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Vermischtes /Kolumne
Kathrin Aebi

Bio-Produzenten aus der Region

Liebe Leserinnen und Leser. Der Freiburger Staatsrat hat vor wenigen Tagen im Monat Oktober zwei wichtige und zukunftsweisende Entscheidungen getroffen: die Genehmigung des «Wiederankurbelungsplans» als eine weitere Etappe in der Unterstützung der Wirtschaft und der Bevölkerung (am 13.10.20) und das Weiterreichen des «Klimaplans» (16.10.20) in die Vernehmlassung. Beiden gemeinsam ist u.a. die Unterstützung lokaler Produzenten mit «ihren kurzen Transportwegen».
 
Mit diesem Hintergrund habe ich mich auf den Weg gemacht, lokale Produzenten und Anbieter von frischen Früchten und Gemüse aufzuspüren, die ich Ihnen heute näher vorstellen möchte. Denn wir haben das Glück in einer Region zu wohnen, die schweizweit zu einem der grössten Gemüseanbaugebiete gehört. Dazu ein paar Zahlen (aus dem Jahr 2014):

  • Frisch- u. Lagergemüse: 11’542ha (Schweiz gesamt) / davon 3’248ha im Seeland = 28.1%
  • Gewächshauskulturen: 933 ha (Schweiz gesamt) / davon 170ha im Seeland = 18.2% 

Die grösstenteils in Familienbetrieben tätigen Gemüseproduzenten müssen ihre langjährigen Erfahrungen, über mehrere Generationen gesammelt, mit erworbenem Fachwissen ergänzen, um die Früchte ihrer Arbeit gegen sichtbare und unsichtbare «Feinde» zu verteidigen und sie anschliessend an uns verkaufen zu können. Ob Septoria, der bedeutendste Schaderreger im Sellerieanbau, Falscher Mehltau am Salat oder an Zwiebeln, die Weisse Fliege am Broccoli, diverse Pilzkrankheiten bis hin zu den Werren (besser bekannt unter dem Namen Maulwurfsgrille), die in grossen Mengen aufgrund des Wurzelfrasses v.a. in Gewächshäusern zur Plage werden können, gibt es diverse andere Krankheiten an den Nutzpflanzen, die es zu bekämpfen gilt. Hinzu kommen die Auswirkungen des Klimawandels und unsere Ansprüche als VerbraucherInnen an die Qualität der Früchte…
 
Zusätzlicher Druck auf die Produzenten erfolgt durch staatliche Auflagen im Hinblick auf Umwelt- und Naturschutz, Gewässerschutz und Erhalt der Biodiversität. Nicht zu vergessen sind auch die sozialen Aspekte der Angestellten und temporären Mitarbeiter wie Arbeitssicherheit, faire Löhne und Gleichberechtigung.
 
Deshalb unterziehen sich die Betriebe Zertifizierungsprozessen für die Erlangung eines Labels, das gegenüber ihren Kunden eine Qualitätsgarantie bedeutet. Im Lebensmittelbereich ist das «Bio Suisse» Label (gekennzeichnet durch die Bio Suisse-Knospe) das bekannteste. Für das Erreichen sind unter anderem Kriterien zu erfüllen, wie:

  • Verzicht auf chemisch-synthetische Spritzmittel;
  • artgerechte Tierhaltung;
  • schonende Verarbeitung der Lebensmittel;
  • 90% der Rohstoffe stammen aus der Schweiz.

Der Begriff «Bio» ist also gesetzlich geschützt, d.h. es wurden in der Schweizer Bio-Verordnung gewisse Anforderungen definiert, welche ein Bio-Produkt erfüllen muss. Bei Verstössen kann das Unternehmen verklagt werden.
 
Das so genannte IP-Label, das für «integrierte Produktion» steht, wird als Kompromiss zwischen biologischer und konventioneller Landwirtschaft gesehen. Kriterien sind u.a. die Produktion und Verarbeitung in der Schweiz und ein eingeschränkter Gebrauch von chemischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Als Label gilt der rote Marienkäfer von IP-Suisse.

Mit dem Hintergrund, dass 45% der in der Schweiz verkauften Früchte und Gemüse importiert werden müssen, um den Bedarf zu decken, ein Blick auf das Bio-Label der EU. Für die Produzenten gelten die Richtlinien der europäischen Öko-Verordnung, welche weniger strenge Vorgaben beinhalten. Das heisst, die Produkte unter dem EU-Bio-Label (siehe unten) unterliegen weniger strengen Vorgaben als denjenigen zur Erlangung des Bio Suisse-Labels.

Die Produzenten innerhalb der Vereinigung (GVBF):

Sicher ist Ihnen der «Gemüselehrpfad» bekannt, für den Murten Tourismus auf ihrer Homepage wirbt. Es werden Führungen durch diverse Gemüsebetriebe angeboten, verbunden mit einem Apéro oder Essen für die Zielgruppen Firmen, Vereine und Familien. Hinter dem Gemüse(lehr)pfad steht die Gemüseproduzenten-Vereinigung der Kantone Bern und Freiburg (GVBF) zwischen den drei Seen Bieler-, Neuenburger- und Murtensee. Gemüsegärtner produzieren auf ca. 2’600 ha Land ganzjährig über 60 verschiedene Gemüsearten.
 
