Go back

Murtner Jung-Judoka im Schweizer Kader

Annica Kandlhofer ist 15 Jahre alt und begeisterte Judoka. Seit Januar 2019 trainiert sie bei Hara Sport Murten und trägt seit Sommer 2023 den blauen Gürtel (2. Kyu). Inzwischen ist sie sogar im März 24 definitiv in das U18-Nationalkader aufgenommen worden und nimmt an dessen Spezial-Trainings und internationalen Wettkämpfen teil.

von Kerstin Heine
am
Annica Kandlhofer auf der Überholspur.

Annica Kandlhofer ist 15 Jahre alt und begeisterte Judoka. Seit Januar 2019 trainiert sie bei Hara Sport Murten und trägt seit Sommer 2023 den blauen Gürtel (2. Kyu). Inzwischen ist sie sogar im März 24 definitiv in das U18-Nationalkader aufgenommen worden und nimmt an dessen Spezial-Trainings und internationalen Wettkämpfen teil.

Im Interview erzählt sie uns, wie es zu ihrer Judo-Leidenschaft kam.

Liebe Annica, wie bist du zu diesem Sport gekommen?
Als ich mit dem Sport angefangen habe, hat schon fast meine ganze Familie Judo trainiert: meine Grossmutter, meine Eltern, meine Schwester, mein Onkel und meine Tante. Ich wollte lange kein Judo machen, weil ich fand: «Wenn das schon die ganze Familie macht, muss ich es nicht auch noch machen.» Aber zugeschaut habe ich immer gern, wenn wir als Familie immer wieder Wettkämpfe des Vereins besuchten.

Im Januar 2019 habe ich dann am Zvieri-Tisch verkündet: «Heute gehe ich mit Juliana (meiner Schwester) ins Training.» Wir sind gegangen und von da an besuchte ich die Trainings regelmässig.

Eine fliegt immer

Was gefällt dir besonders daran?
Am Judo gefällt mir eigentlich alles. Zum Beispiel das Werfen des Gegners oder des Trainingspartners. Denn die Vorstellung, dass man einen Menschen nur mit der eigenen Körperkraft durch die Luft schleudert, ist phänomenal. Oder wenn mir ein perfekter Wurf gelingt: Das Gleichgewicht ist gebrochen und der richtige Moment zum Angriff genau abgepasst. In einem solchen Moment spürt man das Gewicht des Uke (so nennen wir den Trainingspartner) überhaupt nicht.

Und natürlich liebe ich den Wettkampf, das Mich-mit-anderen-messen, zu schauen, wer die/der bessere ist. Durch Turniere und Trainingslager bilden sich auch neue Freundschaften, was mir auch sehr gefällt.

Warum trainierst du gerade bei Hara Sport Murten?
Meine Eltern und meine Schwester trainieren ebenfalls in diesem Verein. Daher war es eigentlich von Anfang an klar, wo ich trainieren werde. Der Hara Sport Murten ist inzwischen wie ein Teil der Familie. Mittlerweile trainiere ich auch im NLZ Yverdon, dem Nationalen Leistungszentrum für die Westschweizer Judokas.

Besonders gefällt mir am Hara Sport Murten, dass im Training immer alle freundlich sind und einem viele Tipps zur Verbesserung geben. Das ist sehr hilfreich. Wichtig ist mir auch, dass die Trainer mich nicht leistungsmässig unter Druck setzen, denn natürlich gibt es immer Aufs und Abs.

Wie oft trainierst du und worauf achtest du dabei besonders?
Ich trainiere zweimal pro Woche bei Hara Sport Murten. Dieses Training ist vor allem auf Technik ausgelegt. Zusätzlich trainiere ich zweimal in der Woche im NLZ Yverdon. Das ist vor allem Wettkampf-Training in Form von Randoris, also Wettkampf-Simulationen. Dabei lässt man den Gegner den Wurf durchziehen, wenn man merkt, dass er gerade einen super Wurf ansetzt und das eigene Gleichgewicht gebrochen ist. Allerdings geschieht es in Yverdon selten, dass man nicht voll dagegenhält und sich fallen lässt.

Ergänzend zum Judo trainiere ich auch noch zweimal in der Woche Leichtathletik, um meine Grundkondition zu verbessern. Einmal im Monat besuche ich ein Nationales Randori-Training in Grenchen.

In jedem Training wird der Fokus auf etwas anderes gelegt. Beim Training in Murten geht es darum, meine Technik zu verbessern und Wurf-Kombinationen zu finden und einzuüben, die einem Ablauf von Angriffen entsprechen. In Yverdon achte ich darauf, dass ich mich viel bewege und beim Kämpfen nicht verkrampft bin. Natürlich schaue ich auch darauf, dass ich so viele Angriffe wie möglich machen kann. Darauf zu fokussieren, wie oft ich den Gegner dann tatsächlich geworfen habe, bringt in meinen Augen nicht viel, denn das gelingt seltener.

Auf den Einsatz wartend

Was verändert dein Sport-Erfolg für dich und dein Leben?
Im Verein verändert es nicht viel, da mehrere der Trainer exzellente Judokas sind und ebenfalls starke Wettkämpfer sind oder waren. Im Privatleben ändert sich eigentlich auch nicht so viel, ausser dass Judo halt viel Zeit beansprucht. Deshalb habe ich keine Zeit, unter der Woche nach der Schule mit meinen Freunden abzumachen.

Und am Wochenende habe ich entweder Wettkämpfe, spezielle Trainings oder brauche einfach mal Zeit für mich zum Erholen oder für die Familie. Manchmal fehle ich in der Schule, wenn ich in einem Trainingslager bin oder wenn wir für ein Turnier weit reisen müssen. Das war bisher kein Problem, da die OSRM sehr sportfreundlich ist.

Fokus im Gewirr

Worauf freust du dich als Mitglied des Schweizer Judo-Kaders besonders?
Am meisten freut mich der Gedanke, dass ich einen Teil meiner Träume schon erreicht habe. Als ich mit Judo angefangen habe, war mir schnell klar, dass ich eine grosse Judoka und gute Wettkämpferin werden will. Und jetzt, wo ich es bereits ins U18-Nationalkader geschafft habe, hat sich schon ein Teil meiner Träume erfüllt. Ich freue mich auch sehr auf eventuelle Aufgebote für Europa-Cups und Trainingslager mit dem Nationalkader.

Für wen ist Judo der richtige Sport? Was empfiehlst du jemandem der sich grundsätzlich für diesen Sport interessiert?
Judo ist für jeden etwas, da man Judo auch ohne Wettkampf-Ambitionen praktizieren kann. Natürlich sollte man sich bewusst sein, dass es eine Kampfsportart ist und es beim Judo viel Körperkontakt gibt.

Ich empfehle einfach anzufangen und nicht zu erwarten, dass alles von Beginn an so läuft, wie man es sich vorstellt. Denn Judo bedeutet tausendmal dieselben Techniken zu repetieren. Es braucht also viel Geduld und Beharrlichkeit. Aber genau die trainiert man so natürlich auch ...

Vielen Dank, liebe Annica, für diesen Einblick in dein Judoka-Leben!

Weitere Informationen: Hara Sport Murten