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Murten Classics: Der Start im Schlosshof war schwungvoll, intensiv und malerisch

von Annina Martin
am
Ein Orchester im Schlosshof von Murten – das konnte man das letzte Mal 2019 erleben.

Nach verschiedenen Apérokonzerten (unsereRegion berichtete: Murten Classics: Standing Ovations am Apérokonzert in Muntelier, Murten Classics: Wenn ein Pfauenweibchen das Ensemble unterbricht) fand gestern das erste Konzert der Murten Classics im Schlosshof Murten statt – mit dem Titel "Mythologie/Inspiration".

Die Außentemperatur war sehr angenehm. Gerade richtig, um die Abendstunden draußen zu verbringen. Nahezu alle Plätze im Schlosshof waren besetzt. Das Personal der Murten Classics half den Besuchenden freundlich, die ihrigen rasch zu finden. Der Pianist Konstantin Scherbakov und das Sinfonieorchester "European Philharmonic of Switzerland (EPOS)" konnten für das Konzert gewonnen werden.

Um 20 Uhr begrüßte uns Daniel Lehmann, der Präsident der Murten Classics und noch amtierender Oberamtmann von Murten. Er betonte, wie sehr es ihn freue, dass in diesem Sommer erneut besuchte Konzerte möglich sind. Mehr als ein Jahr verbrachten wir ohne lebendige Kultur. Zwar gab es beispielsweise Liveübertragungen – doch konnte das Publikum den Musikern nicht unmittelbar applaudieren und seine Emotionen zeigen. Noch nie habe ein so großes Orchester bei den Murten Classics gespielt. Dies sei dem Einsatz des neuen künstlerischen Leiters und Dirigenten, Christoph-Mathias Mueller, zu verdanken. Zudem sei die diesjährige Orchesterbühne, im Vergleich zu den Vorjahren, anders konfiguriert. "Der Charakter des Festivals bleibt bestehen", so Lehmann, "doch es wurde ihm ein neuer Touch verliehen".

Als das erste Stück – die Konzertouvertüre "Oresteia" von Sergei Tanejew – erklang, wurde das hohe musikalische Niveau des Orchesters und das beeindruckende Können des Dirigenten Christoph-Mathias Müller deutlich. Es erklangen gekonnte Crescendi und imposante, majestätische Klangbilder – aber auch zarte Passagen der Streicher und der Harfe. Das Orchester erschuf ein intensives, harmonisches Klanggemälde.

Anhand des sich anschließenden Klavierkonzertes von Alexander Skrjabin wurde das gut aufeinander abgestimmte Zusammenspiel des Pianisten Konstantin Scherbakov und des Sinfonieorchesters deutlich. Es erklangen kraftvolle Solopartien des Pianos – aber genauso auch Passagen, in denen einzelne Instrumente des Orchesters klar erkenntlich wurden – beispielsweise ein Pizzicato der Streicher und im weiteren Verlauf Einsätze der Querflöte.

Krähen, Grillen und ein gutes Apéro

Während des Klavierkonzerts meldeten sich zudem weitere Stimmen zu Wort: Krähen, die über den Schlosshof flogen – und auch Grillen. Es schien fast so, als wollten erstere dem Konzert lauschen – und letztere es durch ihre Klänge bereichern.

In der Pause wurde im Lindensaal ein großzügiges Apéro angeboten. Die Abendstimmung war überaus schön und malerisch. Durch Kerzenlichter wurde sie noch verstärkt.

Im letzten Stück – "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgski – beeindruckte das Orchester durch Stimmungen, die von Fröhlichkeit bis Traurigkeit reichten; durch laute und leise Passagen. Alle Instrumente kamen zum Zuge, die Bläser übernahmen gekonnt verschiedene Solopartien.

Nach gut zwei Stunden erklang ein kräftiger Applaus. Die vier Bässe begleiteten die Besuchenden noch beim Hinausgehen. Ich freue mich mit den Musikern und den Initiierenden auf weitere schöne, stimmungsvolle Konzerte!