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Erneut betrügerische Wohnungsinserate im Umlauf

Wie schon im Oktober 2015 versuchen Betrüger im Internet ahnungslose Wohnungssuchende über den Tisch zu ziehen - auch in der Region Murten

von Esther Zangger
am
Betrügerisches Wohnungsinserat auf Facebook

Wie schon im Oktober 2015 versuchen Betrüger im Internet ahnungslose Wohnungssuchende über den Tisch zu ziehen - auch in der Region Murten

Unsere Region sprach mit Ronald Zosso, Leiter der Stadtpolizei Murten und Vertretern des nationalen Zentrums für Cybersicherheit (NCSC) über Erkennungsmerkmale von Fake-Inseraten, deren Gefahren und die notwendigen Gegenmassnahmen.

«Es ist wichtig, dass die Presse dieses Thema von Zeit zu Zeit wieder thematisiert, denn trotz allen Warnungen fallen immer noch viele Menschen, vor allem ältere, auf solche Betrugsmaschen herein und erleiden teils massiven finanziellen Schaden», sagt Ronald Zosso. «Das Geschäft scheint lukrativ: im Gegensatz zu Diebstahl, Raub oder Banküberfall ist das persönliche Risiko für die Täter gering und der Aufwand minimal.»

Typische Betrügerinserate

Eine typische Masche der Betrüger ist das Annoncieren von 3-Zimmerwohnungen zu Preisen, die zu gut sind, um wahr zu sein. Beispielsweise hochmoderne 3-Zimmerwohnungen für 950 bis 1'200 Franken, inklusive aller Nebenkosten, Internetanschluss, Parkplatz und so weiter.

In Murten sind solche Preise illusorisch, wie Recherchen in verschiedenen Immobilienportalen wie beispielsweise Comparis oder Immomapper ergaben. Jedoch locken solche ‘Schnäppchenangebote’ insbesondere Austauschstudierende und ortsfremde Personen an.

«In den meisten Fällen publizieren die Betrüger ihre verlockenden Angebote auf Plattformen für Miet- oder Ferienwohnungen, sie verbreiten die Angebote aber auch über soziale Netzwerke», erklärt das NCSC. «Für die Inserate nutzen die Cyberkriminellen Fotos aus existierenden Inseraten, meistens aus dem Ausland, und geben sich als Eigentümer der Wohnung oder deren Vertreter aus.»

Betrügerisches Wohnungsinserat auf Facebook

Interessenten, die auf die gefälschten Inserate reagieren, erhalten in der Regel holprig formulierte E-Mails. Darin erzählen die Kriminellen eine immer ähnliche Geschichte: die angeblichen Eigentümer leben im Ausland und hatten die Wohnung für ihre Tochter gekauft, die in der Schweiz studiert hat. Oder die Wohnung wurde für die Familie gekauft, man habe 10 Jahre in der Schweiz gewohnt. Nun sei man zurück im Ausland und die Wohnung stehe zur Verfügung, entweder möbliert oder unmöbliert.

Die Betrüger agieren äusserst persönlich, indem sie von ihrer vermeintlichen Familie, ihren Haustieren oder angeblich prestigeträchtigen Berufen, beispielsweise in Regierungspositionen, erzählen. Oftmals fügen sie den Nachrichten Fotos ihrer vermeintlichen Familienmitglieder hinzu, um Vertrauen zu erwecken.

Da die Betrüger behaupten, wieder im Ausland zu leben, bieten sie an, den Wohnungsschlüssel für eine Besichtigung entweder per Post zu versenden oder über einen Vermittler zu übergeben. Dies geschieht jedoch nur, wenn der Interessent eine Kaution in Höhe von ein oder mehreren Monatsmieten über einen Geldtransferservice leistet. Tatsächlich werden die Opfer weder den versprochenen Schlüssel noch ihr Geld jemals wiedersehen. Gelegentlich wird auch ein Besichtigungstermin vereinbart, nur um ihn dann in letzter Minute unter einem Vorwand seitens der Betrüger abzusagen.

E-Mail einer Betrügerin mit Fotos der Wohnung

Die Identität der Betrüger ist unbekannt, die Täterschaft operiert im Verborgenen. Oft werden auf unterschiedlichen Plattformen im Internet Profile von unschuldigen Bürgern für die kriminellen Machenschaften missbraucht.

Klare Indizien für gefälschte Inserate

- Der Mietzins ist unrealistisch niedrig
- Der Mieter wird aufgefordert, Geld zu überweisen, ohne die Wohnung zu besichtigen
- Es wird auf eine Geldüberweisung über einen Geldtransferservice gedrängt
- Der Vermieter/Besitzer der Wohnung lebt im Ausland oder ist nicht eindeutig identifizierbar
- Es gibt keine Telefonnummer oder Adresse des Vermieters, die Kommunikation erfolgt ausschließlich via E-Mail
- Detaillierte Fragen zur Wohnung, beispielsweise, ob ein Balkon oder Grundrissplan vorhanden ist, werden nicht beantwortet

Es gilt, Vorsicht walten zu lassen und betrügerische Inserate den Betreibern der jeweiligen Internetplattform zu melden, damit diese überprüft und gegebenenfalls entfernt werden können.

E-Mail einer Betrügerin mit Fotos ihrer angeblichen Familie

Empfehlungen des NCSC

Konkrete Massnahmen:

- Bei Verdacht auf Betrug sofort die Kommunikation stoppen und zukünftige E-Mails ignorieren
- Bei finanziellem Schaden Anzeige bei der kantonalen Strafverfolgungsbehörde erstatten
- Die entsprechende Kleinanzeigenplattform über den Vorfall informieren
- Wurde eine Kopie der Identitätskarte oder des Passes an die Betrüger übermittelt, Meldung an die ID-, respektive Passausgabestelle der Wohngemeinde

Vorbeugende Massnahmen:

- Auf den Immobilienplattformen Bewertungen von Verkäufern prüfen, dabei aber bedenken, dass diese gefälscht sein können
- Aufforderung, eine Kopie von Pass oder Identitätskarte zu schicken, nicht nachkommen (unabhängig davon, ob man Käufer:in oder Verkäufer:in ist)

Aufforderung zur Nennung von persönlichen Daten und zur Geldüberweisung

Auswirkungen und Gefahren

- Finanzieller Verlust: Oft erhebliche finanzielle Verluste durch Vorauszahlungen oder Kautionen, die an die Betrüger überwiesen wurden, ohne die Wohnung jemals gesehen zu haben.
- Zeitverlust: Die Suche nach einer Wohnung ist bereits zeitaufwendig, wenn sich die Bemühungen als Betrug herausstellen, ist noch mehr Zeit verloren.
- Nervenaufwand: Emotionaler Stress und Frustration, Opfer eines Betrugs zu werden, können zusätzlichen psychischen Druck verursachen.
- Missbrauch von persönlichen Daten: Genannte Personalien, wie Identitätskarten oder Pässe, können die Betrüger für weitere kriminelle Aktivitäten verwenden.

Nützliche Links

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