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Vermischtes /Kolumne
Kathrin Aebi

Brauchen wir eine Plastiksteuer?

Liebe Leserinnen und Leser. Nach meinem Besuch der Coop-Filiale am 31.7.20 (unsereRegion berichtete: Welche umweltschädlichen Produkte lauern in den Regalen vom Coop Murten?) war ich am 4.8.20 in der um- und ausgebauten Migros-Filiale in Murten. Das Migros-Sortiment beinhaltet die breite Palette von Obst und Gemüse, über Getränke und Snacks, über Milch und -produkte, Fleisch und -produkte, bis hin zu Haushaltsgegenständen und -artikel, Hygienebedarf und Kosmetika, Kleidung für Erwachsene und Kinder oder Kinderspielzeug.

Migros unterscheidet sich von Coop durch die vielen Eigenmarken. Worin sie sich nicht unterscheidet, ist der überwiegende Anteil an Einwegverpackungen: PET-Flaschen, portionsweise Verpackungen der Lebensmittel (Käse, Wurst, Fleisch, Gemüse), «To-Go» Becher, ob von Emmi oder ihrer Eigenmarke, Alu-Dosen, Trinkröhrchen aus Plastik, Plastik-Einweg-Geschirr.

Da passte es zum Thema, dass der Freiburger Staatsrat die Motion der Grossräte R.A. Schmid und H. Dafflon unterstützt, die ein Verbot von Einweg-Plastiktaschen verlangt. Der Staatsrat stellte fest, dass die Verschmutzung der Böden und Gewässer durch Kunststoffe mit schädlichen Auswirkungen auf Flora und Fauna zunehme. Deshalb wolle er die freie Verfügbarkeit von Plastiksäcken an der Kasse verbieten.
 
Diese Situation hatten wir jedoch bereits vor 5 Jahren, als uns 2015 verstörende Bilder von Plastikinseln in den Weltmeeren erreichten. Schon damals wurde sofort der Ruf nach Verboten von Plastikartikeln, wie Strohhalmen, Einweggeschirr, Ohrenstäbchen, Beutel etc. laut. Die EU-Kommission hat ein entsprechendes Gesetz auf den Weg gebracht, das im kommenden Jahr 2021 in Kraft treten wird. Migros und Coop geben seitdem an den Kassen Plastikbeutel nur gegen ein Entgelt heraus, Einkaufsbeutel aus Leinen und Gemüsebeutel aus Mikrofasern kamen ins Angebot. An der aktuellen Situation hat sich jedoch hierzulande nichts geändert und es ist absehbar, dass das vorgesehene Gesetz nicht tiefgreifend genug ist.
 
Denn das Problem des Eintrages von Plastik in den Boden und in die Gewässer hat mehrere Ursachen, die auch vom Freiburger Staatsrat erkannt wurden:

  • Das Littering von Plastik-Einwegbehältern im öffentlichen und privaten Raum
  • Landwirtschaft (Folien auf Feldern, Gewächshäuser, Plastiknetze im Obstanbau)
  • Umverpackungen von Lebensmitteln aus unterschiedlichen Kunststoffen
  • Kunststoff-Erzeugnisse in der Kleidung (insbesondere Outdoor-Bekleidung)
  • (Mikro-)Plastik in kosmetischen Produkten und Reinigungsmitteln.

In der EU wird aufgrund der weltweiten «Plastikkrise» über die Einführung einer Plastiksteuer (in Höhe von 0.80 Cent je Kilogramm nicht recyceltem Plastik-Verpackungs-Müll) diskutiert, die bereits ab 1.1.2021 durch die EU-Kommission erhoben werden könnte. Zahlen müssten die Regierungen der Mitgliedsländer, die sich dieses Geld - wie zu erwarten ist - von der Verpackungsbranche zurückholen werden. Es braucht «ökonomische Anreize zum Umweltschutz mit einer Lenkungswirkung», sagte die deutsche Umweltministerin Sonja Schulze (Quelle: absatzwirtschaft.de). Dieses Argument ist für mich überzeugender als das «Verbot von Einweg-Plastik-Säcken».

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