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Gelungener Auftakt zu drei Tagen Kerzerslauf unter Corona-Schutzmassnahmen

von Guido Kaufmann
am

16:00 Uhr – Laptop zuklappen und ins Sport-Tenue stürzen, denn in zwei Stunden steht für mich an diesem Freitagabend der Kerzerslauf auf der Agenda. Fast zwei Jahre ist es her, seit ich mich zum letzten Mal für einen Volkslauf einschreiben konnte. 2020 musste der traditionelle Kerzerslauf wegen COVID sehr kurzfristig abgesagt werden, und diesen Frühling hatte die Pandemie auch noch keine Sportgrossveranstaltungen zugelassen. Doch das OK hat die Entwicklung richtig eingeschätzt und dann unverkennbar alles dran gesetzt, den Lauf als «Season Opening» für die Schweizer Laufszene im Spätsommer durchzuführen.

Das Vorbereitungsprozedere kommt mir heute schon etwas speziell vor. Normalerweise startet es an einem kalten Samstagmorgen im März mit einem Teller Spaghetti und dann gehts eingemummt in Trainerhose nach Kerzers, wo eine kalte Bise um die Ohren weht und vielleicht erste zaghafte Sonnenstrahlen etwas Wärme vermitteln. Heute Abend ist es sommerlich warm und ich bin froh, dass ein grosser Teil der Strecke durch den schattigen Wald führt.

«Für den Wintermuffel», begrüsste mich die nicht angepasste Webseite, als ich mich für die 5km-Strecke - nebst 10km und 15km das Kürzeste der drei Angebote - anmeldete. Nein, das Wintertrainingsdefizit ist eigentlich schon lange abgebaut, es waren terminliche Gründe für die Anmeldung zum 5-Kilometerlauf. Die drei Läufe wurden nämlich – Corona-bedingt - über das ganze Wochenende verteilt, am Freitagabend (5km), Samstag (15km) und Sonntag (10km).

In Kerzers angekommen, sieht das Start- und Zielgelände dann komplett anders aus, als ich es mir nach fünf Teilnahmen gewohnt bin. Das OK und die grosse Helfercrew mussten sich logistisch komplett neu organisieren. Lediglich die Streckenführung erinnerte noch einigermassen an die Vorjahre. Es ist dann auch ein Gang durch ein Labyrinth von Absperrgittern, bis man schliesslich den Startbereich erreicht.

Für mich kommt zum ersten Mal das COVID-Zertifikat zum Einsatz, das schliesslich in einem grünen Punkt auf der Startnummer resultiert und überhaupt erlaubt, am Lauf teilzunehmen. Hände desinfizieren und Abstand halten, mahnt der Speaker die Teilnehmen immer wieder. So gibt es auch keine eng getakteten Massenstarts, sondern in kleinen Gruppen wird in Zehn-Minuten-Intervallen die Strecke in Angriff genommen.

Wenn die Startlinie mal passiert ist, darf man all die (diesjährigen) COVID-Besonderheiten hinter sich lassen und den wunderschönen Lauf über die Felder und durch den Wald von Kerzers geniessen. Bei der Forsthütte begrüssen auch heuer wieder Alphornbläser die Läufer*innen und die überraschend zahlreich anwesenden Zuschauer entlang der Strasse zeigen mit einem etwas frenetischeren Applaus auch ihre Freude, dass sportlich wieder so etwas wie Normalität zurückgekehrt ist.

18:24 Uhr – Ich passiere die Ziellinie, zufrieden mit der erreichten Zeit, vor allem aber mit dem immer wieder besonderen Glücksgefühl, wenn die Ziellinie nach einem letzten Schlussspurt erreicht ist. Der unbekannte Läufer, der mich auf den letzten Metern noch überholt hatte, klopft mir auf die Schulter und gratuliert spontan. Die Freude ist überall gross und unübersehbar. Wahrscheinlich war es für ihn und die meisten auch der erste Lauf seit fast zwei Jahren.

Und schon wird mir von einer Helferin wieder eine Maske entgegengestreckt, die es im Zielbereich zu tragen gelte. Dem OK ist ein grosses Lob auszusprechen, denn es hat unübersehbar alles daran gesetzt, den Lauf unter den speziellen Umständen durchführen zu können und die Läufer*innen mit optimalen Schutzmassnahmen zu schützen. OK-Präsident Markus Ith zeigte sich denn auch erfreut über den Ablauf des ersten der drei Tage: «Alles gut gegangen und keine Unfälle, so kann es morgen und übermorgen weitergehen!»

Übrigens: Gewonnen hat bei den Frauen Nicole Egger und bei den Männern der Kenianer Tefera Mekonen, der morgen an einem Halbmarathon in Thun und übermorgen gleich nochmals in Kerzers an den Start gehen wird. Für ihn waren die 5 Kilometer wahrscheinlich eher ein Einlaufen, während ich bei den warmen Temperaturen und dem nie ganz wegsteckbaren Wettkampfeifer doch ziemlich ins Schwitzen kam…