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Was ist ein Ortolan? - Frühjahrs-Exkursion des Ornithologischen Vereins Kerzers

von Karin Ledermann
am
(© Roger Blumner/2022)

Bis vor ein paar Tagen hatte ich – wie Sie vielleicht auch – keine Ahnung, was ein Ortolan ist.
 
Der Ortolan ist ein Zugvogel, etwa 20 bis 28 g schwer und 17 cm lang und in der Schweiz leider nur noch sehr selten zu sehen. Den Ortolan und vieles mehr gab es auf der Frühjahrs-Exkursion des Ornithologischen Vereins Kerzers (OVK) zu entdecken. Der OVK schloss sich der Vereinigung Vogel- und Naturschutz (VVN) an und gemeinsam wurde die Kiesgrube der Firma Gugger und das daran angrenzende Naturschutzgebiet "Länge Stude" erkundet.
 
Die Kiesgrube bietet zahlreichen Vögeln, Insekten und Amphibien Lebensraum und nährt sie durch ein vielfältiges Blüten- und Pflanzenangebot. Das angrenzende Naturschutzgebiet "Länge Stude" lädt mit Wald, Tümpeln, Wiesen und Steinhaufen zu einem Spaziergang ein. In wenigen Wochen wird es dort von blühenden Blumen und Gräsern und summenden Insekten nur so wimmeln. Doch an besagtem Ausflug regnete es, unterbrochen nur von ein paar Sonnenstrahlen und einem perfekten Regenbogen.

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Bekleidung. Diesem Motto treu nahmen trotz des Regens etwa zwanzig Vogelinteressierte am Ausflug teil, die meisten ausgestattet mit Teleskop oder Feldstecher. Aber die Fernsichtgläser wurden grosszügig geteilt, so dass jeder die Gelegenheit bekam, die Vögel aus der Nähe zu betrachten.

Eigentlich hätte man die Uferschwalbe beobachten wollen. Sie ist ein Zugvogel und nur wenige Monate bei uns anzutreffen. Sie benötigt zur Brut lehmige oder festsandige Steilufer und Abbruchkanten. Eine Kiesgrube ist somit idealer Brutplatz für sie. Doch dieses Jahr waren sie noch nicht eingetroffen, es zeigte sich keine einzige Schwalbe. Aber es gab andere Vögel zu entdecken: Eine Goldammer, nass bis auf die letzte Feder, ein Neuntöter, ein Steinschmätzer und eine Gartengrasmücke. Ein Turmfalke konnte beim Verspeisen einer Maus beobachtet werden, eine Nachtigall sang.

Ich sah Amseln, Krähen, Möwen und Tauben. Doch für den Ornithologen ist eine Taube nicht einfach eine Taube; zuoberst auf einem kahlen Baum wurde eine Turteltaube entdeckt, sie bot sich dem Teleskop förmlich dar. Leider ist auch diese Art vom Aussterben bedroht.
 
Beeindruckend, wie Vogelkundler nebst Geduld und Ausdauer auch ein äusserst feines Gehör haben. Sie erkennen sogleich, woher der Gesang kommt und richten zielsicher ihr Glas auf den Vogel. Lukas Arn, Leiter des Ausflugs, liess den Besuch auch für Laien zu einem eindrücklichen Erlebnis werden. Er kennt jeden Vogel (und sicher viel anderes Getier und unzählige Pflanzen). Er identifiziert sie am Gefieder und dem Gesang und er sieht auf einen Blick, ob es sich um ein Männchen oder Weibchen handelt. Er berichtete über die Lebensgewohnheiten der verschiedenen Arten und bringt so diese bunte, verletzliche Welt auch einer Amateurin wie mir nahe.