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Kult auf Rädern: Der ‘Greyhound Silversides’ als mobile Modeboutique

Ein charismatischer Oldtimer weckte Erinnerungen und brachte handgefertigte Mode nach Murten

von Esther Zangger
am

Ein charismatischer Oldtimer weckte Erinnerungen und brachte handgefertigte Mode nach Murten

Gestern Samstag rollte ein echtes Kultobjekt vor das Berntor-Schulhaus: Thomas Aebischers ‘Greyhound Silversides’ aus dem Jahr 1948.

Von der Bibliothek zur Modeboutique

Der Greyhound Silversides, der einzige seiner Art in der Schweiz, ist ein echter Tausendsassa. Am 7. September begeisterte er als rollender Lesebus die Bücherfreunde in Tafers. Wer ihn damals verpasst hat, konnte ihn nun als mobile Modeboutique erleben, die mit ihrer Kombination aus Retro-Charme und moderner Handwerkskunst zahlreiche Interessierte anlockte.

Rollendes Design-Meisterwerk

Die gerillten silbernen Seiten des Busses, entworfen von den gleichen Designern wie die klassischen Coca-Cola-Flaschen, verleihen ihm mit raffinierten Details wie genieteten Oberflächen, kleinen Fenstern und einer grosszügigen Gepäckablage den Charme alter Flugzeuge.

«Ursprünglich als Konkurrenz zu Flugzeugen gedacht, ist dieser Bus für die Ewigkeit gebaut – robust und langlebig», erklärt Thomas Aebischer. «In Europa existieren nur noch drei weitere Exemplare, während in den USA vielleicht 40 bis 50 überlebt haben, von denen die meisten heute als umgebaute Wohnmobile dienen.»

Wenig Verbrauch und funktionale Technik

Der originale ‘Silversides’-Schriftzug wurde früher einmal unsachgemäss abgekratzt, die Spuren sind heute noch an der Karosserie sichtbar. «Da die Schriftart im Internet nicht auffindbar war, liess ich sie anhand einer alten Vorlage von einer befreundeten Grafikdesignerin rekonstruieren», berichtet Thomas Aebischer. Er fügt hinzu: „Der Bus hat lediglich vier Gänge und verbraucht nur 13 bis 15 Liter Diesel auf 100 Kilometern – das sind rund 10 Liter weniger als moderne Busse.»

Beeindruckend ist auch, dass bereits vor 75 Jahren eine zweistufige Handkurbel die Tür öffnete und einen Tritt ausfuhr – diese Mechanik funktioniert bis heute noch.

Unterstützung für armutsbetroffene Frauen in Peru

Im Inneren des Busses erwartete die Besucher eine besondere Präsentation: zeitlose, handgefertigte Designstücke aus hochwertiger Babyalpaka-Wolle, die nicht ausleiern und ein Leben lang halten.

Die exquisiten Produkte stammen von Frauen in Arequipa, Peru, die durch das von Emmy und Urs Künzi aus Meyriez gegründete private Hilfsprojekt ‘Superate’ eine Ausbildung im Stricken erhalten haben. Dank dieser mittlerweile staatlich anerkannten Ausbildung können die Frauen ihren Lebensunterhalt eigenständig verdienen. Die unter dem Label ‘SoCo’ verkauften Kreationen garantieren faire Löhne und schaffen elegante Mode mit sozialem Mehrwert.

Emmy Künzi liegt das Wohl der Frauen in Peru sehr am Herzen: «Die Frauen erhielten nicht nur handwerkliche Fähigkeiten, sondern auch Schulung im Umgang mit Geld und führen Haushaltsbüchlein, um ihre finanzielle Selbstständigkeit zu fördern», so die engagierte Emmy Künzi zu unsereRegion.

Emotionen auf vier Rädern

Thomas Aebischer nennt seinen Bus auch ‘Der Bus, der bewegt’. Für ihn ist der Oldtimer weit mehr als nur ein Transportmittel – er weckt Erinnerungen und Emotionen. Menschen erzählen ihm immer wieder von ihren Erlebnissen und Begegnungen auf Greyhound-Reisen, die tief in ihrer Erinnerung geblieben sind und sie bis heute begleiten.

Nächster Halt: Martinsmarkt Murten

Am 6. November wird der Greyhound anlässlich des Martinsmarktes erneut in Murten erwartet, diesmal direkt vor dem Berntor. Wer das einzigartige Erlebnis gestern verpasst hat, hat also nochmals die Gelegenheit, den ‘Bus, der bewegt’ als Verkaufsbus für das Modelabel ‘SoCo’ live zu erleben.

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