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Swisspeaks 360 Ultratrail – Kurt Nadler und Cornelia Hauser mit Topleistungen

von Run & Walk Kerzers
am

Die Ultratrails in den Alpen fielen reihenweise der Coronakrise zum Opfer. Kein Tor des Géants im Aostatal, kein Ultra Trail du Mont Blanc – alles abgesagt. Umso höher ist es den Organisatoren im Wallis anzurechnen, dass der Swisspeaks Ultra Trail über verschiedene Distanzen in der ersten Septemberwoche durchgeführt wurde. Am Start auf die Bettmeralp um Mitternacht des 1. September standen etliche europäische Spitzeläufer*innen. Ebenfalls mit grosser Vorfreude und viel Respekt waren unsere beiden Ultratrailer von run&walk kerzers, Cornelia Hauser-Ruckli und Kurt Nadler. Bis zum Ziel in Le Bouveret am Genfersee erwarteten sie 314km, 22'800 Höhenmeter hinauf und 24'000 hinunter.

Zu Beginn Regen und in höheren Lagen Schnee sowie sehr tiefe Temperaturen während den Nächten erschwerten den Teilnehmern das Leben. An der Spitze legte der Andermatter Jonas Russi, im Vorjahr Zweiter, ein Tempo vor, dem zunächst keiner zu folgen vermochte. Noch vor Rennhälfte schloss der zweimalige Tor des Géants Sieger, der Italiener Franco Collé, zu Russi auf und während fast 200 km duellierten sich die beiden. Es gelang keinem, den Gegner entscheidend zu distanzieren. Gemäss Collé haben sie sich nach dem letzten Anstieg ca. 10 km vor dem Ziel geeinigt, dass dieses Duell zwei Sieger verdient hat. Gemeinsam erreichten sie in der unglaublichen Zeit von 62 Stunden und 46 Minuten das Ziel. Vorjahressieger Franco Mattiato folgte als Dritter mit fast 8 Stunden Rückstand.

Bei den Frauen lief die Langnauer Vorjahressiegerin Anita Lehmann ein einsames Rennen an der Spitze. Nachdem sie zwischendurch mit mehreren Stunden Vorsprung geführt hatte, wurde es zum Schluss nochmals relativ eng. Die Siegerzeit: 85 Stunden und 11 Minuten. Die Französin Claire Bannwarth wurde Zweite mit einem Rückstand von einer guten Stunde und die Schweizerin Emily Vaudan Dritte.    

Für die Daheimgebliebenen war es möglich, alle Trailrunner*innen auf einem Live Tracker mitzuverfolgen. Kurt Nadler lief ein regelmässiges Rennen und reihte sich zu Beginn unter den insgesamt 218 Gestarteten um Rang 30 ein. Trotz vieler Ultratrails machte er am Swisspeaks wieder viele neue Erfahrungen. So zum Beispiel, dass es unmöglich ist, in einem Zelt bei 0°C etwas Schlaf zu finden. Oder dass bei zunehmendem Schlafmanko plötzlich imaginäre Fabelwesen aus Stein und Holz auftauchen und die Erinnerung an zurückgelegte Streckenabschnitte plötzlich weg ist.

Grosse Bedeutung kommt der Verplegung zu. Dies war an 28 Verpflegungsposten, davon 5 Life Bases, möglich. Am Start deponiert jeder Teilnehmer eine grosse Tasche mit allem Nötigen, das unterwegs gebraucht, aber nicht mitgetragen wird. Diese Tasche wird vom Veranstalter jeweils zur nächsten Life Base transportiert. Im Laufrucksack obligatorisch mitgetragen werden Getränke, Stirnlampe, Natel, Mütze, Mundschutz (!), usw. Die Möglichkeit zur Deckung des grossen Kalorienbedarfs wird in den Berghütten ausgiebig genutzt. Nicht alles, was während eines Ultratrails gegessen wird, läuft unter der Kategorie Sporternährung. Kurt hat u.a. während des Swisspeaks fünf Portionen Raclette verdrückt.

Wichtige Rollen spielen bei einer solchen Mammutveranstaltung die unermüdlichen und besorgten Helfer*innen, die sich während mehreren Tagen und Nächten um die Läufer kümmern, sie verpflegen, aufmuntern und zum Weiterlaufen motivieren.

Oft läuft man(n)/frau allein und einsam über Bergspitzen und durch Täler. Oft aber auch zusammen mit Konkurrenten oder besser gesagt Lauffreunden. Manche gehen stumm ihres Weges, andere schaffen es, ununterbrochen zu plaudern. Kurt lief auf der zweiten Hälfte praktisch den ganzen Weg mit Denise Zimmermann, der besten Schweizer Ultraläuferin des letzten Jahrzehnts. Sie hält den CH-Rekord im 24 Stundenlauf und gewann 2014 den Irontrail in Graubünden overall, d.h. vor allen gestarteten Männern. Gegenseitig motivierten sie sich bis ins Ziel in Le Bouveret, wo sie nach 92 Stunden und 59 Minuten ankamen. Kurt erreichte damit den 20. Rang bei den Männern und den 2. Rang in seiner Kategorie Master 2 Hommes.

Cornelia startete ebenfalls das zweite Mal am Swisspeaks. Wie für die meisten Teilnehmer hat das Ankommen innerhalb der gesetzten Limite oberste Priorität. Mit viel Willen und Kampfgeist hat sie dieses Ziel auch 2020 problemlos erreicht. Mit einer Zeit von 115 Stunden und 15 Minuten gewann sie souverän ihre Kategorie Master 2 Femmes. Zugesetzt haben Cornelia vor allem der Schlafmangel, die grosse Kälte in den Nächten und die teils schneebedeckten und vereisten Wege.

Neben der Müdigkeit, dem Kämpfen, den kleinen Bobos gibt es für alle Trailrunner viele Momente des Geniessens. Die wilde, aber sehr schöne Landschaft des Wallis, Mondscheinnächte und Sonnenaufgänge, die wärmenden Strahlen während des Tages, Helfer*innen, Angehörige und Zuschauer unterwegs – das alles hilft ungemein. Die grösste Genugtuung wartete aber immer im Ziel, wenn du es wieder einmal nach vielen Stunden geschafft hast und alles unfall- und verletzungsfrei gelaufen ist – du bist Finisher beim Swisspeaks 360.

Strecke

Rangliste

Bernhard Müller