Leserbrief: Vorsicht vor dem Bumerang-Effekt
Leserbrief zur Volksabstimmung «Für die Erhaltung des Greyerzersees und seiner Ufer» vom 28. September 2025 von Philipp Wieland, Grossrat Seebezirk.
Leserbrief zur Volksabstimmung «Für die Erhaltung des Greyerzersees und seiner Ufer» vom 28. September 2025 von Philipp Wieland, Grossrat Seebezirk.
Wer würde nicht den Greyerzersee schützen wollen? Doch die Initiative «Sauvez les Laviaux» ist der falsche Weg. Der See und seine Ufer sind heute bereits gut geschützt – durch Bundes- und Kantonsrecht sowie den kantonalen und regionalen Richtplan. Diese Instrumente haben in der Praxis gewirkt: Selbst das umstrittene Projekt «Goya Onda» wurde auf Basis der geltenden Regeln gestoppt.
Die Initiative will einen einzelnen Ort in der Kantonsverfassung verankern. Das klingt harmlos, schafft aber einen problematischen Präzedenzfall: Aus allgemeinen Prinzipien der Verfassung würde ein starrer ortsbezogener Verfassungsartikel geschaffen – mit Risiken für Rechtssicherheit und Verfahren. Genau davor warnen auch Regierung, Parlament und sämtliche Anstössergemeinden welche die Initiative ablehnen.
Praktisch hätte der Text einen lähmenden Effekt: Selbst kleine, sinnvolle Aufwertungen – sichere Seezugänge, Wegverbindungen, einfache Infrastruktur für Familien und Fussgänger – könnten mit Verweis auf den Verfassungsartikel blockiert und vor Gerichten in die Länge gezogen werden. Das schadet Bevölkerung, Naturbildung und sanftem Tourismus – ohne den Schutz der sensiblen Zonen tatsächlich zu verbessern, denn diese sind bereits bestens geschützt.
Statt Symbolpolitik brauchen wir gesunden Menschenverstand: klare Regeln, lokale Zusammenarbeit der Seegemeinden und eine differenzierte Lenkung, wie sie der regionale Richtplan vorsieht – Natur schützen, sensible Bereiche bewahren und den Zugang in geeigneten Abschnitten gezielt verbessern. So bleibt der See lebendig und für alle zugänglich.
Darum stimme ich am 28. September: Nein zur Laviaux-Initiative.
Philipp Wieland
Grossrat Seebezirk