10 Jahre Superate: Modeschau für peruanische Frauen auf der Schattenseite des Lebens
Das private Hilfsprogramm Superate von Urs und Emmy Künzi aus Meyriez feiert sein 10 Jahre Jubiläum mit einer Modeschau und Apéro im Centre Loewenberg – mit dabei der Greyhoundbus von Thomas Aebischer.

Das private Hilfsprogramm Superate von Urs und Emmy Künzi aus Meyriez feiert sein 10 Jahre Jubiläum mit einer Modeschau und Apéro im Centre Loewenberg – mit dabei der Greyhoundbus von Thomas Aebischer.
Vor mehr als zehn Jahren ist der Wunsch für ein kleines, privates Hilfsprogramm aufgekommen. Viele Ideen wurden evaluiert und wieder verworfen, bis 2015 der Grundstein für das heutige SUPERATE gelegt wurde.
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern das Durchhalten. Katharina von Siena, ital. Mystikerin & Kirchenlehrerin
Heute bildet SUPERATE alleinstehende Frauen in Arequipa/Peru mit einem körperlich, geistig oder sensorisch beeinträchtigtem Kind im Stricken aus. Diese Ausbildung wird vom Erziehungsministerium anerkannt, so dass wir den Frauen nach jedem Ausbildungsmodul ein offizielles, staatliches Zertifikat überreichen können.

Bildlegende: Übergabe des staatlich anerkannten Zertifikats durch den Vertreter des Erziehungsministeriums
Viele Frauen sind nach der Ausbildung in unserem SoCo-fashion Atelier tätig und stellen in Handarbeit elegante Strickmode aus edler Alpacawolle her.

Im Frühjahr 2015 ist Emmy Künzi nach vierzig Jahren wieder in ihre Geburtsstadt Arequipa zurückgekehrt. Sie wollte, die zu Hause entwickelte Idee umsetzen, Frauen auf der Schattenseite des Lebens zu unterstützen. Projekte wie Näh- oder Computerkurse wurden rasch verworfen, da die notwendige Infrastruktur zu aufwändig war. Die Ausbildung im Stricken überzeugte: Stricken benötigt nur Wolle und Nadeln und ist ein traditionelles Handwerk in den Anden.

Die Umsetzung dieser einfachen Idee war jedoch ein steiniger Weg. Zunächst mussten ein Administrator, eine Strickleiterin und ein geeignetes Lokal gefunden werden. Erst danach konnten wir Frauen für die Ausbildung gewinnen. Im August 2015 waren diese Hürden gemeistert, und SUPERATE wurde offiziell ins Leben gerufen. Das Programm startete in der Peripherie von Arequipa, in sehr einfachen Verhältnissen.
Organisatorische Herausforderungen konnten wir noch lösen. Schwieriger waren die administrativen Aufgaben: die Wahl der Rechtsform, die Eröffnung eines Bankkontos und die ständige Notwendigkeit von Anwälten und notariellen Beglaubigungen. Manche Personen, die ihre Hilfe anboten, dachten vor allem an den eigenen Profit. So mussten wir immer wieder neue Partner suchen und den Standort wechseln.

Bildlegende: Erster Laden
2017 stand das Programm am Tiefpunkt, kurz vor dem Aus. Wir haben alles auf null gesetzt und mit den bisherigen Erfahrungen neu begonnen. Ein junger, dynamischer Administrator sowie eine ehemalige Kursteilnehmerin als Strickleiterin kamen ins Team und sind uns bis heute treu geblieben. Zudem zogen wir ins Stadtzentrum, in die Nähe von Schulen für Kinder mit Beeinträchtigungen. Ab diesem Zeitpunkt konnten wir das Programm stetig optimieren, weiterentwickeln und festigen.
In all den Jahren haben wir über 130 Frauen ausgebildet. Heute sind 15 Frauen in unserem Atelier tätig. Sie nehmen regelmässig Aufträge entgegen. Die Frauen erhalten genaue Vorgaben für die Strickmodelle und die passende Wolle. Sie können die Arbeit flexibel zu Hause erledigen. Bei Fragen steht das Atelier jederzeit für Unterstützung und Austausch offen. So entsteht nicht nur ein Netzwerk, sondern auch Raum für gegenseitige Hilfe und das Wachsen sozialer Kompetenzen.

Bildlegende: Die Frauen bei der Ausbildung
Superate = wachse über dich hinaus
Ein besonders bewegendes Beispiel ist die Geschichte von Paula. Als alleinerziehende Mutter eines Sohnes mit Behinderung hatte sie kaum Perspektiven. Durch das Strickprogramm lernte sie neue Techniken, erhielt erstmals ein offizielles Zertifikat und fand Anschluss an die Gemeinschaft anderer Frauen. «Ich hatte früher immer Angst, dass ich es nicht schaffe. Heute verdiene ich eigenes Geld und habe Freundinnen, auf die ich zählen kann», erzählt sie. Ihr gewachsenes Selbstvertrauen ermutigte sie, neue Wege für sich und ihren Sohn zu suchen.

Bildlegende: Emmy (in der Mitte) mit den Frauen, Administrator und Strickleiterin
Durch den sofort ausbezahlten Lohn für erledigte Aufträge erhalten sie eine kleine finanzielle Unabhängigkeit Dies wirkt sich für die Frauen positiv im Alltag aus. Viele können ihrem Kind zusätzliche Therapien ermöglichen oder die Schulmaterialien selbst bezahlen. Für viele bedeutet das Projekt ein Stück Sicherheit und neue Hoffnung.
Strickware ist im Shop erhältlich
Die hergestellte Strickmode ist in unserem SoCo-fashion Shop erhältlich. Erfahren Sie mehr über das Programm, indem Sie unsere Jubiläumsveranstaltung und Modenschau am 21. September 2025 (siehe www.superate.ch) besuchen.
