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Auslandmurtner: Fredi Bösch und Anita Bloch erzählen von ihrem USA-Abenteuer

Die beiden Murtner Fredi Bösch und Anita Bloch sind aus Murten weggezogen und ihre Geschichte im Ausland begann 1978 in San Francisco. Hier erzählt Fredi Bösch ihre Story.

von Marianne Oppliger
am

Die beiden Murtner Fredi Bösch und Anita Bloch sind aus Murten weggezogen und ihre Geschichte im Ausland begann 1978 in San Francisco. Hier erzählt Fredi Bösch ihre Story.

„1953 wurde ich zuhause an der Freiburgstrasse in Murten geboren. In meiner Jugendzeit besuchte ich die Primar- und Sekundarschule der Stadt Murten. Es folgte eine Ausbildung zum Werkzeug- und Formenbauer bei der Saia AG.

Nach meiner Abschlussprüfung im Jahr 1973 arbeitete ich ein Jahr als Werkzeugmacher in Morges. Der Hauptgrund war, Berufserfahrung zu sammeln und meine Französischkenntnisse zu verbessern. Letzteres hat nicht so gut geklappt. 1974 bin ich nach Murten zurückgekehrt und habe die nächsten vier Jahre für eine Firma in Cressier gearbeitet. Im Herbst 1975 lernte ich meine zukünftige Frau Anita kennen. 1978 verlobten wir uns und im selben Jahr nahm Anita einen Job als Au Pair in San Francisco an. Geplant war, dass Anita für drei bis vier Monate bei der Gastfamilie bleibt, und wir am Ende ihres Aufenthaltes noch ein paar Monate durch die westlichen Staaten reisen und dann nach Murten zurückkehren.

Nun, manchmal funktionieren die besten Pläne nicht wie vorgesehen. Wir kauften einen alten, gebrauchten Kombi und begannen unser Reiseabenteuer. Als es an der Zeit war, nach Hause zurückzukehren, entschieden wir uns für eine Reise nach Hawaii, da es nur fünf Flugstunden von San Francisco entfernt ist. Als wir von Hawaii zurückkamen, fand der Pleitegeier seinen Weg in unser Portemonnaie, und anstatt Geld von meiner Bank in der Schweiz überweisen zu lassen, hatte ich die verrückte Idee, im neuen und aufstrebenden Silicon Valley Arbeit zu finden. Durch meinen Beruf als Werkzeugmacher war die Jobsuche kein Problem. Es war etwas schwieriger, jemanden zu finden, der mich ohne Arbeitserlaubnis einstellen würde. Endlich fand ich eine kleine Firma, die mich anstellte und mir half, eine Arbeitsbewilligung zu bekommen. Da ich nicht wusste, wie lange dieses Unterfangen dauern wird, haben wir ein billiges Motel-Zimmer in einem nicht so guten Quartier gemietet. Nach ungefähr vier Monaten mussten wir die Einwanderungsbehörde in San Francisco aufsuchen, um meine Einwanderungspapiere fertigzustellen, und der Beamte fragte nach Anitas Status. Da wir damals noch nicht verheiratet waren, schlug er vor, dies gleich zu machen, damit Anita auch ihre Aufenthaltsbewilligung erhält.

Wir fuhren nach Hause, riefen zwei Freunde an und fragten, ob sie unsere Trauzeugen sein möchten und mit uns auf eine vier Stunden lange Autofahrt nach Lake Tahoe im Bundesstaat Nevada fahren wollen, um dort zu heiraten. Sie stimmten zu und am nächsten Tag fuhren wir los. Es war glücklicherweise Februar, und diese Gegend in der Sierra Nevada ist ein großes Skigebiet. Morgens um zehn haben wir geheiratet, und den Nachmittag und die nächsten paar Tage beim Skifahren verbracht.

Und wieder war es an der Zeit, sich für eine Heimkehr nach Murten zu entschließen. Wir entschieden uns aber, etwas länger zu bleiben und mieteten eine schöne Wohnung in San Jose. Nach ungefähr einem Jahr hatte ich die Gelegenheit, für ein großes Produktionsunternehmen in Mountain View zu arbeiten. Ich nahm die Herausforderung an und gleichzeitig kauften wir unser erstes Haus. Anita fand einen attraktiven Job in der Finanzabteilung einer Computerfirma.

Ein paar Jahre waren nun vergangen, und mittlerweile wurde ich in die Leitung der Konstruktions- und Fertigungsabteilung befördert. Es war eine sehr interessante Zeit, in den 80er-Jahren in der Computerindustrie zu arbeiten. Vielfach sahen wir die neusten Erfindungen Monate, bevor sie an die Öffentlichkeit gingen.

1985 verkauften wir unser Haus in San Jose und bezogen eines in Cupertino, um näher beim Arbeitsplatz zu sein. Es befand sich ein paar Straßen entfernt von einer kleinen Computerfirma mit einem komischen Namen: Apple. Nachdem ich für mehrere Jahre angestellt war, gründete ich 1991 mein eigenes Ingenieurbüro in Sunnyvale. Auch hier wurde es nie langweilig. Wenn man Computer- und Elektronikhersteller als Kunden hat, wird man immer wieder mit neuen Aufgaben herausgefordert.

Schreiten wir ein paar Jahre voraus. Ein neues Jahrtausend verlangte eine neue Herausforderung. 2001 verkauften wir unser Geschäft und unser Haus und zogen ohne jegliche Pläne nach Arizona. Wir haben ein Haus gemietet, nur um einen Platz zum Aufbewahren unserer Sachen und eine Postanschrift zu haben. Das nächste Jahr verbrachten wir mit Reisen durch die USA und einer ausgedehnten Reise in den Südpazifik.

Nachdem wir ein Jahr lang Spaß hatten, kauften wir ein Haus in Scottsdale, und ich verbrachte den größten Teil eines Jahres damit, es komplett umzugestalten und eine Werkstatt für mein Hobby beizufügen. Irgendwann war es an der Zeit, wieder mit der Arbeit zu beginnen. Anita begann, für ein Finanzunternehmen und später für die Mayo Clinic Medical School zu arbeiten. Ich startete freiberuflich als Ingenieur und habe mich intensiv mit der Entwicklung und Fabrikationsmethoden von Glasfasersteckverbindern beschäftigt. Ende letzten Jahres haben wir uns entschieden, alles an den Nagel zu hängen und uns endgültig aus dem Berufsleben zurückzuziehen. Auch der Unterhalt eines großen Hauses mit Pool und einem umfangreichen Umschwung nahm zu viel Zeit in Anspruch. Also verkauften wir das Haus in Scottsdale und fanden ein schönes kleineres Haus in einem Resort in Vistancia, nördlich von Phoenix.

Anitas Arbeitgeber fragte, ob sie ein bisschen länger arbeiten könne, und nun endlich Ende September 2021 haben wir ein neues Kapitel in unserem Leben begonnen. In den letzten 43 Jahren haben wir sehr viel Lustiges und Abenteuerliches erlebt. Wir hoffen, dass es so weitergeht.“