Yvonne Kurzmeyer: Eine Frau – eine Tafel (Teil 1)
Das 20-jährige Jubiläum des «Suppentages» am 18. November 2023, jährlicher Höhepunkt der «Schweizer Tafel», liess uns das Gespräch mit der Initiantin dieses Projektes suchen: Yvonne Kurzmeyer aus Courgevaux
Das 20-jährige Jubiläum des «Suppentages» am 18. November 2023, jährlicher Höhepunkt der «Schweizer Tafel», liess uns das Gespräch mit der Initiantin dieses Projektes suchen: Yvonne Kurzmeyer aus Courgevaux
Auch wenn sie sich schon vor Jahren aus der aktiven Arbeit der Stiftung zurückgezogen hat, ist Yvonne Kurzmeyer unserer Bitte zu einem Gespräch nachgekommen. Ich treffe sie im Café Monnier in Murten. Draussen regnet es in Strömen, während wir es uns bei einem Vervaine-Tee im oberen Stock des Lokals gemütlich machen. In den vergangenen 20 Jahren wurde die engagierte Pionierin vielfach in den Medien vorgestellt und sogar für ihre Arbeit für die «Schweizer Tafel» preisgekrönt. Ich möchte heute vor allem den Menschen Yvonne Kurzmeyer kennenlernen, nachdem ich über ihr bekanntestes Projekt schon so viel in Print- und online-Medien lesen konnte. Rasch nimmt unser Gespräch Fahrt auf.
Die Initiantin im Porträt
Liebe Frau Kurzmeyer, wie beschreiben Sie sich selbst?
«Ich bin spontan, kontaktfreudig, verantwortungsbewusst, neugierig und harmoniesüchtig.» (Mein charmantes Gegenüber lacht herzlich.)«Es soll immer allen in meiner Umgebung gut gehen. Aber ich bin auch keine Mutter Theresa – die Menschen müssen schon auch selbst Verantwortung übernehmen. Ich möchte Dinge zum Besseren verändern, experimentiere gern und lasse mich gern auf Unbekanntes ein.»
Beim Erforschen neuer Dinge begleitet sie noch heute der Satz ihres Vaters: «Yvonne, überleg mal!»
Was ist Ihnen wichtig, was treibt Sie an?
«Mein Gerechtigkeitssinn ist stark ausgeprägt. Wenn etwas nicht richtig ist, muss ich etwas unternehmen. – Aber ich mische mich heute nicht mehr überall ein», relativiert die engagierte Macherin schmunzelnd.
Ich nehme Herausforderungen an und mag Innovation – aber ich muss dahinterstehen können.
Ihr Pioniergeist hat Yvonne Kurzmeyer schon an verschiedenen Projekten mitwirken lassen. So hat sie sich z. B. beim «Boutique-Boatel Attila» am Design- und Einrichtungskonzept beteiligt, mit einer Kollegin den Sprachen-Treff «Viel-Langues» in Murten initiiert und bereits an zwei Produktionen des Kellertheaters Murten mitgespielt – originellerweise als «Die Trägheit» im Stück «Die 7 Todsünden» ...
«Wenn mir etwas Neues sinnvoll scheint, probiere ich es aus. Wie damals in den Anfangsjahren der «Schweizer Tafel», als ich mir mehr Selbstorganisation im Team der Stiftung wünschte. Allen anfänglichen Zweifeln in Vorstand und Team zum Trotz kam das neue Konzept von mehr Selbstverantwortung und Selbststeuerung bei den meisten Beteiligten sehr gut an und zeigte erfreuliche Entwicklungen.»
Gibt es eine Entwicklung in Ihrem Leben, die Sie besonders wichtig finden?
«In jungen Jahren habe ich ein ‘normales’ Leben geführt – mit Familie, Hund, Haus und Garten. Ohne grosses Hinterfragen. Durch verschiedene Begegnungen mit ganz besonderen Menschen bin ich später zur Spiritualität gekommen. Das hat meinen Horizont enorm erweitert und meine Sicht auf viele Dinge verändert. Ich erlebe das Leben seitdem viel breiter und intensiver.»
Mein Gegenüber strahlt erfrischend und freut sich über ihre funktionierende Intuition, die ihre Umgebung allerdings immer wieder mal irritiert, beispielsweise, wenn sie spontan treffend Ereignisse vorhersagt.
«Viel gelernt habe ich aber auch schon sehr früh in meiner beruflichen Tätigkeit z. B. im Aussendienst-Verkauf und vor allem durch die Mutterschaft. Sie hat mich nochmal eine ganz andere Form der Liebe gelehrt.»
Was möchten Sie gerne noch mit uns teilen?
«Mich trägt die feste Überzeugung, dass jeder Mensch im Kern gut ist. Alle negativen Charakterzüge und Verhaltensweisen halte ich für die Folge von Erfahrungen und Erlebnissen, die die betreffenden Menschen prägen», beschreibt Yvonne Kurzmeyer ihr von Wertschätzung und Verständnis geprägtes Menschenbild.
Ich habe in meinem Leben nur wenige konkrete Vorhaben gehabt: Familie, Hund, Haus, Jeep. Die habe ich alle erreicht. Alles andere ist auf mich zugekommen, mir einfach geschehen.
«Durch den Beruf meines damaligen Mannes sind wir ca. alle vier Jahre umgezogen. Dadurch habe ich viele Kontakte aufbauen können, auf die ich heute zählen kann. Dieses funktionierende Netzwerk ist für mich sehr wertvoll und macht mich dankbar.»
Wie es zu der Projekt-Idee der «Schweizer Tafel» kam und welche Erfahrungen Yvonne Kurzmeyer mit diesem Projekt verbindet, lesen Sie im Teil 2 dieses Beitrags.
Mithelfen, mit anpacken
Wer sich für die Arbeit der «Schweizer Tafel» interessiert oder sich am «Suppentag» vom 18. November 2023 in irgendeiner Form beteiligen möchte, findet alle nötigen Informationen unter den Links unten. In Murten wird der «Suppentag» dieses Jahr unter der Schirmherrschaft des Lions Club Murten von 10:30 Uhr bis 14.00 Uhr im Hotel ‘Schiff am See’ ausgerichtet.
Informationen: