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Die Fastnacht Murten kommt ins Museum - vorerst aber nur für das 75 Jahre Jubiläum

Seit 75 Jahren sorgt die FGM dafür, dass am ersten Märzwochenende die Altstadt von Murten fest in der Hand der Narren ist. Wir haben mit dem aktuellen Präsidenten Stefan Büschi über die Entwicklung der FGM und deren nahe Zukunft gesprochen.

von Rainer Menning
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Die Fastnacht Murten begeistert jedes Jahr Tausende von Besucher. (Archivbild: Willi Piller)

Seit 75 Jahren sorgt die FGM dafür, dass am ersten Märzwochenende die Altstadt von Murten fest in der Hand der Narren ist. Wir haben mit dem aktuellen Präsidenten Stefan Büschi über die Entwicklung der FGM und deren nahe Zukunft gesprochen.

Die Fastnachtsgesellschaft Murten (FGM) gibt es bereits seit 75 Jahren. In dieser Zeit hat sich die Fastnacht von einem lokalen Anlass zu einem überregionalen Event gemausert. Die FGM hat viele Hochs und Tiefs erlebt, hat sich über die Jahre weiterentwickelt, war vor ein paar Jahren kurz davor auszusterben und wurde in einer neuen Besetzung «wiedergeboren».

Kurz vor dem Aus
Wir erinnern uns: Im 2017 stand die Fastnacht Murten auf der Kippe. Viele Mitglieder haben den Verein auf die Generalversammlung verlassen - aus unterschiedlichen Gründen. Etwas vereinfacht kann man im Nachhinein sagen, dass die Luft etwas draussen war. Die stillen Arbeiter der FGM stemmten Jahr für Jahr die Herkulesaufgabe der Organisation der Fastnacht und ernteten beinahe nur Kritik.

Schnell musste gehandelt werden, um den Fortbestand der Fastnacht zu sichern. Die Lösung wurde gefunden, in dem Mitglieder der Vereine der FGM sowie neue FGM Mitglieder in den neuen Vorstand gewählt wurden. Stefan Büschi erklärt die Organisation so: "Die FGM ist ein Verein, welcher Einzelmitglieder und Vereine/Zünfte als Mitglieder hat. Die verschiedenen Anlässe werden von den FGM-Einzelmitglieder organisiert und von den Vereinen/Zünften getragen und unterstützt." Dieses Modell der Organisation hat sich seit jeher bewährt, doch wurde in der Vergangenheit nicht mehr soviel Sorge dazu getragen.  Die FGM zählt zurzeit 26 Einzelmitglieder und 9 Vereine/Zünfte als Mitglieder, also ca. 400 Mitglieder.

Stefan Büschi (Archivbild: Willi Piller)

unsereRegion schaut mit dem aktuellen Präsidenten Stefan Büschi auf erfolgreiche Jahre zurück und auf hoffentlich viele weitere spannende Jahre der Fastnacht Murten.

Wird es einen speziellen Anlass zum Jubiläum der FGM geben?
Das Jubiläum der FGM werden wir während dem ganzen Jahr auf unterschiedliche Arten feiern. Es beginnt mit der Plakettenausgabe. Jede Clique, die ein Jubiläum hat, präsentiert jeweils am 26. Dezember die neue Plakette. Dasselbe gilt für den Hilari im Januar, der dieses Jahr durch die FGM organisiert wird. Dann wird es ein gemütliches einfaches Jubiläumsfest für alle Fastnächtler am See geben. Und als Highlight wird es im Februar und März eine Jubiläumsausstellung im Museum Murten geben.

Gibt es eine Publikation - eine Art Jubiläumsbroschüre - mit alten Aufnahmen?
Wir haben uns entschieden keine Publikation wie zum 50. Jubiläum zu machen. Sondern in Form einer grossen Ausstellung im Museum Murten die alten Zeiten aufleben zu lassen und den Besucher dieses schöne alte Brauchtum und die Tradition näher zu bringen. Diese Ausstellung wird über die Geschichte, die verschiedenen Vereine und Zünfte, die verschiedenen Bräuche (Fastnachtszeitungen, Schnitzelbänke, Prinzenpaare, Plaketten) mit Filmen und Fotos, sowie Geschichten und Utensilien auftrumpfen. Es ist eine Vernissage und eine Finissage geplant.

