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Leserbrief: "Der See ist sicher – die Initiative nicht!"

Leserbrief zur Volksabstimmung «Für die Erhaltung des Greyerzersees und seiner Ufer» vom 28. September 2025 von André Kaltenrieder, Grossrat FDP Seebezirk.

Leserbrief zur Volksabstimmung «Für die Erhaltung des Greyerzersees und seiner Ufer» vom 28. September 2025 von André Kaltenrieder, Grossrat FDP Seebezirk.

Am 28. September 2025 stimmen wir über eine Initiative ab, die den Greyerzersee mitsamt seinen Ufern in die Kantonsverfassung aufnehmen will. Auf den ersten Blick klingt das sympathisch – wer möchte den See nicht bewahren? Doch beim näheren Hinsehen wird rasch klar: Dieser Verfassungszusatz ist überflüssig und schafft mehr Probleme, als er löst. Darum werde ich am 28.09.2025 ein klares Nein in die Urne legen.

Der Greyerzersee ist bereits heute umfassend geschützt. Das Raumplanungsgesetz des Bundes, die kantonalen und regionalen Richtpläne sowie bestehende Naturschutzgebiete garantieren seinen Erhalt. Diese Instrumente wirken: Das umstrittene Projekt «Goya Onda» konnte dank der geltenden Regeln gestoppt werden – lange bevor es zur Umsetzung gekommen wäre.

Ein zusätzlicher, starrer Verfassungsartikel würde dagegen ungewollte Hindernisse schaffen. Selbst kleine, sinnvolle Verbesserungen – etwa sichere Wasserzugänge, neue Spazierwege oder einfache Infrastrukturen für Familien – könnten blockiert oder jahrelang durch Gerichtsverfahren verzögert werden. Das führt zu Stillstand, ohne den Schutz des Sees tatsächlich zu stärken.

Noch problematischer ist der Präzedenzfall: Wenn der Greyerzersee einen eigenen Verfassungsartikel erhält, könnten auch andere Landschaften oder Gewässer ähnliche Forderungen erheben – zum Beispiel der Murtensee. Nach und nach würde die Verfassung mit ortsspezifischen Details überfrachtet, bis sie ihre Funktion als Grundsatzdokument verliert.

Was der Greyerzersee wirklich braucht, ist keine symbolische Erwähnung in der Verfassung, sondern eine ausgewogene und praktikable Politik. Schon heute stellen die bestehenden Richtpläne sicher, dass sensible Uferzonen geschützt bleiben, während an geeigneten Orten Erholung und sanfter Tourismus möglich sind. Genau dieses Gleichgewicht hält den See lebendig – für die Natur ebenso wie für die Menschen.

Darum mein Appell an alle Stimmbürgerinnen und Stimmbürger: Sagen wir am 28. September Nein zu dieser Initiative. Es geht nicht um den Schutz des Sees an sich, sondern darum, ihn klug, nachhaltig und verantwortungsvoll zu nutzen.

André Kaltenrieder 
Grossrat FDP Seebezirk