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Vermischtes /Kommentar
Karin Ledermann

In Zeiten wie diesen – immer noch

Wie verändert sich unser Leben in der Zeit von Corona? Unsere Regionauten berichten darüber. In diesem Beitrag erzählt Karin Ledermann, wie sich unsere Einstellung zu Corona seit dem Frühling verändert hat und was in der aktuellen Situation nun besonders wichtig ist.

Wie verändert sich unser Leben in der Zeit von Corona? Unsere Regionauten berichten darüber. In diesem Beitrag erzählt Karin Ledermann, wie sich unsere Einstellung zu Corona seit dem Frühling verändert hat und was in der aktuellen Situation nun besonders wichtig ist.

Im Frühjahr meinten wir, bis im Herbst zurück im 'courant normal' zu sein und mit mildem Lächeln auf diesen verrückten Frühling zurückblicken zu können. Auf diesen Frühling, der uns einte. Wo wir stolz auf uns waren, auf die Disziplin, den Zusammenhalt, die Toleranz.
 
Nun steht der Winter vor der Tür und wir sind immer noch mittendrin. Aber gleich ist es eben nicht mehr. Wir sind weniger geeint, weniger diszipliniert, weniger solidarisch. Wir sind müde. Die einen oder anderen unter uns haben Menschen verloren. Sei es durch die Krankheit oder durch unterschiedliche Überzeugungen in Bezug auf Covid 19. Die Pandemie eint uns längst nicht mehr. Wir sind einer ungeheuren Flut unterschiedlichster und widersprüchlicher Informationen ausgesetzt und können ihr kaum ausweichen: Stecken wir uns bei Kleinkindern an? Schützen Masken wirklich? Sollen wir Vitamin D zu uns nehmen oder Echinaforce? Wie zuverlässig sind Tests und wie lange überlebt das Virus? Jede These findet ihre Antithese. Es gibt Heerscharen selbsternannter Experten. Wem sollen wir glauben, wem vertrauen?
 
Meine Beobachtung ist, dass sich zurzeit viele ihre eigene Wahrheit, ihre eigene 'Lebbarkeit mit Covid 19' zusammenbasteln. Die einen sind extrem zurückhaltend, die anderen mögen nicht länger auf alles verzichten. Gibt es ein richtig und falsch und wenn ja, was ist richtig? Es ist eine Gratwanderung, ein stetes Abwägen. Wir sind Teil einer Gemeinschaft, aber auch Individuen, wir suchen nach der eigenen Wahrheit und sollten gleichwohl das Kollektiv nicht ausblenden.
 
Die bevorstehenden Feiertage machen es nicht einfacher. Keine Festivitäten, keine Märkte, keine Familienfeiern ... unvorstellbar. Meinem Enkel steht das erste bewusst erlebte Weihnachtsfest bevor, meiner Mutter möglicherweise ihr letztes...
 
Wie überleben Marktfahrer, Gastwirte, Skiliftbetreiber, Musiker, Akrobaten, Zuckerbäcker? Wie die Gläubigen, die keine Gemeinschaft mehr haben, Bordellbetreiber ohne Kunden und Schauspieler ohne Publikum?
 
Mir scheint zentral wichtig, dass wir miteinander im Dialog bleiben. Befürworter, Gegner, Kritiker, Verneiner... egal. Wir müssen kommunizieren, offen sein für Neues und Fremdes, für den Andersdenkenden und den, der unsere Meinung nicht teilt.
 
Wir sind alle gefordert – in diesen Wochen ganz besonders.

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