Go back

Anno 1919 – Die SP See feiert Geburtstag

Zum 100-jährigen Jubiläum hat sich die SP See mit einem spannenden Vortrag von Andreas Gross, Historiker und ehemaliger, langjähriger Nationalrat, beschenkt. Gross sass von 1991 bis 2015 in der Grossen Kammer.

von Alexander Schroeter
am
V.l.n.r.: Antonin Lederrey (Vully), Andy Gross, Alexander Schroeter (Murten), Beat Winterberger, Chantal Müller (Präsidentin SP See & Grossrätin), vorne: Bernadette Müller (Grossrätin, Murten), Ursula Schneider-Schüttel (Nationalrätin), Susanne Genner

Zum 100-jährigen Jubiläum hat sich die SP See mit einem spannenden Vortrag von Andreas Gross, Historiker und ehemaliger, langjähriger Nationalrat, beschenkt. Gross sass von 1991 bis 2015 in der Grossen Kammer.

Die SP See lud zur Jahresversammlung ins Rathaus ein. Mit verschiedenen Berichten aus dem Nationalrat, dem Grossen Rat sowie den Gemeinden, wurde auf ein arbeitsintensives Jahr zurückgeblickt. Die Präsidentin, Chantal Müller, wies auf einige Highlights im Jahr 2018 hin. So etwa auf den erfolgreichen Ausgang der No-Billag-Initiative. Gleichzeitig wurde auf den Wahlherbst vorausgeschaut: Die SP See setzt alles daran, den Sitz von Ursula Schneider Schüttel im Nationalrat zu verteidigen.

Im Anschluss an die Jahresversammlung folgte ein überaus anregender öffentlicher Vortrag, der die Gründungszeit der Parteisektion beleuchtete. In groben Zügen und gleichzeitig gespickt mit spannenden Details, skizzierte der Gastredner Andreas Gross ein Bild der Schweiz vor 100 Jahren – im Jahr nach dem Generalstreik und dem Ende der ‘industriellen Massenschlächterei’ des 1. Weltkrieges.

Zu diesem Bild gehört etwa eine tief gespaltene Schweiz mit einer armen, Hunger leidenden Arbeiterschaft. So war z.B. um 1918 rund ein Drittel der Bevölkerung der Stadt Basel auf öffentliche Küchen angewiesen, um den täglichen Hunger zu stillen. Auf der anderen Seite gab es jene, die vom Krieg profitierten und – wörtlich – Kapital daraus schlugen. Dazu gehörten die Industriellen und die Bauern: Die Dividenden gewisser Industriezweige steigen in den Kriegsjahren um 16%, die der chemischen Industrie gar um 30%. Und die Löhne der Bauern wuchsen um das Sechsfache.

Gleichzeitig zerstörte der 1. Weltkrieg jegliche Möglichkeiten für einen Weg zurück: Die alten grossen Imperien – Österreich-Ungarn, das Zarenreich usw. – wurden zerschlagen, an ihre Stellen traten Republiken. – Zum Blick nach vorne gab es keine Alternative mehr. Einen gewaltigen Schritt nach vorne machte just in der Zeit auch die Arbeiterschaft: Trotz der wirtschaftlich misslichen Lage, entschied sie sich in einer Urabstimmung mit überwältigender Mehrheit dafür, den demokratischen Weg – den der Sozialdemokraten – und nicht den kriegerisch-revolutionären Weg der Kommunistischen Partei einzuschlagen. In diesem Umfeld ist die Gründung der SP Murten zu sehen und zu situieren.

Gross betonte allerdings wiederholt, dass noch genauere Untersuchungen angestellt werden müssten, um herauszufinden, wie stark Murten von dieser allgemeinen Lage in der Schweiz betroffen war und was genau den Ausschlag für die Gründung der hiesigen SP gab. Auf alle Fälle gelang es der neu gegründeten Partei rasch, im Generalrat und auch im Gemeinderat Einsitz zu nehmen. – Andreas Gross’ Einblick in die Schweiz Anno 1919 war so packend, dass man kaum spürte, wie schnell die Zeit während diesem einstündigen Vortrag verstrich.

Für die SP See geht das Jubiläumsjahr nun weiter – mit verschiedenen weiteren Höhepunkten. Ein Überblick über die weiteren Veranstaltungen – besonders sei auf die Besuche im Bundeshaus am 5.6.2019 oder am 16.9.2019 mit Ursula Schneider Schüttel hingewiesen – findet sich unter sp-see.ch