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«DU» - Kunst am Bau im Längmattschulhaus

"Kunst am Bau": Das sind doch irgendwelche Betonreliefs an Aussenwänden von öffentlichen Gebäuden, die bei der Enthüllung ein Wow hervorrufen, nach zwei Jahren kaum mehr wahrgenommen werden, nach fünf Jahren unter einer Russ- und Moosschicht verschwinden und nach zehn Jahren teuer restauriert werden müssen. – «DU», die Spiegelinstallation der bekannten Künstlerin Christiane Hamacher, geht da ganz andere Wege.

von Alexander Schroeter
am
Die Gegenwart als Puzzle.

"Kunst am Bau": Das sind doch irgendwelche Betonreliefs an Aussenwänden von öffentlichen Gebäuden, die bei der Enthüllung ein Wow hervorrufen, nach zwei Jahren kaum mehr wahrgenommen werden, nach fünf Jahren unter einer Russ- und Moosschicht verschwinden und nach zehn Jahren teuer restauriert werden müssen. – «DU», die Spiegelinstallation der bekannten Künstlerin Christiane Hamacher, geht da ganz andere Wege.

In Murten - genauer im Primarschulhaus Längmatt - hängt seit Februar ein neuer Spiegel. Dabei geht es aber nicht einfach um einen alltäglichen Garderoben-Spiegel, sondern um eine knapp 10 m2 grosse, mehrfach gebrochene Spiegelfläche. Das Faszinierende: Die Installation bringt aussen nach innen, verschluckt einem, oder rückt einem zu jemandem hin, neben dem man gar nicht geht oder steht.

«DU» bist Teil des Kunstwerks

Das Kunstwerk trägt den Titel «DU». Im Unterschied zu vielen Spiegeln im Alltag soll «DU» anregen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Wer bin ich, wer bist du? Bin ich, was ich sehe? Bin ich noch die gleiche Person, wenn ich mich im «DU» später wieder sehe. So wird das Du, das sich vor das Kunstwerk stellt, ein Teil desselben – nie zweimal gleich, Licht und Umgebung ändern sich, andere Dus treten ins Bild. Und doch ist das, was man sieht ganz du oder ich, mit all den Veränderungen durch den Alltag, die Begegnungen, die Schule…

Platziert ist «DU» direkt am Übergang der beiden Gebäudeteile des Längmatt-Schulhauses, über dem Kreuzungspunkt zwischen der alten Treppe von unten und der neuen von oben.

Kunst am Bau – Freiwilligkeit zahlt sich aus

Im Rahmen der Sanierung des Schulhauses war 'Kunst am Bau' nicht gefordert. Unter Einhaltung des vom Kanton vorgegebenen Vorgehens erhielt das Projekt aber eine stattliche staatliche Unterstützung. Bedingung war etwa, dass in der Wettbewerbs-Jury - neben der Bauherrschaft und der Schuldirektion - auch ein kantonaler Experte Einsitz hatte. So half Ivan Mariano, der Murtner Direktor des Freiburger Museums für Kunst und Geschichte im Auftrag des Amtes für Kultur bei der Auswahl mit.

Die Künstlerin Christiane Hamacher aus Vallamand überzeugte die Jury mit ihrem Projekt einstimmig. Dass Christiane Hamacher als ehemalige Lehrerin für Gestalten an der Murtner Primarschule ein bisschen ein Heimspiel hatte, war im anonymisierten Verfahren nicht ausschlaggebend, aber ein schöner Zufall.

Ins Kunstwerk eintauchen, können vorläufig nur Lehrpersonen und Schüler*innen, da wegen der Pandemie-Schutzmassnahmen keine öffentlichen Besichtigungen durchgeführt werden können. – In dem Fall ist es nicht so schlimm, dass sich die Öffentlichkeit noch gedulden muss, da «DU» an seinem geschützten Ort weder Russ noch Moos ansetzen wird.