Schlüsselrolle und Bindeglied zwischen der FGM und den Fastnachtsvereinen - die Mitglieder der FGM. (Foto: Willi Piller)

Im 2017 wurde die FGM organisatorisch neu aufgestellt.
Wie du es richtig sagst, wurde der gesamte Vorstand im Jahr 2017 neuformiert und aufgestellt. Es waren zu dieser Zeit einige aktiv Mitglieder und Präsidenten oder Ex Präsidenten der Cliquen/Zünften mit dabei und haben sich im Vorstand für einen neuen Schub eingesetzt. Es konnten aber auch sehr viele neue Mitglieder gefunden werden und so ein Verein mit rund 26 Einzelmitglieder geformt werden. Noch heute sind einzelne, die am Anfang mit mir gestartet sind, im Vorstand dabei. Die Mehrheit konnte jedoch neu ins Gremium aufgenommen werden.

Was hat sich aus deiner Sicht in den letzten Jahren verändert?
In dieser Zeit wurden sehr viele strukturelle und organisatorische Änderungen diskutiert, geplant und umgesetzt. So wurden zum Beispiel die Statuten revidiert, die ganzen Weisungen und Reglemente aktualisiert und digitalisiert. Die Kommunikation intern und auch nach aussen (Internetseite, Social Media usw.) wurden neu organisiert.

Es gab eine Projekt Gruppe Fastnacht 2.0 welche sich Gedanken über die Fastnacht der Zukunft gemacht hat.

So konnten viele interessante Informationen gesammelt werden und einige davon bereits umgesetzt werden.

Wie macht sich das bemerkbar?
Während der Fastnacht, konnten bereits einige Änderungen, Anpassungen umgesetzt werden so wurde zum Beispiel der Narrentempel die letzten zwei Jahre durch die FGM organisiert und durchgeführt. Das Apéro Konzert am Sonntag vom Rathaus vor das Schloss umgesiedelt werden.

Die FGM ist das Rückgrat der Murtner Fastnacht. (Foto: Willi PIller)

Was sind die aktuellen Herausforderungen bei der Organisation des Grossanlasses Fastnacht Murten?
Die gesamten Abläufe und die Zusammenarbeit mit sämtlichen Blaulichtorganisationen, Gemeinde und dem Oberamt wurden überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht. So gibt es seit sieben Jahren ein komplettes neues Sicherheitskonzept, ausserdem ein Abfall- Reinigungskonzept und ein Toilettenkonzept. Die Herausforderungen sind diese Kosten welche immer höher werden zu stemmen und die stetig zunehmenden Anforderungen, Auflagen und Verbote zu meistern.

Was ist für dich persönlich wichtig an der Fastnachtsgesellschaft Murten?
Ein äusserst wichtiger Punkt für mich ist die Zusammenarbeit mit den Cliquen und Zünften oder schlicht mit allen aktiven Fastnächtlern. Das Bewusstsein, dass jeder einzelne von Ihnen durch die Mitgliedschaft im Verein ein Teil der FGM ist, konnte durch unermüdliches Erwähnen gestärkt werden. So haben wir heute die Abläufe und die Vorgehensweise langsam, aber sicher bei jedem aktiven Fastnächtler ins Bewusstsein gebracht.

Wir alle sind FGM ist nicht nur ein Spruch, den ich die ganze Zeit sage, sondern der Grundstein für eine erfolgreiche und zukunftsorientierte FGM, ja sogar der Fastnacht Murten.

Also eine Art Basisdemokratie?
Könnte man so sagen. Kurz erklärt sagen die aktiven Fastnächtler über ihre Vereine, wie sie die Fastnacht organisiert haben möchten, und die Präsidenten bringen diese Entscheide ins Komitee. Dort entscheidet dann die Mehrheit darüber und der Auftrag wird an den Vorstand und die Einzelmitglieder der FGM erteilt.

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"Mir lös la tschäddere" unter neuer Führung
Stefan Büschi, das Gesicht der Fastnacht Murten, kündigt seinen Rücktritt als Präsident an. Seit der Umorganisation war es vor allem Büschi, der in der Öffentlichkeit auftrat und der "neuen" FGM eine Identität gab. Interviews auf Deutsch und Französisch meisterte er par excellence und formte den Spruch "Mir lös la tschäddere", der bis heute immer wieder an den Tagen vor der Fastnacht auf den Sozialen Medien quasi als Schlachtruf verwendet wird. Wer sein Nachfolger wird, ist leider noch nicht bekannt. So viel verrät uns Stefan Büschi aber bereits: "Nun werden aber ab 2025 neue Gesichter den Vorstand, insbesondere das Präsidium prägen und das Geschehen der FGM leiten. Wer das sein wird, ist noch nicht bekannt, ich bin sicher, dass wir jemanden für diese spannende Aufgabe finden werden." Bei Interesse könnt Ihr Euch gerne bei der FGM melden.

Plakettenausgabe: Morgen, 26. Dezember, findet die Plakettenausgabe statt. Wir sind gespannt, wie die neue Plakette aussehen wird.