Die Brunnen in Murten erstrahlen wieder im festlichen Kleid
Das Stedtli präsentiert sich zurzeit feierlich herausgeputzt: die Fahnen sind gehisst, Brunnen und Gassen mit Blumen geschmückt und bereit für den heutigen Feiertag.
Das Stedtli präsentiert sich zurzeit feierlich herausgeputzt: die Fahnen sind gehisst, Brunnen und Gassen mit Blumen geschmückt und bereit für den heutigen Feiertag.
Das Brunnenfest am Vorabend der Solennität hat sich in den letzten Jahren zu einem unverzichtbaren Bestandteil der "Soli" entwickelt. «Für die Solennität werden alle Brunnen im Stedtli sowie natürlich der wichtigste Brunnen, der ‘Solibrunnen’ vor dem Schulhaus Berntor, geschmückt», erklärt Michel Pellet, Liegenschaftsverwalter der Stadt Murten.
Die Solennität in Murten -seit sechs Jahren auf der Liste der lebendigen Traditionen in der Schweiz- ist etwas Besonderes. Sie verbindet das jährliche Schulfest mit einem Gedenkanlass: am 22. Juni 1476 besiegten die Schweizer in der Schlacht bei Murten Charles 1er le Téméraire (Karl der Kühne), Herzog von Burgund.
Unsere Region nimmt Sie mit auf eine kurze Reise zur Tradition des Brunnenschmückens.
Brunnenleiste
Früher waren die Brunnenleiste Herrscher über das Wasser und sorgten für einen geordneten Zugang der Bevölkerung zu den Brunnen. Sie bestimmten auch, wer wieviel Wasser wofür verwenden durfte. Heute schmücken die Brunnenleiste am Vortag der ‘Soli’ zusammen mit Bewohnerinnen und Bewohnern ihre Brunnen für das grosse Fest. Die Bezeichnung ‘Brunnenleist’ verweist auf die soziale Verbindung und das gemeinschaftliche Erlebnis rund um die Brunnen.
«Brunnenleist zu sein bedeutet für mich, Verantwortung zu tragen für das allerschönste Fest im Jahr, die Solennität» sagt Biagio Prozzillo, der Brunnenleist für den oberen Brunnen in der Hauptgasse ist. Beim Dekorieren freute er sich auf die neuen Motive mit den farbenfrohen Blumen. «Früher war das Schmücken der Brunnen ein stiller Wettbewerb zwischen den verschiedenen Stadtteilen und ein geselliges Zusammensitzen nach getaner Arbeit». Biagio Prozzillo bedauert, dass Traditionen heute immer mehr der Kommerzialisierung zum Opfer fallen. «Dadurch geht leider der eigentliche Wert und die Bedeutung der ursprünglich schönen Traditionen verloren».
Murtens Brunnen und ihre Brunnenleiste
Der obere Brunnen in der Hauptgasse ist seit 1473 in den Geschichtsbüchern verzeichnet. Sein Schmücken wurde von den beiden Brunnenleisten Biagio Prozzillo und Hans Jörg Simonet angeführt.
Die Dekoration des mittleren Brunnens, ebenfalls seit 1473 historisch erwähnt, leitete Monika Steffen.
Der untere Brunnen existiert nachweislich seit 1470, er wurde unter der Leitung von Miklos Pete verschönert.
Eva Kramer kümmerte sich mit ihrem Team um das festliche Kleid des Rathausbrunnens, der seit 1520 dokumentiert wird.
Der Waschhausbrunnen in der deutschen Kirchgasse wird 1491 das erste Mal historisch festgehalten, Christian Hegar gestaltete mit seinen Leuten dessen Festkleid.
«Schülerinnen und Schüler einer 1H Klasse haben für den Bubenbergbrunnen Windräder passend zum Jahresthema ‘Blau’ gebastelt und bemalt, die Lehrerschaft hat danach den Brunnen geschmückt», so Christian Mauron, Direktor der Primarschule Murten.
Die Leitung für das Schmücken des im Jahr 1840 erstellten Schulhausbrunnens vor dem Berntor hatte Bettina Plüss. «Wir sind jedes Jahr etwa 10 Lehrpersonen, die mich in diesem Ämtli unterstützen», sagt die Lehrerin für technisches Gestalten. «Seit fast 20 Jahren darf ich den Brunnen für die Solennität schmücken. Das gemeinsame Brunnenschmücken ist meinem Team und mir in dieser Zeit genauso wichtig geworden, wie der ‘Soli’-Tag selbst», wertschätzt Bettina Plüss die ursprüngliche Bedeutung dieser schönen Tradition.
Die prächtig geschmückten Brunnen sind traditionsgemäss bis zum Murtenschiessen am Sonntag nach dem 22. Juni zu bewundern.
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