Leserbrief: «Schmarotzer» - So treibt die SVP die Spaltung der Bevölkerung voran

Die Leute aus der Stadt seien Schmarotzer. Sie würden auf Kosten der Schweizerinnen und Schweizer auf dem Land leben. Das sagte uns Marco Chiesa, der Präsident der SVP, vor einigen Wochen. Wie unsinnig die Aussage ist, belegen allein schon die gewaltigen Agrarsubventionen, die zur Hauptsache aus den städtischen Räumen stammen. Und der Vorwurf wird nicht glaubwürdiger, wenn er von einem SVP-Präsidenten vorgetragen wird, der sich zwar in ein Bauernhemd kleidet, in Wirklichkeit aber mitten in der 62'000-Einwohner Stadt Lugano als Anwalt amtet. Gleichzeitig wirbt die SVP mit dem Slogan «Stadt und Land – Hand in Hand». Man ist versucht, das Ganze als lächerliches Stimmfangmanöver abzutun. Sollte man aber nicht. Denn hier leistet die Partei einer brandgefährlichen Spaltung des Landes Vorschub. Ich werde keine SVP-Politiker und -Politikerinnen wählen, solange er oder sie sich nicht deutsch und deutlich von diesem unseligen Ansatz distanziert.

Erwin Murer,
Murten