Interview mit Kurt Gloor - Ein Blick hinter die Kulissen des KiB

Herr Gloor, Sie sind Präsident und Gründungsmitglied des KiB in Murten, wo auch das Kellertheater Murten eingemietet ist. Wie kam das Kulturhaus im Beaulieu zu Stande?
Das ehemalige Gärtnerhaus im Beaulieupark wurde für die Expo 02 aufgerüstet. Im heutigen Foyer, also im früheren Stall, war während der Expo die «Ferme des enfants» integriert, wo Kinder unter anderem backen konnten. Vor dem Haus war ein Streichelzoo. Im oberen Geschoss, im heutigen Theatersaal, präsentierte die fenaco (Genossenschaft Schweizerische Agrargenossenschaft) ihr Informatik-Netzwerk der Schweizerischen Landwirtschaft. Im Oktober 2002 stand das Haus leer und die Gemeinde Murten hat den Raum zur Neunutzung und Vermietung ausgeschrieben.
Eine ad hoc gebildete Interessengruppe von kulturinteressierten Leuten, die mehrheitlich aus Kreisen des Kellertheaters Murten stammten, reichte bei der Stadt Murten ein Bewerbungsschreiben ein, in dem ein Projekt einer Kleinkunstbühne skizziert wurde. Einige Wochen später wurde ein Businessplan nachgereicht, der den Gemeinderat überzeugte. Im April 2003 wurde dann der Verein Kultur im Beaulieupark (KiB) gegründet.
Auf einer improvisierten Bühne und mit zusammengesuchten Stühlen fand das KiB am 13.September 2003 mit dem Stück «Der Kontrabass» von Patrick Süsskind in berndeutscher Dialektfassung mit Ruedi Meyer seinen Anfang.

Sie haben den Aufbau des KiB ohne anfängliche finanzielle Mittel oder Geldzusagen in die Hand genommen, wie haben Sie diese Herausforderung gemeistert?
Die Mittelbeschaffung ist immer eine schwierige Angelegenheit. Die Basis für den Erfolg ist ein seriöses Projekt, das einem allgemeinen Bedürfnis entspricht, aber auch das persönliche Engagement der involvierten Personen.
Einen Teil des Startkapitals erhielten wir von den Gemeinden Murten, Muntelier, Meyriez und Greng sowie vom Kanton Freiburg und der Lotterie Romande. Auch Geschäfte wie die Valiant Bank und das Möbelhaus Schwarz unterstützten uns. Letzteres spendete zum Beispiel die 100 Stühle, die heute noch im Konzertsaal stehen.
Die Stadt Murten als Eigentümerin der Liegenschaft sanierte im Sommer 2003 die Aussenhülle und das Dach und baute eine Heizung ein. Der Ausbau des Theater- und Konzertsaals wurde von vielen Freiwilligen in Eigenleistung erbracht, unter der fachkundigen Führung von Martin Gutknecht (Holzbau) und Markus Bongni (Technik).

Was ist Ihre Motivation, dieses Kulturzentrum seit Anbeginn als Präsident zu führen?
Es ist einerseits eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung als Gegenpol zum Berufsleben, anderseits sehe ich es auch als meinen Beitrag an unsere Gesellschaft, die mir in meinem Leben vieles ermöglichte.
Die Arbeit im KiB macht mir bis jetzt immer noch Spass. Eine Nachfolgeregelung muss jedoch nächstens angegangen werden. Wir freuen uns auf neue Kontakte mit motivierten Personen, die sich im faszinierenden Gebiet der Kleinkunst engagieren möchten.

Wie stellt sich der Vorstand zusammen bzw. sind immer genug Leute am Mitwirken interessiert?
Wir möchten den Vorstand gerne noch mit 2-3 Personen verstärken. Es scheint jedoch eine Zeiterscheinung zu sein, dass sich viele Leute nicht mehr gemeinnützig verpflichten und Verantwortung übernehmen wollen.
Viele Kulturschaffende und Theater sind besonders betroffen wegen den Einbussen im Zusammenhang mit Corona. Wie stemmt das KiB diese Durststrecke?
Im Frühjahr mussten wir einige Veranstaltungen absagen und die Saison abbrechen. Die laufenden Fixkosten konnten wir bis jetzt mit unseren Reserven abdecken.
Nun sind wir sehr froh, dass wir in unsere 18. Kultursaison starten konnten. Wir bieten ein attraktives Programm an und wünschen uns viele Besucher.
Programm: www.kib-murten.ch
Das Herbstprogramm des KiB ist ziemlich reichhaltig und farbig. Kann man eine Einschätzung bzgl. Kostendeckung für die Gastspiele prognostizieren?
Grundsätzlich ist es fast unmöglich, mit Veranstaltungen alleine genügend Erträge zu erwirtschaften. Entscheidend dabei sind auch die Anzahl Besucher. Unsere Finanzen stehen auf folgenden Standbeinen: den Beiträgen unserer Vereinsmitglieder, den Einnahmen aus den eigenen Veranstaltungen, den Mieterträgen von anderen Veranstaltern wie des Kellertheaters Murten oder des Vully Blues Club, sowie dem Unterstützungsbeitrag der Stadt Murten aufgrund unserer Leistungsvereinbarung. Die aktuelle Situation um Covid-19 erforderte ein umfangreiches, amtlich bewilligtes Schutzkonzept für alle Veranstaltungen im KiB, was unter anderem dazu führt, dass wir bis auf weiteres 30 bis 40 Prozent weniger Plätze anbieten dürfen. Wir blicken positiv in die Zukunft und hoffen, dass unsere Bemühungen durch eine hohe Besucherzahl honoriert werden.
Was möchten Sie uns noch sagen?
Der gesamte KiB-Vorstand wünscht sich ein vermehrtes Engagement von den Leuten insbesondere der jüngeren Generationen, und dass es auch in Zukunft weiter geht mit dem KiB. Neue Impulse und Energien sind eine wichtige Basis für sein Weiterbestehen.
Mein persönliches Highlight ist das faszinierende Spannungsfeld zwischen der Kulturwelt und der Businesswelt. Ich erhielt die Möglichkeit in zwei völlig unterschiedliche Welten einzutauchen und etwas zu bewegen. Eines unserer damaligen Ziele, aus dem KiB einen regionalen „Brand“ zu machen, haben wir sicher erreicht.
unsereRegion.ch dankt Kurt Gloor für das Interview und sein Engagement.