Ran an die Nadeln: Stricken unter Gleichgesinnten "fägt"
Heute am morgen fand sich ein heiteres Grüppchen "strick-verrückter" Damen zur Veranstaltung "Ran an die Nadeln" in der Bibliothek ein. Ich war dabei - ein Erlebnisbericht.

Heute am morgen fand sich ein heiteres Grüppchen "strick-verrückter" Damen zur Veranstaltung "Ran an die Nadeln" in der Bibliothek ein. Ich war dabei - ein Erlebnisbericht.
"Lisme" oder stricken gilt eher als verstaubt und altbacken - dem ist jedoch nicht so. Ich konnte mich selber davon überzeugen und fand eine angenehm lockere und weltoffene Stimmung vor.
"Querlismen"?
Gegen neun Uhr fanden sich die ersten Frauen in der Bibliothek Murten ein, um gemeinsam den Morgen mit Gesprächen und Stricken zu verbringen. Nach dem die letzten Neuigkeiten ausgetauscht waren, begann das Tageswerk. Das Konzept von "Ran an die Nadeln" ist einfach, jeder bringt sein Material mit, die Bibliothek stellt die Infrastruktur und natürlich Kaffee zur Verfügung. Schnell drehten sich die Themen um den aktuellen Schal oder Pullover. Verschiedene Materialien wurden verglichen, auf den Prüfstand gehoben und bewertet. "Querstricken" oder "von unten herauf"? Wer selber "lismet", weiss um was es sich handelt - ich nicht, noch nicht.

Fachkompetenz vor Ort
Silvia Marti von der Boutique Sima Murten ist der Dreh- und Angelpunkt, wenn es um Materialien und ums "Lismen" geht. Seit über 15 Jahren betreibt sie das Mode- und Strickatelier SIMA in der Deutschen Kirchgasse in Murten. Nach und nach stossen mehr Frauen zur Gruppe. Die Unterhaltung findet vorwiegend auf Deutsch statt. Eine Dame französischsprachiger Muttersprache findet sich problemlos zurecht und tauscht wacker ihre letzte Errungenschaft mit der Gruppe aus: ein Peeling-Pad aus spezieller Wolle, welcher bei den übrigen Damen auf reges Interesse stösst.

Multitasking
Mehrere Dinge gleichzeitig erledigen scheinen sich die Damen von heute morgen einverleibt zu haben. Neben einem Schwätzchen werden neue Wollsorten begutachtet, auf dem Handy die letzten Trends von Winterschals rumgezeigt, und und und - und all das ohne die Stricknadeln abzusetzen. Es macht den Anschein, als kenne man sich schon seit ewigs und das gemeinsame Ziel, am Ende des Morgens mit dem eigenen Werk einige Centimeter weiter zu sein, schweisst zusammen.
Begegnungsort Bibliothek
Während das Grüppchen engagiert am Sticken ist, füllt sich die Bibliothek mit Leben. Eine Mutter kommt mit ihrem Sohnemann vorbei, schnappt sich ein Buch und beginnt, ihm eine Geschichte vorzulesen. Die Mutter erklärt mir später, dass sie regelmässig mit dem Sohn hier vorbeikomme, um ihm die neuesten Kinderbücher vorzutragen. Dem kleinen Mann scheint es zu gefallen, sein Gekicher vermischt sich mit den Fachgesprächen der "Lisme-Damen". Schon bald betritt eine weitere Mutter mit der Tochter die Bibliothek. Und so geht es immer weiter in der kleinen, aber feinen Stadtbibliothek. Daneben werden auch noch Bücher ausgeliehen und Kundinnen und Kunden beraten - das eigentliche Kerngeschäft einer Bibliothek.
