Vom Klang der Gedanken – Ein Leben auf und hinter der Bühne
Seit 45 Jahren begeistert der Kerzerser Liedermacher Rolf Gubler sein Publikum mit Songs, die Kopf und Herz bewegen
Seit 45 Jahren begeistert der Kerzerser Liedermacher Rolf Gubler sein Publikum mit Songs, die Kopf und Herz bewegen
Seit über vier Jahrzehnten steht Rolf Gubler, das Urgestein der Deutschfreiburger Liedermacher, auf der Bühne. Der pensionierte Heilpädagoge bewegt sein Publikum mit Liedern, die ebenso zum Nachdenken wie zum Schmunzeln anregen. Im Interview mit unsereRegion spricht Rolf Gubler über seine bewegte Karriere, seine Inspiration und Kraft, die ihn auch heute noch antreibt und über die musikalischen Zukunftspläne seiner Band.
Rolf, du stehst seit 1979 auf der Bühne. Deine Texte sind nachdenklich, humorvoll und hinterfragend. Welche Themen beschäftigen dich aktuell besonders?
Es sind vor allem zwei Hauptthemen: Zwischenmenschliche Beziehungen und die politische Entwicklung. Das Miteinander hat sich durch die sozialen Medien stark verändert, leider nicht zum Positiven. Ein Beispiel: Zwei junge Menschen treffen sich zum Essen, und kaum sitzen sie, werden die Handys herausgeholt. Kein Gespräch, kein Lachen – einfach kein echtes Leben mehr! Die Folge: Psychologen und Psychologinnen sind am Anschlag. Politisch sehe ich unsere Demokratien in Gefahr. Nur wer am lautesten schreit, wird gehört. Und davon gibt es leider genügend Beispiele.
Du hast in deiner Karriere mehr als 100 Lieder geschrieben. Gibt es ein Lied, das dir besonders am Herzen liegt?
‘Dire Adieu, c’est toujours mourir un peu’ war für mich nach einer langen Schaffenskrise ein Befreiungsschlag. Es sind diese Glücksmomente -wenn dir ein Lied quasi in den Schoss fällt- welche dich weitermachen lassen.
Hat sich deine Musik durch die Zusammenarbeit mit Künstlern wie Tinu Simmen oder Kurt Küng verändert?
Tinu und Kurt sind kreative Köpfe und musikalisch äusserst versiert. So kann es auch mal vorkommen, dass sich ein Song am Schluss völlig anders präsentiert, als ich ihn mir vorgestellt habe. Unsere Zusammenarbeit ist toll, und ich bin glücklich, dass wir nach vielen Jahren wieder zueinander gefunden haben. Wir kennen uns schon seit unseren ‘wilden’ Jahren, in denen wir 1983 in einem ausrangierten Kino in Vevey unsere erste Langspielplatte produziert haben - damals noch unter dem Bandnamen ‘Stacheldraht’. Heute sind wir passender als ‘Werte Herren’ unterwegs (schmunzelt).
Du hast dich in der Vergangenheit für die Cree-Indianer engagiert und bist bei gesellschaftlichen und politischen Demos aufgetreten. Welche Rolle spielt politisches Engagement heute in deiner Musik?
Inzwischen habe ich mich aus dem aktiven politischen Engagement zurückgezogen. Politik findet für mich heute eher im kleinen Kreis statt, am Küchentisch oder unter Freunden. Ich bin parteilos und will auch diese Freiheit behalten. Seit über 30 Jahren bin ich Mitglied von Greenpeace, aber ich glaube nicht, dass es für unser Klima hilfreich ist, wenn (bezahlte) Leute sich auf die Strasse kleben. 2015 habe ich eine CD mit deutschen politischen Texten aus der Zeit des Kalten Krieges aufgenommen, aber seither liegt mein Fokus woanders. An erster Stelle steht heute ganz klar die Familie.
Im November stehen drei musikalische Rundfahrten mit dem ‘MS Murten’ auf dem Murtensee an. Was inspiriert dich, Lieder und Geschichten in dieser Art zu präsentieren?
Es ist die einzigartige Atmosphäre einer musikalischen Rundfahrt auf dem Murtensee, die gemütliche ‘Stube’ des Schiffs und das enge Zusammensein mit dem Publikum – das ist etwas Besonderes. Ohne technische Hilfsmittel zu singen, macht die Verbindung noch intensiver.
Deine Kurzgeschichte "Seeüberquerung" erzählt von deiner Jugendzeit in Murten. Was hat diese Zeit für dich so prägend gemacht, dass sie heute noch in deinen Erzählungen vorkommt?
Mein Vater starb, als ich im Kindergartenalter war. Das war eine schwierige Zeit. Als Jugendlicher fand ich Halt in einer Gruppe, wir gründeten sogar ein Jugendhaus. Es gab erste Liebschaften, aber auch erste Abstürze. Wir fühlten uns frei und ungebunden, das war meine ‘Sturm und Drang’-Zeit. Und die Seeüberquerungen, die ich selbst oft gemacht habe, waren ein symbolischer Teil dieser Freiheit. Daraus habe ich eine Geschichte gewoben.
Was können deine Fans in Zukunft von dir erwarten? Gibt es neue Alben oder Kooperationen, auf die wir uns freuen können?
Anfang 2025 möchten wir unsere CD ‘Beau Rivage’ vollendet haben, und wir hoffen natürlich auf viele Auftritte.
Vielen Dank für das spannende Interview und weiterhin viel Freude und Erfolg mit deiner Musik!