Leserbrief: «Ein überzeugtes Ja zur Biodiversitätsinitiative»
Leserbrief zur Abstimmung vom 22. September «Biodiversitätsinitiative» von Ursula Schneider Schüttel
Leserbrief zur Abstimmung vom 22. September «Biodiversitätsinitiative» von Ursula Schneider Schüttel
In Gesprächen über die Biodiversitätsinitiative höre ich oft, wir täten ja schon so viel! Das genüge doch und es brauche die Initiative nicht.
Ja, es stimmt, es wird schon vieles getan. Sei es in der Landwirtschaft von naturfreundlich handelnden Bäuerinnen und Bauern, sei es im Siedlungsgebiet von innovativen Gemeinden oder insektenliebenden Hobbygärtner:innen. Tatsache ist jedoch - das bestätigt nebst der Wissenschaft auch der Bundesrat in seinem Bericht „Umwelt Schweiz 2022“ - dass es trotz diesen Bemühungen der Biodiversität, also den vielfältigen Lebewesen und Lebensräumen, schlecht geht. Ein Drittel der Tier- und Pflanzenarten ist gefährdet oder bereits ausgestorben, die Hälfte der Lebensräume ist beeinträchtigt. Und wir wissen nicht immer, was sie uns in dem sich ändernden Klima nützen könnten, z.B. um die Folgen von Naturgefahren wie Überschwemmungen oder Erdrutschen zu mindern. Oder um neu auftretende Schädlinge auf natürliche Weise zu bekämpfen. Oder um resistentere Obst-, Gemüse- oder Getreidesorten für unsere Ernährung zu finden. Um eine bedrohte Art, wie z.B. den Kiebitz, zu erhalten, braucht es jahrzehntelange (!) Schutz- und Überzeugungsarbeit. Wenn eine Art dagegen ganz verschwindet, ist sie unwiederbringlich verloren.
Mit der Initiative können wir die Grundlagen für Flächen und damit Lebensräume schaffen, auf denen Schützen und Nutzen, beides (!), möglich und vereinbar sind. Und die finanziellen Mittel generieren, damit diejenigen, die nützen und schützen entsprechend entschädigt werden. Diese Mittel kommen also z.B. den Betreibenden nachhaltiger Landwirtschaft zugute. Oder der Bauwirtschaft, welche Aufträge zur Renaturierung von Gewässern erhält.
Wir haben alles Interesse daran, die heutige Vielfalt von Arten und Lebensräumen zu erhalten. Denn sie sichern unsere Lebensgrundlage - fruchtbare Böden, sauberes Wasser, gesunde Nahrung - und nicht zuletzt eine abwechslungsreiche Landschaft für uns und die künftigen Generationen.
Ich werde ein überzeugtes Ja zur Biodiversitätsinitiative in die Urne legen - denn es bleibt noch viel zu tun.
Ursula Schneider Schüttel, ehemalige Nationalrätin und Präsidentin Pro Natura