Finger weg vom Erfolgsmodell Schweiz
Leserbrief von Philipp Wieland, Grossrat Freiburg zur kantonalen Initiative mit dem Titel “Für einen Mindestlohn” vom 30. November 2025
Leserbrief von Philipp Wieland, Grossrat Freiburg zur kantonalen Initiative mit dem Titel “Für einen Mindestlohn” vom 30. November 2025
Die Mindestlohn-Initiative im Kanton Freiburg mag gut gemeint sein, doch sie schadet genau jenen, die sie schützen will. Unser bewährtes System der Sozialpartnerschaft funktioniert: Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände handeln innerhalb der Gesamtarbeitsverträge (GAV) faire Mindestlöhne und umfassende Arbeitsbedingungen aus – ausgewogen, praxisnah und für ganze Branchen verbindlich. Dieses Modell schafft Stabilität und soziale Ruhe. Ein staatlich diktierter Mindestlohn würde dieses Gleichgewicht zerstören.
Gerade heute, im Umfeld eines massiven Fachkräftemangels und historisch tiefen Arbeitslosenzahlen, müssen Unternehmen attraktiv sein, um Mitarbeitende zu finden. Sie bieten bereits jetzt hohe Löhne, flexible Modelle und zusätzliche Leistungen, weil der Markt es verlangt. Wer mehr bezahlen kann, tut es längst. Und wer es nicht kann, gerät mit einem staatlich festgelegten Mindestlohn in existenzielle Probleme.
Was dann geschieht, zeigt das Beispiel Basel unmissverständlich: Nach Einführung des Mindestlohns mussten Taxiunternehmen Angestellte entlassen. Viele Fahrer wurden in die Scheinselbstständigkeit gedrängt – ohne Sicherheit, ohne Schutz, ohne Perspektive. Die vermeintlichen Gewinner sind die ersten Verlierer.
Hinzu kommt: Ein gesetzlicher Mindestlohn erhöht die Kosten gerade für KMU mit kleinen Margen – Gastronomie, Detailhandel, Pflege. Viele Betriebe können diese Mehrbelastung nicht stemmen. Die Folgen: Stellenabbau, gekürzte Arbeitszeiten oder Automatisierung. Andere Unternehmen geben die zusätzlichen Kosten über höhere Preise an die Konsumenten weiter – was wiederum die Inflation antreibt und besonders einkommensschwache Haushalte trifft.
Und schliesslich droht eine Abwanderung von Unternehmen in Kantone oder sogar Länder ohne Mindestlohn. Das kann sich unser Wirtschaftsstandort nicht leisten.
Fairness und soziale Sicherheit entstehen nicht durch starre staatliche Vorgaben, sondern durch unsere starke Sozialpartnerschaft, die flexibel verhandelt und Verantwortung übernimmt. Deshalb braucht es am 30. November ein überzeugtes Nein.
Philipp Wieland, Grossrat FDP, Cressier