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Auslandmurtner: Die Reise und das Leben von Peter Beyeler

Ich heisse Peter Beyeler, bin 69 Jahre alt und lebe mit meiner Partnerin in Pretoria, Südafrika. Mit 22 Jahren bin ich von Murten ausgewandert. Ich erzähle Ihnen meine Geschichte.

von Marianne Oppliger
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Ich heisse Peter Beyeler, bin 69 Jahre alt und lebe mit meiner Partnerin in Pretoria, Südafrika. Mit 22 Jahren bin ich von Murten ausgewandert. Ich erzähle Ihnen meine Geschichte.

Ich bin am 2. August 1951 im Spital Merlach/Murten als erstes von vier Kindern geboren, in Murten aufgewachsen und habe die Primar- und Sekundarschule Murten besucht.
 
Mein Traum war es immer, Profifussballer zu werden, aber das hat leider nicht geklappt. Mit 16 Jahren habe ich eine Lehre als Chemielaborant bei der Firma CIBA GEIGY in Marly/Fribourg angefangen. Im selben Jahr wurde ich vom FC Fribourg eingeladen und bei den Top-Junioren angeschlossen. Sportlich war das ein riesen Erfolg. Ganz Murten war stolz auf Johnny, das war und ist immer noch mein "Nickname". Nach vier Jahren habe ich meine Lehre mit guten Noten abgeschlossen und wurde von der CIBA als Laborant angestellt. 1971 ging ich in die Rekrutenschule, die ich als Füsilier in Bern abgeschlossen habe. Nach der Zeit in der Armee arbeitete ich weiter und habe auch meine zukünftige Frau kennen gelernt. Das war die grosse Liebe und im September 1972 heirateten wir in der Katholischen Kirche in Murten.

Nebst Fussball waren Fischen und Pilze sammeln meine Lieblingshobbys. Ich habe meine Egli-Filets immer für gutes Taschengeld an das Hotel Murtenhof verkauft. Neu verheiratet, glücklich, aber mit dem Drang im Herzen, die grosse Welt zu sehen und vor allem Englisch zu lernen, hatten wir beschlossen, in ein Englisch sprechendes Land auszuwandern. Südafrika suchte damals viele qualifizierte Leute. Wir hatten uns beworben und wurden auch akzeptiert. Die ganze Familie und all unsere Freunde konnten es nicht verstehen. Doch unser Plan war, nur ungefähr drei bis vier Jahre zu bleiben und dann in die Schweiz zurückzukehren.

Am 10. Oktober 1973 war es so weit, wir flogen nach Johannesburg in ein neues, unbekanntes Leben. Die Flugkosten und ein Monat im Hotel wurde uns von der südafrikanischen Regierung bezahlt. In Johannesburg angekommen, ging es gleich los zu täglichen Jobinterviews in der Umgebung und auch in Pretoria, der Hauptstadt. Bei der deutschen Firma Siemens hatte ich zugesagt und meine Frau konnte da auch arbeiten, alles war super. Wir kauften ein Auto und so lernten wir langsam das riesige Land kennen. Am Jahrhundertfest 1976 waren wir für sechs Wochen zurück in Murten, aber dann ging es wieder ab nach Afrika. Im Jahr 1977 wechselte ich meinen Job, zu einer interessanten Arbeit bei der Firma BMW. Das war der Beginn meiner weiteren Karriere in der Automobil-Industrie.

Plötzlich hatte meine Frau riesiges Heimweh und wollte nach Hause zur Familie und ihren Freunden. Ich habe nachgegeben und im April 1979 sind wir in der Schweiz gelandet. Ich war nicht sehr happy. Interessante Arbeit fanden wir beide in Rapperswil, bei der Kolack AG, einer kleinen Lackiererei. Ich arbeitete dort nicht lange, denn Afrika war immer noch in unseren Herzen, und wir hatten beschlossen, wieder zurück nach Pretoria zu ziehen. Ende 1980 kam ein Job-Angebot von Nissan, das ich nicht ablehnen konnte. Neun Jahre lang war ich Laborchef und konnte dank Nissan die USA und Japan besuchen. 1985 und 1986 wurden unsere beiden Söhne Patrick und Daniel geboren. 

Im Jahr 1990 bin ich in Pretoria als Eigentümer in eine private Firma eingestiegen. Wir hatten eine grosse Lackiererei für Automobilteile, die Korrosionsschutz und Pulverbeschichtung angeboten hat. Im Jahr 2007 wurde uns in der Firma eine Offerte gemacht, um von einer Grossfirma aufgekauft zu werden. Das war wie ein Traum. Wir haben akzeptiert. Eine Bedingung war, dass ich als Technischer Direktor bleiben musste. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt 150 Angestellte. Leider ging 2008 meine Ehe in die Brüche und nach 34 Jahren kam die Scheidung. 2012 habe ich mich dann frühzeitig pensionieren lassen. Zu diesem Zeitpunkt war ich ganze 25 Jahre als Technischer Direktor in der Firma.
 
Kea, die Tochter meiner Partnerin Koketso, studiert jetzt das vierte Jahr an der Uni Stellenbosch in der Nähe von Cape Town. Meine beiden Söhne haben an der Uni in Pretoria studiert. Beide haben gute Jobs, sind verheiratet und ich bin auch schon Grossvater. 
 
Im Nachhinein glaube ich, dass es die richtige Entscheidung war, auszuwandern. Koketso und ich haben ein tolles Verhältnis und wir geniessen das Leben. Wenn ich nur an all die Safaris und Fishing Trips im ganzen südlichen Afrika denke, war es bestimmt der richtige Entscheid. Ich kann sagen, dass ich über 50 Mal den Krueger National Park besucht habe. 

Peter Beyeler aus Pretoria, Südafrika

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