HC Murten: Kunst am Kopf und Schutz im Spiel
Ein langweiliger Goaliehelm wird zum Hingucker
Ein langweiliger Goaliehelm wird zum Hingucker
Eishockey lebt von Geschwindigkeit, fairer Härte, Leidenschaft und Disziplin. Manchmal stiehlt jedoch ein Ausrüstungsteil dem Sport beinahe die Show: der Goaliehelm. Wie Sport und Kunst harmonisch verschmelzen können, zeigt sich eindrucksvoll am neuen Helm des Murtner Keepers.
In den 1970er Jahren verzierte NHL-Torhüter Gerry Cheevers seine Maske mit Zeichnungen von Nähten - damit markierte er die Stellen, an denen er von Pucks getroffen worden war. Seither hat sich die künstlerische Gestaltung von Goaliehelmen weltweit zu einer Tradition entwickelt, die sowohl Individualität des Torhüters als auch Kreativität des Künstlers widerspiegelt.
Sascha Biehl, selbst Spieler beim HC Murten, nutzte die Sommerpause, um den Helm seines Bruders in ein Kunstwerk zu verwandeln. Im Interview erzählt uns der 41-Jährige von seiner Leidenschaft und den Herausforderungen des Helm-Designs.
Sascha, wie kamst du dazu, Goaliehelme zu designen?
Ich spiele als linker Flügel beim HC Murten und mein 12-jähriger Sohn Nevio spielt beim SC Bern. Eishockey ist also ein grosser Teil meines Lebens. Vor etwa zehn Jahren habe ich angefangen, Helme zu designen, nachdem ich mein Motorrad im Old-School-Design gebrusht hatte. Mein Bruder Kevin fragte mich dann, ob ich nicht seinen Helm gestalten könnte - das war der Anfang.
Was gefällt dir besonders am Airbrushen eines Helms?
Speziallacke und die Möglichkeit, damit 3-D-Effekte zu schaffen, machen den Prozess spannend. Jede Rundung und jeder Winkel des Helms stellen eine neue Herausforderung dar. Wäre der Helm eine rechteckige Kiste, wäre es natürlich einfacher (lacht). Aber genau diese Rundungen machen mehr Spass und bringen mehr Leben ins Design.
Ich mag es, wenn das Sujet irgendetwas mit dem Verein zu tun hat. Ich bin kein Profi und kann keine Motive brushen, die lebendig und echt wirken sollen, wie zum Beispiel Menschen oder Tiere. Mein Ziel ist jedoch, mich jedes Mal ein bisschen zu verbessern. Zudem mag ich, dass ich so jeweils ein Geburtstagsgeschenk für meinen Bruder habe (lacht). Na ja, wenigstens so alle zwei bis drei Jahre.
Und was gefällt dir dabei weniger?
Sicher nicht gerade der spassigste Teil ist das Abschleifen des Helms am Anfang (lacht). Ich mag es zudem nicht so, wenn während dem Airbrushen noch Änderungen gewünscht werden. Das wird schnell mühsam und schwierig.
Und ich designe nicht gerne Helme, die schon zwei oder drei Jahre alt sind - die stinken nämlich (lacht). Spielerhelme sollten aber aus Sicherheitsgründen sowieso nicht älter als drei bis vier Jahre alt sein, ein Goaliehelm maximal zwei bis drei Jahre.
Was macht den neuen Goaliehelm von Kevin besonders?
Die beiden verschiedenfarbigen Seiten, die dynamischen Linien und die beiden Löwen: einmal der Löwe aus dem Murtner Wappen und dann der modernere Löwenkopf aus dem Trikot des HC Murten.
Das Löwensujet war eine Idee, die ich seit Jahren umsetzen wollte. Der Hintergrund des letzten Helms war schwarz. Diesmal hatte ich, damit etwas mehr Leben ins Design kommt, die Idee, die eine Seite in schwarz mit dem HC Murten-Löwen zu gestalten und die andere Seite weiss mit dem Löwen des Murtner Wappens. So passt der Helm sowohl zu unseren Heim-, als auch zu den Auswärtstrikots.
