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Vermischtes /Kommentar
Ruth Wasserfallen

In Zeiten wie diesen - Und plötzlich eine leere Agenda

Wie verändert sich unser Leben in der Zeit von Corona? Unsere Regionauten berichten darüber. In diesem Beitrag schreibt Ruth Wasserfallen, wie sich die aktuelle Situation auf ihren Alltag auswirkt.

Wie verändert sich unser Leben in der Zeit von Corona? Unsere Regionauten berichten darüber. In diesem Beitrag schreibt Ruth Wasserfallen, wie sich die aktuelle Situation auf ihren Alltag auswirkt.

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Erinnern Sie sich, wie der Weihnachtsbaum urplötzlich alle Nadeln verliert? Ungefähr so kam es mir vor, als ich Termin um Termin in meiner Agenda löschen musste: Keine Enkel mehr hüten (schmerzt am meisten), plötzlich zu einer Risikogruppe zu gehören (tue mich immer noch schwer damit), geplante Anlässe absagen zu müssen und selber auch nirgends mehr Teilnehmerin zu sein, Sitzungen werden verschoben oder persönlicher Kontakt vermieden und auch alle privaten Anlässe gestrichen.

Genau vor dieser Situation habe ich mich seit meiner Pensionierung gefürchtet! Ich gebe es zu, ich habe immer eher ein bisschen zu viel als zu wenig gemacht. Aber es gibt so viele tolle Gelegenheiten, um sich zu engagieren und in der Stube hocken und Beine hochlagern ist nicht mein Ding.  Peng, und plötzlich gehört man zu den Gefährdeten, die Hilfe annehmen sollen, statt diese anzubieten? Ist gefühlt immer noch nicht so, aber ich halte mich an die angeordneten Massnahmen, schöpfe aus, was erlaubt ist. Trübsal blasen und jammern gehört auch nicht zu meinem Repertoire. Dafür singe ich jeden Tag ein Loblied auf unser „Lädeli“ im Dorf, wo man seit heute auch „twinten“ (bargeldlos bezahlen via App) kann.

Nun versuche ich, die Zeit mit neuem Sinn (manchmal auch Unsinn) zu füllen. Natürlich habe ich in den ersten Tagen gleich Schiffbruch erlitten, wollte Englisch auffrischen, Spanisch lernen, meine Fitness bewahren, das Haus putzen, tanzen und Velofahrten mit meinen Mann geniessen und trotz der Einschränkungen Kontakte pflegen und den laufenden Verpflichtungen irgendwie nachkommen. Halt das meiste per Telefon oder digital. So nach drei Tagen haben ich und wir als Paar unseren Rhythmus gefunden.

Die persönlichen Kontakte fehlen mir am meisten. Die für mich wichtigen feinen Schwingungen des Zwischenmenschlichen kann ich digital nicht fühlen. Die Auswirkungen und die wirtschaftlichen Folgen für unser Land geben mir ein komisches Bauchgefühl. Trotz allem bin ich zuversichtlich, dass wir alle gemeinsam den Rank finden werden. Die Wertschätzung aller Berufe, die lohnmässig eher im tieferen Segment angesiedelt sind, ist gestiegen. Sie machen uns das Leben in der Krise angenehmer, das sollten wir dann nicht vergessen! Die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Wirtschaftszweigen werden auch Laien deutlich vor Augen geführt. Wenn wir die Solidarität und Nachbarschaftshilfe, das gemeinsame Suchen nach Lösungen und die entwickelte Kreativität bewahren können, wird es einen vitalen Schub auf allen Ebenen geben.

Ich gebe meiner Hoffnung Ausdruck und zünde heute Abend mein Passionslicht an – Sie auch? www.kirche-murten.ch/aktionPassionslicht.

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