Zu ihnen gehören (Aufzählung nicht vollständig):

  • Gutknecht Früchte und Gemüse in Ried b. Kerzers
    Sie produzieren unter dem IP-Label und bieten eine grosse Auswahl an Früchten, Gemüse und dazu passenden Spezialitäten aus der Region an. Der Verkauf erfolgt über ihren Hofladen oder über ihre Homepage mit Direktlieferung zu Ihnen nach Hause.
     
  • Johner Frischgemüse in Kerzers
    Sie sind ein kleiner Familienbetrieb in vierter Generation und produzieren auf rund 20ha Land Gemüse, Getreide, Kartoffeln und auf 21 Aren Hochtunnels Gurken, Tomaten und Auberginen. Ihr Verkauf erfolgt über ihren Hofladen und sie sind auf dem Gemüsemarkt in Bern zu finden. Übrigens können Sie ihren nächsten Weihnachtsbaum bei Herrn Johner bestellen.
     
  • Moser Gemüse in Kerzers
    Sie sind ein kleiner Familienbetrieb seit 1931 und haben sich vom traditionellen Betrieb mit Viehwirtschaft und Ackerbau zu einem tragenden Gemüseproduzenten in der Region entwickelt. Seit 2011 arbeiten sie nach den Kriterien des Bio Suisse-Labels, d.h. sie bieten ihr Gemüse in Bio-Qualität an. Ihr Sortiment reicht neben einem reichhaltigen Gemüseangebot von Pilzen, über saisonale Brotspezialitäten und Kräutern bis zu ihrer Salatsauce nach Hausrezept. Sie vertreiben ihre Produkte über ihren Hofladen und über Gemüse- und Früchteboxen.

Produzenten in keinem Verbund:

  • La Ferme 1794 – Bio-Hofladen mit Bistro Café, Murten
    Die La Ferme 1794 ist das Herzstück des Landwirtschaftsbetriebes Bioleguma sowie der Gemüseproduktion von Terraviva. Der Bio-Hofladen verkauft neben seinen Eigenprodukten Bio-Getränke, Bio-Milch- und Fleischprodukte, Trockenfrüchte und Dinge des täglichen Bedarfs wie Reinigungsmittel.
     
  • Seeland-Bio Christen und Goetschi in Salvenach
    Sie bieten neben Bio-Gemüse nach dem Schweizer Bio-Label «Bio Suisse» ein vielseitiges Milchprodukte-Sortiment, getrocknete Kräuter, Tees, Brote und Backwaren, Fleisch, Teigwaren, Hülsenfrüchte, Getränke (Mineralwasser und alkoholische), Mehl, Eier, Eis, Tofu-Produkte, Fruchtsäfte und Reinigungsmittel.
    Erwerben können diese in ihren zwei Hofläden:
    Seeland-Bio-Frisch vom Hof, Lausannestrasse 65, 3280 Murten
    Silvia und Kurt Wieland, Dorfstrasse 90, 1794 Salvenach
     
  • Familie Rentsch, Prehlstrasse, 3280 Murten
    Sie verkaufen auf dem Märit vor dem Berntor in Murten jeden Samstag von März bis Dezember frisches Gemüse aus dem Eigenanbau und von Partnerfirmen der Region und liefern über die Saison-Box frisches Saison-Gemüse zu ihren KundenInnen nach Hause. Ihr Hofladen, den sie bis 2017 betrieben haben, ist nunmehr online. Familie Rentsch arbeitet unter dem Qualitäts-Label IP-Suisse.
     
  • Wyssa Gemüse: Obst- und Gemüsehandel, Galmiz
    Dies ist ein Familienbetrieb seit 1929 und produziert 35 verschiedene Gemüsesorten für die Region und darüber hinaus. Ihr spezielles Produkt ist der Hydrosalat, der in Rinnen über der Erde wächst und aus drei Salaten besteht: dem roten und grünen Lollo und einem roten Eichblattsalat. Wyssa Gemüse legt besonderen Wert auf eine umwelt- u. ressourcenschonende Produktion, ihre Produkte haben das Label «Suisse-Garantie».
     
  • BioBlaser «Le roi de la tomate» / «Der Tomatenkönig», Salavaux
    Das BioBlaser-Team arbeitet auf der Grundlage der Vielfalt der natürlichen Einflüsse (Boden, Klima, Kosmos) auch als biologisch-dynamischer Landbau mit dem Label «demeter» bekannt. Ihre Ausrichtung liegt auf dem Erhalt der Artenvielfalt. Sie verkaufen ihre Früchte in ihrem Hofladen in Salavaux und auf dem Markt in Bern.

Sollte ich einen Betrieb vergessen haben, den Sie gut kennen, so schreiben Sie uns, welcher er ist und wo dieser zu finden ist. Auch freuen wir uns über Ihre Meinungen und Anregungen.

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