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Die Aktivistin Lara Schroeter legt sich auch mal mit den Mächtigen an

"C pas fini" - Es ist noch nicht fertig, so der Titel des Kurzfilms, den die Murtnerin Lara Schroeter am Kurzfilm Event vom 10. Januar im Kino Murten zeigen wird.

von Rainer Menning
am
Lara Schroeter in ihrem Element

"C pas fini" - Es ist noch nicht fertig, so der Titel des Kurzfilms, den die Murtnerin Lara Schroeter am Kurzfilm Event vom 10. Januar im Kino Murten zeigen wird.

Von wegen die Generation Z bringt nichts auf die Reihe. Lara Schroeter aus Murten ist Aktivistin und Dokumentarfilmerin und hat sich auf die Fahne geschrieben, die Welt ein bisschen besser zu hinterlassen, als sie sie angetroffen hat. Die politische Sensibilisierung von Lara Schroeter begann während der Schulzeit in der Bewegung "Fridays for Future". Bis heute hat sie nichts an ihrem jugendlichen Elan verloren, wenn es darum geht Ungerechtigkeiten aufzuzeigen.

Eigene Erfahrungen verarbeitet

Am Kurzfilm Event vom 10. Januar zeigt sie neben zwei anderen Filmemacherinnen ihren Kurzfilm "C est pas fini" über die eigenen Erfahrungen bei der Besetzung des Hügels Mormont in der Waadt und der anschliessenden Räumung durch die Polizei. Lara Schroeter ist in Murten aufgewachsen und hier zur Schule gegangen. Während der Zeit am Gymnasium in Freiburg begann sie sich politisch zu engagieren, zuerst durch die Bewegung "Fridays for Future" und später dann mit weiteren Aktionsformen. Zurzeit lebt sie in Luzern, wo sie bis im Jahr 2023 an der Hochschule Luzern, Design und Kunst studiert hat.

Unsere Region hat mit Lara Schroeter über ihre Beweggründe und weiteren Projekte gesprochen:

Lara Schroeter

Für unsere Leser*innen, welche dich noch nicht so gut kennen. In drei Sätzen: Wer ist Lara Schroeter?
Menschen bezeichnen mich wohl als Aktivistin und Künstlerin. Ich selbst sehe mich vor allen Dingen im ständigen Versuch, das eigene Erlebte und Beobachtete in einen weiteren Kontext zu setzen und – wenn es mir relevant erscheint – Ausdruck dafür zu finden. Ich mag Sonne und draussen sein, alles was queer ist, und stundenlange Gespräche über Revolution.

Wie kamst du dazu, einen Film über die Räumung der Besetzung des Hügels Mormont in der Waadt zu machen?
Ich habe die letzten Wochen der Besetzung selbst miterlebt. Ich war sehr berührt und inspiriert davon, Widerstand gegen die Ausbeutung der Natur durch die eigene physische Präsenz zu leisten. Vor Ort habe ich so viel über die Problematiken der Betonindustrie gelernt, über die Bedeutung der Biodiversität des Mormont-Hügels, über die kapitalistischen und politischen Zusammenhänge, die dahinterstecken. Was mich ebenfalls stark beschäftigt hat, war zu spüren und zu beobachten, was das Erlebte in den Monaten nach der Räumung mit den Betroffenen gemacht hat.

Die Erfahrung war für alle extrem einschneidend ...

... – sowohl der erfahrene Zusammenhalt in der Gruppe wie auch die Gewalt seitens der Polizei. Daraus resultierte mit einiger zeitlichen Distanz viel Klarsicht in Überlegungen zu aktivistischen Strategien, zu Macht und Haltung des Schweizer Staates, aber auch zum Umgang mit den eigenen Ressourcen und der eigenen psychischen Gesundheit. Davon wollte ich ein Abbild geben mit diesem Film.

Gab es Probleme bei den Dreharbeiten, von Seiten der Behörden etwa?
Nein. Wir haben unseren Drehplan den Arbeitszeiten im Steinbruch angepasst, je nach dem, was wir gerade filmen wollten. Abgesehen davon führt ein offizieller Wanderweg rund um den Steinbruch, auf dem wir uns problemlos aufhalten konnten. Ich glaube auch nicht, dass aufgrund der Veröffentlichung des Filmes noch Probleme auftreten werden; Holcim wird nicht noch mehr negative Schlagzeilen im Zusammenhang mit diesem Thema riskieren wollen.

An welches Publikum richtet sich der Film?
In erster Linie an ein Publikum, das Umweltkämpfen im Grunde positiv gesinnt ist, jedoch Mühe hat mit «illegalen» Vorgehensweisen. Ein Publikum, das denkt, diese Form des zivilen Ungehorsams sei zu radikal. Ich finde es aber auch gut, wenn der Film Menschen erreicht, die komplett dagegen sind: immerhin wird die Diskussion eröffnet.

Was erhoffst du dir mit dem Film zu erreichen?
Ich möchte Verständnis und Empathie schaffen für Menschen und Entscheidungen, die von Vielen vorschnell verurteilt werden. Ich möchte aufzeigen, wie viel Menschlichkeit, Verletzlichkeit und beste Absichten da dahinterstecken. Und dass diese Menschen bestimmt nicht all das getan haben, was sie getan haben, um Probleme zu machen, sondern weil sie sich von einer realen Notlage dazu gezwungen sahen.

Ich hoffe, so einen kleinen Beitrag zu leisten, dass zukünftig ein bisschen mehr am selben Strang gezogen wird.

Hast du noch Kontakt zu den portraitierten Aktivist*innen?
Klar. Uns verbinden die gemeinsamen Erlebnisse, die daraus gewachsene Freundschaft und auch immer wieder neue Projekte.

"C pas fini" ist nicht dein erster Film. Welches Projekt steht in naher Zukunft an?
Ich verfolge zwei Ideen, die aber beide noch nicht genug ausgereift sind, als dass ich sie in der Zeitung abgedruckt sehen möchte. Vielleicht erzähle ich ja am 10. Januar mehr dazu, falls die Frage da nochmals auftauchen sollte.

Einige Impressionen vom Weg bis zum fertigen Film