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Politik /Kommentar

Kommentar der FDP Murten zur Strompreiserhöhung der IB-Murten

Der erste Schock war gross, als die IB-Murten vor einigen Wochen die Strompreise für das 2023 kommunizierte (unsereRegion berichtete: Stromtarife steigen auch in Murten deutlich). Die Tarife erhöhen sich um mehr als 20 Rappen pro Kilowattstunde. Für eine vierköpfige Familie mit einem Jahresverbrauch von 4500 Kilowattstunden erhöht sich die Stromrechnung 2023 um rund 80 Franken pro Monat. Die Erhöhung betrifft alle Kundengruppen und Stromprodukte gleichermassen.

Nachdem die IB-Murten jahrelang Tiefpreise im internationalen Handel nutzen und an ihre Kunden weitergeben konnte, kam es in diesem Jahr durch die aktuelle geopolitische Situation, durch Sondereffekte wie der Abschaltung französischer Atomkraftwerke, usw. zu einer Verknappung der Energie bei unvermindert hoher oder gar noch höherer Nachfrage. So ist der Marktpreis für eine Megawattstunde elektrischer Energie heute rund zehnmal so hoch wie vor einem Jahr. Da IB-Murten nicht über grosse eigene Kraftwerke verfügt, muss sie praktisch die gesamte elektrische Energie am Markt beschaffen. Was also in den letzten Jahren ein grosser Vorteil war und im Verhältnis relativ günstige Strompreise generierte, wurde nun zum grossen Nachteil.

Nach dieser Ankündigung der Preiserhöhung begann in Murten sofort auch der politische Aktivismus und die jahrelang gut funktionierende und an die Gemeinde Gewinn abwerfende IB-Murten wurde umgehend kritisiert, die Eignerstrategie der Stadt Murten sowie auch die Geschäftsstrategie der IB-Murten stark in Frage gestellt. Gerade von derjenigen politischen Seite, welche mit der Energiestrategie 2050 das Verbot von Atomkraftwerken auf nationaler Ebene durchgesetzt und damit verbunden einen Versorgungsengpass in Kauf genommen hat, kommt nun die «scheinheilige» Frage, wie die Gemeinde Murten den keineswegs überraschenden, sondern bereits im Jahresbericht angekündigten Preisanstieg abfedern könne. Der Ruf nach Subventionspolitik und damit einem weiteren Eingriff in den Markt wird sofort laut. Ein Preisanstieg der Energie führt zu höherem Bewusstsein beim Verbrauch und damit verbunden wohl auch zu dessen Reduktion. Bevor jedoch Firmen und Privathaushalte zur Abfederung des Energiepreisanstiegs von der öffentlichen Hand subventioniert werden, sollte der Anteil der Energiekosten in Relation zu den Gesamtausgaben dieser Institutionen gesetzt werden. Bei den meisten dürfte dieser Anteil weit unter 5% liegen, wobei es natürlich auch energieintensive Branchen gibt, die den Kostentreiber Energie jedoch eigenverantwortlich aktiv verfolgen, um frühzeitig antizipieren zu können. Die Unternehmen werden, wie bereits in vergangenen Krisen, die nötigen Massnahmen zügig umsetzen oder auch Innovationen entwickeln.

Eine aktive Analyse der dynamischen Entwicklung dieser Situation in den nächsten Monaten sowie ein darauf basiertes intelligentes und zielgerichtetes Massnahmenpaket sind einem überstürzten Strategiewechsel in Bezug auf die IB-Murten sowie einem sofortigen Aufbau einer neuen Subventionspolitik vorzuziehen. So ist zum Beispiel der Marktpreis, welcher Ende August bei € 1'000 lag, am 9.9.2022 wieder auf € 504 gesunken. Zudem gilt es zu berücksichtigen, dass der Stromtarif stark reguliert ist und daher keine Gewinne erlaubt, respektive diese in den nächsten Tarifrunden wieder an die Kunden weitergegeben werden müssen. Gut möglich also, dass sich die Situation schon in den nächsten Monaten wieder beruhigen wird.