Verein «Rehkitzrettung SenSee»: Lebensretter im Einsatz
Im Juli wurde der Verein «Rehkitzrettung SenSee» gegründet. In der laufenden Saison konnten bereits 71 Jungtiere gerettet werden.
Im Juli wurde der Verein «Rehkitzrettung SenSee» gegründet. In der laufenden Saison konnten bereits 71 Jungtiere gerettet werden.
Jährlich sterben in der Schweiz mehr als 1700 Rehkitze, unzählige Junghasen und bodenbrütende Vögel einen qualvollen Tod durch Mähmaschinen – die Dunkelziffer liegt jedoch weit höher. «Da die modernen Maschinen nicht viel von den Tieren übriglassen und das Raubwild sich um die Reste kümmert, können Zahlen nur erahnt werden», sagt Marianne Gehrig, Vorstandsmitglied vom Verein Rehkitzrettung SenSee.
Vereinsziele
Der am 6. Juli 2023 in Ulmiz gegründete Verein unter der Leitung von Präsident Johannes Knöpfle fördert den Einsatz von Spezialdrohnen, die vor dem Mähen die Felder absuchen. «Durch den Aufbau eines Netzwerks von Drohnenpilot:innen wollen wir sicherstellen, dass Schutzmassnahmen effektiv umgesetzt werden können. Aus diesem Grund unterstützen wir die Pilot:innen beim Kauf der Multikopter», erklärt Marianne Gehrig.
Deshalb sei es wichtig, dass sich viele Menschen, auch direkt Betroffene, als Mitglieder engagieren oder den Verein durch Spenden unterstützen. «Im Kanton Freiburg ist die Multikoptersuche für die Bauern kostenlos.»
Kinderzimmer der Rehkitze
Rehe haben ihren ursprünglichen Lebensraum in Feld und Wald, doch im Laufe der Zeit wurden sie durch menschliche Aktivitäten vor allem in den Wald gedrängt. Rehkitze werden hauptsächlich von April bis Juli geboren, meistens als Zwillinge. Nach der Geburt legt das Muttertier ihr Kitz im hohen Gras ab, gut getarnt durch sein geflecktes Fell. «In den ersten Wochen drücken sie sich bei Gefahr an den Boden und bleiben regungslos. Da die Kitze fast geruchlos sind und sich nur gering bewegen, erschwert dies ihren Feinden, sie zu entdecken», erläutert Marianne Gehrig. «Das verliert sich jedoch mit der Zeit und sie versuchen, sich durch Flucht in Sicherheit zu bringen.»
Keine Chance gegen Mähmaschinen
Flüchtende Kitze springen erst auf, wenn die Gefahr auf wenige Meter herangekommen ist. Leider ist dies zu spät, um sich vor Landmaschinen mit grossen Geschwindigkeiten und Arbeitsbreiten von bis zu 15 Metern in Sicherheit zu bringen. Marianne Gehrig: «Was beim Verstecken vor Füchsen, Hunden oder Greifvögeln sinnvoll ist, bietet kaum Schutz vor Mähmaschinen.» Die Tiere geraten in die Mähmaschinen und werden getötet oder grausam verstümmelt. Dies ist nicht nur für Tiere und Natur tragisch, sondern auch für die Landwirte belastend. Zudem besteht die Gefahr, dass die Kadaverteile das Futter von Nutztieren vergiften können.
Schutzmassnahmen
Die Verantwortung zum Schutz der Tiere in ihren Wiesen liegt bei den Landwirten. Herkömmliche Methoden sind das Vertreiben mit Scheuchen oder Duftstoffen oder das Absuchen des Feldes. Diese Methoden sind jedoch zeitaufwändig und deren Erfolg ist schwierig zu quantifizieren.
«Der Einsatz von Multikoptern mit Wärmebildkameras ist die schnellste, sicherste und effektivste Methode, um Tiere vor Mähmaschinen zu retten», erklärt Marianne Gehrig. In der Schweiz konnten so in den letzten Jahren registriert mit Drohnen zirka 8157 Rehkitze gerettet werden, vom Verein Rehkitzrettung SenSee im laufenden Jahr bereits deren 71. Der Einsatz der Spezialdrohnen bietet für die Bauern mehrere Vorteile: Zum einen wird die Wiese nicht mit Verblendmaterial übersät, zum anderen werden menschliche Kräfte gespart. Die Durchsuchung des Feldes erfolgt zeitsparend und systematisch. Innerhalb von 20 bis 30 Minuten können durchschnittlich zwei bis drei Hektar Feld abgesucht werden.
Kosten und Ausbildung
Die Kosten für die Multikopter-Technik sind hoch. Eine gute Drohne mit Wärmebildkamera, ausreichend Akkus und Bildschirm kostet 8000 bis 10'000 Franken. "Die Pilot:innen arbeiten ehrenamtlich, sie erhalten lediglich von den Jagdvereinen eine kleine Pauschale für die gefahrenen Kilometer", erläutert Marianne Gehrig.
Die Rettung von Rehkitzen mit Drohnen erfordert eine Ausbildung mit einer Prüfung. Dabei werden theoretisches Wissen, technische Fähigkeiten sowie rechtliche Aspekte vermittelt - eine solche Drohne ist kein Spielzeug. Marianne Gehrig: «Die theoretische Ausbildung kann relativ schnell absolviert werden, während die praktische Umsetzung zeitaufwändiger ist.»
"Jööö": Rehkitze nicht anfassen!
«Wird ein Rehkitz entdeckt, ist es sehr wichtig, dass es unter keinen Umständen vom Menschen direkt berührt wird», warnt Marianne Gehrig. «Menschengeruch verhindert, dass die Rehmutter ihr Kitz annimmt, als Konsequenz wird das Jungtier elend verhungern.»
Weitere Informationen
Rehkitzrettung SenSee
Johannes Knöpfle
Route de la Pâla 19
1785 Cressier
Tel. 078 668 57 90