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Mehr über Murten und seine Geschichte erfahren

von Annina Martin
am

Über Murten Tourismus können verschiedene Stadtrundgänge gebucht werden (unsereRegion berichtete: Sonntage im Zeichen der Kultur - öffentliche Stadtführungen). Öffentliche Rundgänge werden ab 8 Personen angeboten – aber es ist auch möglich, einen Rundgang für weniger Personen zu buchen. Weitere Informationen dazu finden Sie hier!

Für meine Verwandten aus San Francisco, meine Eltern und mich buchte ich den Stadtrundgang «Das Original» auf Englisch. Um viertel nach zehn trafen wir unsere Stadtführerin vor dem Berntor, wo der Rundgang begann.

Gerne berichte ich von schönen Momenten und interessanten Facts, an die wir uns gewiss noch lange erinnern werden:

Wie Bern, Thun, Burgdorf oder Zofingen ist Murten eine Zähringerstadt. Die Zähringerstädte wurden bewusst so erbaut, dass die Wirtschaft florieren konnte. Wöchentlich oder auch mehrmals pro Woche fanden grosse Märkte statt.

Das Berntor-Schulhaus wurde im frühen 19. Jahrhundert erbaut. Vor ihm findet sich der Schulhausbrunnen mit einer Statue des Adrian von Bubenberg, der in den Burgunderkriegen (1474 bis 1477) eine zentrale Rolle spielte: Aus der Schlacht bei Grandson gingen die Eidgenossen als Sieger mit einer beachtlichen Kriegsbeute hervor, konnten den Burgundern aber nicht nachsetzen. Als Murten von den Burgundern eingenommen wurde, und sich eine erneute kriegerische Auseinandersetzung ankündigte, wurde Adrian von Bubenberg als Anführer der eidgenössischen Truppen von Bern nach Murten entsannt. Als die Eidgenossen die Burgunder angriffen, waren letztere – bis auf die Kavallerie – unvorbereitet. Während vergleichsweise wenige Eidgenossen fielen, starben in Murten mehrere tausend Burgunder.

Viele der eidgenössischen Soldaten hatten einen langen Weg hinter sich, als sie in Murten ankamen. Die Zürcher kamen zu Fuss, waren pressiert und haben, so erzählt man es sich, laut gerufen: «Ds Bode müend si!». Hierher stammt höchstwahrscheinlich der Name des Hügels «Bodemünzi», von dem eine prächtige Aussicht auf Murten genossen werden kann.

An den Sieg der Eidgenossen in Murten, am 22. Juni 1476, erinnert die jährlich wiederkehrende Solennitätsfeier, die in Murten eine grosse Bedeutung innehat. Jedes Jahr bereiten sich die Schulkinder während mehrerer Wochen auf sie vor und gestalten Feiern mit, in denen gesungen und getanzt wird sowie Reden gehalten werden. In viel früherer Zeit siedelten an den Ufern des Sees Pfahlbauer, später erbauten die Römer in der Nähe die bedeutsame Stadt «Aventicum». «Avenches» ist heute von Murten aus mit dem Auto in etwa 15 Minuten erreichbar.

Wir erfuhren, weswegen die Rathausgasse von vielen Murtnern «Elefantengasse» genannt wird, welche Rolle Murten im Leben des Johann Wolfang von Goethe und des bekannten Pfarrers und Schriftstellers Jeremias Gotthelf spielte, und wie sich die Patrizierfamilie von Graffenried im reformierten Murten für den Bau einer katholischen Kirche einsetzte.

Wir bestaunten das raffinierte Uhrwerk des Rathauses unterhalb der Stadtmauer und konnten auf einer Fotografie dasjenige der Uhr am Berntor begutachten. Letztere muss täglich neu aufgezogen werden.

Mehr möchte ich gar nicht verraten, sondern von Herzen empfehlen, selbst an einer der Stadtführungen durch Murten teilzunehmen!

Auch, wenn man schon länger vor Ort lebt – wie ich – kann man noch einiges an Neuem erfahren. Beispielsweise, wie schön es ist, wenn die Sonne abends die Farben der Fenster der katholischen Kirche einfängt und ihre Reflexion auf der Erde sichtbar wird.