. Jetzt konnten erstmals alle Objekte beschriftet werden», freut sich Leonard Riesen.

Vom Salvenacher Schlitten zu «Antrieb: Muskelkraft»

Gleiszangen, Zugleinen und Handkurbeln sowie Traginstrumente aus Korbgeflecht oder Holz demonstrieren den Einfallsreichtum vergangener Generationen. «Die Idee zum diesjährigen Sonderthema brachte uns der historische Schlitten aus Salvenach», erklärt Leonard Riesen. «Wir überlegten, was wir mit ihm machen und wie wir ihn in die Ausstellung integrieren könnten». Dadurch habe man gemerkt, dass weitere Ausstellungsobjekte einen Bezug zur beeindruckenden menschlichen Muskelkraft hätten. «So ergab sich eins zum anderen und wir riefen das diesjährige Thema ‘Antrieb: Muskelkraft’ ins Leben».

Mit Muskel-, aber auch mit geistiger Kraft restauriert Leonard Riesen seine Sammlerstücke bis ins kleinste Detail. «Das Restaurieren habe ich mir selbst beigebracht», erzählt der 16-jährige Entdeckergeist. «Schon als Kind haben mich Geschichte und Historisches fasziniert, ich habe auch immer gerne Dinge ausprobiert». Man müsse beobachten, wie andere es machen. «Mit der Zeit entwickelt sich dann das richtige Gespür von selbst».

Überraschende Objekte

Auch Privatpersonen tragen manchmal dazu bei, dass Artefakte den Weg ins 'Depot' finden. «Oft sind es coole Zufälle, das macht das Ganze interessant», sagt der Freiburger Gymnasiast.

Auf einem Wagen mit Holzspeicherrädern ist eine Handdruckspritze aus dem Jahr 1918 zu sehen. «Für ihre Bedienung waren 10 Männer erforderlich», erklärt Leonard Riesen. «Die Spritze wurde von der ältesten Werkstatt für Handdruckspritzen in der Schweiz, der Firma Schenk in Worblaufen, hergestellt». Eine Murtner Firma ist in der Ausstellung auch vertreten. «Die Nadel des handbetriebenen Grammophons aus den 1930er Jahren wurde von der Firma Laubscher hergestellt», sagt der aktive Teenager.

Koordination und Zeitmanagement

Seine Leidenschaft für Historisches führte Leonard Riesen bereits im Alter von 10 Jahren dazu, das Eisenbahn- und Sammlermuseum in Courlevon (ESMC) zu gründen – und so der jüngste Museumsdirektor der Schweiz zu werden. Daraus entstand später die Ausstellung 'DasDEPOT' in Murten. Heute ist das Museum als Verein organisiert und Mitglied im Verband der Museen der Schweiz.

Leonard Riesen jongliert geschickt zwischen Gymnasium und aufwändigem Hobby. Er erklärt: «Natürlich ist es manchmal etwas viel, all das zu bewältigen. Aber wenn man etwas gerne macht, geht es immer irgendwie», sagt er gelassen. Für die Zukunft des Museums wünscht sich Leonard Riesen, dass der Erfolg in Murten anhält. «Und ich wünsche mir, dass wir noch viele weitere interessante Objekte finden».

Geöffnet ist die Ausstellung bis zum 15. Oktober jeden Sonntag und Mittwoch, jeweils von 14.00 bis 16.00 Uhr.

Kontakt & Führungen
Das DEPOT.ch
Alte Freiburgstrasse 34
3280 Murten
Tel.: 079 961 47 31