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Wolke, UFO oder schwebendes Gehirn?

Anton Hasler oder Anthony Hasler hat im Skulpturen-Park des Museums Murten ein in verschiedener Hinsicht facettenreiches Objekt realisiert. Unter seiner künstlerischen Leitung entwickelt und von Daniel Mauron handwerklich umgesetzt, schwebt die 80 Kilogramm leichte Aluminium-Wolke «Cosmovision» über dem Wiesenhang vor dem Museum.

von Kerstin Heine
am

Anton Hasler oder Anthony Hasler hat im Skulpturen-Park des Museums Murten ein in verschiedener Hinsicht facettenreiches Objekt realisiert. Unter seiner künstlerischen Leitung entwickelt und von Daniel Mauron handwerklich umgesetzt, schwebt die 80 Kilogramm leichte Aluminium-Wolke «Cosmovision» über dem Wiesenhang vor dem Museum.

Der Skulpturen-Park des Museums Murten entstand während der letzten 10 Jahre und zeigt auf dem Hanggelände um die alte Stadtmühle inzwischen neun Skulpturen verschiedener etablierter, regionaler Künstler*innen. Seit letztem Samstag ergänzt nun das Objekt «Cosmovision» des jungen Künstlers Anton Hasler die Sammlung. Es unterscheidet sich in Farbe, Material und Konzept von den anderen Skulpturen und bringt neue Aspekte in den Reigen der plastischen Werke.

Anton Hasler ist 34 Jahre alt, stammt aus Fribourg und hat seine Masterarbeit in Belgien an der Ecole des Beaux-Arts de Mons abgelegt. Ab Januar 2024 lebt und arbeitet er mit einem Stipendium des Kantons Freiburg für 6 Monate in Berlin.

Impressionen von der Skulptur «Cosmovision»

Das Projekt «Cosmovision» wurde von Hasler anfangs 2023 lanciert. Er reichte dem Museum Murten sein Konzept inkl. Machbarkeitsstudie ein – und überzeugte sowohl den Stiftungsrat als auch Museumsleiter Denis Descrausaz auf Anhieb. So entstand das Objekt schliesslich parallel zur Gruppenausstellung «Aqua modis», die vom 24. März bis zum 21. Mai 2023 im Museum Murten stattfand und an der auch er teilnahm.

Idee und künstlerisches Konzept stammen von Anton Hasler selbst. Handwerklich umgesetzt wurde das Objekt unter seiner künstlerischen Leitung vom Freiburger Kunsthandwerker Daniel Mauron in dessen Atelier. Inspiriert von Jeremy Narbys Buch «Die kosmische Schlange» entstand das Werk aus Aluminium und Stahl als Materialisierung einer zyklischen Vision des Lebens, die mit den verschiedenen Stufen zwischen Erde und Himmel spielt. Das Material Aluminium ist zwar leicht, aber schwer formbar, so dass Mauron eine spezielle Presse für dieses Projekt umbauen musste, um die gewünschten Effekte zu erreichen.

Der Entstehungsprozess

Wie auch in anderen seiner Werke setzt Hasler auf individuell wirkende Symbolik. «Cosmovision» lädt zu eigenen Interpretationen ein: Baum, Muschel, Wolke, Gehirn oder UFO – ein Symbol für die Stufen des Lebens, die Himmelsleiter, für die Verbindung von Himmel und Erde, für den Zyklus des Wassers zwischen Wolken und Boden? Betrachterin und Betrachter dürfen sich frei fühlen, das Oben und Unten, die Lichtspiele und den Nebelwolkenglanz, die Formen und Strukturen für sich zu deuten.

Die offene Form spricht nicht nur den visuellen Sinn an. Denn Regen und Wind können die Spalten, Ritzen und Löcher passieren und lassen zu den optischen Reizen auch Klänge entstehen. Windböen fangen sich im Hohlkörper und wiegen das leichte Objekt auf seiner Himmelsleiter, so dass auch Bewegung ein Teil der Installation ist. Eine Veränderung des Materials oder seiner Optik – wie z. B. beim Oppenheim-Brunnen in Bern ist hier nicht zu erwarten, denn Aluminium verwittert nicht und wird in der Regel auch nicht von Pflanzen besiedelt.

«Der Hohlraum wird sicherlich auch keine Vogelbrutstätte – Vögel ziehen Holz vor. Aber vielleicht werden die Vertiefungen mal als Vogelbad genutzt», meint Anton Hasler schmunzelnd.

Die Installation der Skulptur nahm zwei Stunden in Anspruch, in denen unter anderem das Terrain vorbereitet und der richtige Winkel für die Ausrichtung der ovalen Form gewählt wurden. Ihr zentraler Standort im Skulpturen-Park, direkt an der Treppe, ermöglicht es den Betrachtenden mit verschiedenen Perspektiven zu spielen: je nach Blickwinkel zeigen sich verschiedenen Ansichten, erweckt das Objekt unterschiedliche Eindrücke.

Vielleicht nutzen Sie Ihren nächsten Spaziergang dazu, sich selbst in die Betrachtung zu versenken und sich von «Cosmovision» inspirieren zu lassen?

Weitere Informationen:

Webseite von Anton Hasler

Webseite Museum Murten