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Vereinsleben /Kommentar
Kathrin Aebi

Mit kreativer Dynamik ins Jahr 2021 - Verein Murten-Nouveau im alten Feuerwehrlokal

Erinnern Sie sich an den 5. Oktober 2006? Sie haben Recht, das ist lange her und seitdem ist so viel passiert… Deshalb helfe ich Ihnen: In der Zeitung «le lac», Ausgabe 10/2006 ist unter der Überschrift «Neuer Schwung für die Murtenseeregion» nachzulesen, dass die 14-köpfige Standortentwicklung Murtenseeregion (SEM) die Bevölkerung zu einer «ersten öffentlichen Orientierung» in die Aula des Längmattschulhauses in Murten eingeladen hatte.

Bernhard Aebersold, damals Inhaber der gleichnamigen Bäckerei in Murten und Mitglied zahlreicher Vereine und Verbände, war einer der treibenden Kräfte der Projektgruppe. Seine Überzeugung war, dass grosses, unausgeschöpftes Potenzial an Kreativität in der Bevölkerung vorhanden sei, das für neue Ideen und Konzepte genutzt werden sollte. Über die Bündelung der Kräfte bestehender Organisationen, Vereine und der Bevölkerung sollte eine regionale Dynamik entfaltet werden. Menschen, die in den Sog dieser durch Bernhard Aebersold ausgehenden Anziehungskraft und Dynamik gezogen worden waren, schilderten mir von ihrer Freude, gemeinsam etwas bewegt und neue Projekte und Ideen entwickelt und umgesetzt zu haben. Mit dem viel zu frühen Tod von Bernhard Aebersold im Jahr 2012 ging diese Dynamik und Anfangseuphorie nach und nach verloren, es gab Austritte aus dem Verein, wie mir mit Bedauern berichtet worden ist. Heute, im Jahr 2021, beruft sich der Verein Standortentwicklung Murtenseeregion auf seiner Homepage auf die erfolgreiche Umsetzung von Projekten, die im Rahmen ihrer Umfrage im Jahr 2008 durch die Bevölkerung vorgeschlagen worden waren.
 
Aber die Welt hat sich seit dieser Zeit verändert. Die Menschheit steht vor einem Scherbenhaufen, verursacht durch ihren Wachstumswahn, ihrem Drang nach immer Mehr, Weiter, Höher, Schneller. Umweltschutzorganisationen, NGOs und Forscher schlagen seit Jahren Alarm angesichts des Artensterbens, der klimatischen Veränderungen, der Umweltzerstörung, der schwindenden natürlichen Ressourcen einerseits und der wachsenden Abfallberge andererseits. Die Konzernverantwortungsinitiative hierzulande hat gezeigt, dass es Tausende Menschen gibt, die dem Gewinnstreben der Grosskonzerne auf Kosten der Bevölkerung in den Ländern des Südens nicht länger tatenlos zusehen wollen, nicht mehr auf Kosten des Lebens dieser Menschen und der Zerstörung ihrer Umwelt konsumieren wollen.
 
Und in dieser bewegten Zeit, in der ein Umdenken im Lebensstil eines jeden von uns erforderlich ist, haben sich auf Initiative von Brigitte Zehnder, Yvonne Meyer, Alain Emery und Peter Cuony mehr als 60 BewohnerInnen von Murten im Verein Murten-Nouveau zusammengeschlossen. Als ihre Ziele beschreiben sie in ihrem Konzept «Care Share Repair», das sie bei ihrer Bewerbung um die (Zwischen-)Nutzung des alten Feuerwehrlokals an der Bernstrasse an die Gemeinde Murten übergaben und auf ihrer Homepage (www.murten-nouveau.ch) nachzulesen ist:
 
«Einen Ort für die Bewohner von Murten und Umgebung zu schaffen, wo neue, zukunftsorientierte Konzepte ausprobiert, lanciert oder beschleunigt werden können, die das solidarische und nachhaltige Miteinander fördern. (...) Unser Ansatz sieht vor, dass wir relativ rasch, aber klein beginnen und die Aktivitäten der Nachfrage entsprechend laufend vergrössern. Wir suchen die Zusammenarbeit mit lokalen Institutionen und Vereinen und wollen verhindern, als Konkurrenz zum lokalen Gewerbe wahrgenommen zu werden.»
 
Als erstes startete bereits im Dezember das Projekt «Leihbaraque» (www.leihbaraque.ch), bei dem es um die Idee geht, Dinge des täglichen Bedarfs, Gegenstände und Werkzeuge für Küche, Garten, Camping und Deko für eine bestimmte Zeit auszuleihen, statt diese zu kaufen (unsereRegion berichtete: Die LeihBARaque im alten Feuerwehrlokal ist bereit).
 
Ein weiteres, bereits laufendes Projekt ist der Verein «Tauschnetz See», der den unentgeltlichen Austausch von Dienstleistungen, Wissen und Gütern ermöglicht. Menschen sollen über den Verein Verbindungen knüpfen, Wissen und Know-how austauschen und Geselligkeit leben - künftig auch am neuen Standort an der Bernstrasse (www.tauschnetz-see.ch).

Angedachte künftige Projekte sind:

  • Eine saisonale Kleidertauschbörse, Börse für Outdoor-Kleidung, Nähwerkstatt 'aus Alt macht Neu'
  • Monatliches Angebot einer Repair-Werkstatt (Informationen über www.repair-cafe.ch)
  • Ein urbaner Gemeinschaftsgarten mit Kräutern, Blumen und Gemüse und einer Börse für den Austausch von Setzlingen
  • Ein offener Kühlschrank mit Lebensmitteln zu einem geringen Entgelt
  • Eine Spieloase für interessierte Erwachsene, Jugendliche und Kinder in einer kreativen Umgebung
  • Einen Gemeinschaftsraum für gesellige Abende, Diskussionsrunden, Workshops, Informationsaustausche und vieles mehr.

 
Wenn Sie sich angesprochen fühlen, unter dem Leitbild der Solidarität die bereits angedachten Konzepte mitzugestalten, oder neue Projektideen einzubringen und in der Gemeinschaft Gleichgesinnter umzusetzen, so nehmen Sie Kontakt mit dem Verein Murten-Nouveau auf. Vereine und Organisationen aus Murten und Umgebung, die sich eine Zusammenarbeit vorstellen können, sind ebenfalls herzlich willkommen und werden um Kontaktaufnahme gebeten  (www.murten-nouveau.ch).
 
Erinnern wir uns an die Worte von Bernhard Aebersold:

Es gibt ein grosses, unausgeschöpftes Potenzial an Kreativität in der Bevölkerung, das für neue Ideen und Konzepte genutzt werden sollte. Über die Bündelung der Kräfte bestehender Organisationen, Vereine und der Bevölkerung sollte eine regionale Dynamik entfaltet werden!