Wie viele Helme designst du pro Jahr?
Ich arbeite als Zimmermann, das Designen der Helme ist für mich nur ein Hobby, das ich mit grosser Leidenschaft verfolge. Der Zeitaufwand für Kevins Helm betrug diesmal ungefähr 13 bis 15 Stunden. Pro Jahr mache ich zwei bis drei Helme, oft auch für Kinder, was mir besonders Freude bereitet.
Es ist wichtig, dass die Helme nicht nur gut aussehen, sondern auch ihre Schutzwirkung bewahren. Man kann nicht jede Farbe verwenden, die Sicherheit des Spielers muss gewährleistet sein. Wichtig ist aber auch ein Helm von guter Qualität.
Wie entsteht ein solches Design?
Zuerst muss ich den Helm bekommen. Nein, eigentlich beginnt es damit, dass mich die Spieler fragen müssen, ob ich überhaupt Zeit habe (lacht). Der Spieler bringt seine persönlichen Wünsche und Ideen ein, ich steuere meine kreative Expertise bei. Diesmal hat mir Kevin jedoch völlig freie Hand gelassen - er hatte absolut keine Ahnung, was auf ihn zukommt (lacht).
Skizzen werden angefertigt, Farbkombinationen und verschiedene Details ausprobiert, bis das endgültige Design gefunden ist. Sobald die Idee steht, geht es an die Umsetzung. Den Helm kann ich bereits abschleifen und grundieren, bevor das endgültige Sujet festgelegt ist. Den Helm auseinandernehmen übernimmt Kevin. Darüber bin ich froh, denn das ist immer ein 'Gemurkse' (lacht).
Früher habe ich Schablonen von Hand ausgeschnitten. Heute zeichne ich das Design am PC und ein Schneideplotter hilft beim Ausschneiden. Auch Bänder und Löcher am und im Helm müssen ins Design integriert werden, was jedoch nicht immer zu hundert Prozent möglich ist.
Für das neue Design habe ich einen Speziallack verwendet: zuerst eine schwarze Grundierung; das farbige Sujet wird danach zuerst silbern grundiert, was später einen Metallhammerschlageffekt erzeugt. Candylacke ermöglichen es, Schattierungen schon vor dem Auftragen der Farbe zu machen. Diese Lacke erzeugen 3D-Effekte, die dem Design mehr Leben verleihen.
Trotz Schablonen gestalte ich feine Details immer noch von Hand. Man kann tausend kleine Details auf einen Helm machen, die man erst aus der Nähe erkennt, oder man gestaltet es schlicht und einfach, damit man schon von Weitem sieht, was drauf ist. Diesmal habe ich mich für eine schlichtere und einfachere Variante entschieden. Zum Schluss folgen etwa sieben Schichten Schutzlack, wobei man fein beginnt und dann dickere Schichten aufträgt.
Und was sagt der Träger des Helms zum neuen Design? Wir haben nachgefragt.
Kevin, wie gefällt dir dein neuer Helm?
Ich bin jedes Mal begeistert, es gab von Sascha noch nie einen Helm, der mir nicht gefallen hat. Ein passender Helm ist das ‘i-Tüpfelchen’ bei der Ausrüstung. Auch diesmal bin ich sehr zufrieden, das neue Design gefällt mir sehr gut!
Wie war es, deinem Bruder freie Hand zu lassen?
Früher konnte ich mitreden, diesmal liess ich meinem Bruder freie Hand. Sascha fragte mich, ob ich ihm genug vertraue, da er eine Idee habe. Ich hatte keine Ahnung, was aus dem weissen Helm entstehen würde, als ich ihn meinem Bruder überliess. Natürlich hoffte ich, dass ich danach nicht mit einem pinkfarbenen Helm spielen muss (lacht). Aber das Vertrauen hat sich ausgezahlt.
UnsereRegion bedankt sich bei Sascha und Kevin Biehl für das Interview und wünscht schon jetzt viel Spass mit dem neuen Helm und eine erfolgreiche neue Saison!