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«Man sollte den Menschen und seine politischen Ansichten auseinanderhalten» - Fabian Kuhn im Interview

Der 24-jährige Murtner Fabian Kuhn ist an vielen Fronten aktiv: Neben seinem Masterstudium in Betriebswirtschaft an der Universität Freiburg unterrichtet er Tennis im Tennisclub Kerzers und engagiert sich in der Politik. Und dies gleich in mehreren Positionen: Er ist im Vorstand der Jungfreisinnigen Schweiz, Vizepräsident der Jungfreisinnigen Freiburg und koordiniert die Generalratskampagne der Jungen Liste Murten. Ende Juli 2021 trat er zudem als Präsident der Jungfreisinnigen Deutschfreiburg zurück. Wir haben ihn zum Interview getroffen, um mehr über sein politisches Engagement und seine Zeit als Präsident zu erfahren.

von Joel Rathgeb
am
Fabian Kuhn übergab das Präsidium der Jungfreisinnigen Deutschfreiburg Ende Juli an Dylan Porchet. Er ist weiterhin im Vorstand der Jungfreisinnigen Schweiz tätig.

Der 24-jährige Murtner Fabian Kuhn ist an vielen Fronten aktiv: Neben seinem Masterstudium in Betriebswirtschaft an der Universität Freiburg unterrichtet er Tennis im Tennisclub Kerzers und engagiert sich in der Politik. Und dies gleich in mehreren Positionen: Er ist im Vorstand der Jungfreisinnigen Schweiz, Vizepräsident der Jungfreisinnigen Freiburg und koordiniert die Generalratskampagne der Jungen Liste Murten. Ende Juli 2021 trat er zudem als Präsident der Jungfreisinnigen Deutschfreiburg zurück. Wir haben ihn zum Interview getroffen, um mehr über sein politisches Engagement und seine Zeit als Präsident zu erfahren.

Sie sind an vielen Fronten unterwegs. Wie bringen Sie Studium, Arbeit, Hobbys und vor allem Ihr politisches Engagement unter einen Hut?

Ich trage stets meinen digitalen Terminkalender auf mir. Mit diesem organisiere und koordiniere ich alle Aktivitäten. Dank dem Kalender habe ich jederzeit den Überblick über die bevorstehenden Vorlesungen, Meetings, Arbeitszeiten, Trainings und Freizeitaktivitäten.

Hand aufs Herz: Wie viele Stunden arbeiten Sie pro Tag?

Mein Studium, das Praktikum, welches ich zurzeit parallel dazu absolviere, meine Tätigkeit als Tennistrainer und mein politisches Engagement nehmen schon viel Zeit in Anspruch. Wie viele Stunden das genau sind, ist schwierig zu beziffern. Sicherlich einiges mehr, als ein durchschnittlicher 24-Jähriger üblicherweise arbeitet. Wenn man etwas aber gerne und mit voller Überzeugung macht, dann spielt es keine Rolle, wenn man ab und zu erst spät abends mit dem Zug am Bahnhof in Murten ankommt.

Was sind die wichtigsten Tätigkeiten als Präsident einer Partei?

In erster Linie kümmert sich der Präsident mit seinem Team um die strategische Ausrichtung der Partei. Ist die Vision klar und sind die benötigten Kompetenzen und Ressourcen zur Zielerreichung definiert, geht es ans Eingemachte. Dabei werden etwa Abstimmungskämpfe geführt, Unterschriften für Volksbegehren gesammelt, Wahlkampagnen geplant oder Veranstaltungen und Generalversammlungen organisiert und durchgeführt. Kurz zusammengefasst: der Präsident ist das Zugpferd – ohne vollen Einsatz seinerseits verliert die Partei an Relevanz und Einfluss.

Was sind Ihre persönlichen Ziele in der Politik?

Besonders würde ich mich über die Wahl in den Gemeinderat von Murten freuen. Als Mitglied der Exekutive kann man die Attraktivität der Gemeinde und Region massgeblich beeinflussen. Mit meinen innovativen und nachhaltigen Ideen möchte ich unsere Zukunft aktiv mitgestalten, damit auch zukünftige Generationen in der schönsten Stadt der Schweiz wohnen und arbeiten können.

Welche politischen Anliegen sind Ihnen am wichtigsten?

Mittlerweile bin ich schon über sechs Jahre politisch aktiv. In dieser Zeit sind so einige Forderungen zusammengekommen, die mir am Herzen liegen. So bin ich der Auffassung, dass beispielsweise die Ehe für alle, die Legalisierung von Cannabis oder etwa die Einführung der Individualbesteuerung schon längst überfällig wären.  
 
Des Weiteren liegt mir eine generationengerechte Altersvorsoge am Herzen. In der ersten Säule werden jährlich Millionenverluste eingefahren. In der zweiten Säule läuft eine systemfremde Umverteilung zulasten der jüngeren Generationen. Dringend notwendige Reformen werden seit Jahren vertagt. Zudem könnte durch steuerliche Anreize, wie eine schrittweise Reduktion der Einkommenssteuer ab dem ordentlichen Pensionsalter, die freiwillige Erwerbstätigkeit im Alter gesteigert und das Defizit abgefedert werden.
 
Was ich ebenfalls als wichtig erachte, sind liberale Lösungen in der Klima- und Umweltpolitik. Durch eine konsequente Anwendung des Verursacherprinzips soll sichergestellt werden, dass jeder die Kosten trägt, die er verursacht. Hierbei ist es aber wichtig, dass die richtigen Anreize gesetzt werden und nicht mit Verboten und unnötigen Regulierungen Politik gemacht wird. Nur so können innovative Technologien gefördert werden, welche für die Lösung der aktuellen Herausforderungen massgebend sind.

Welche Chancen sehen Sie für diese Anliegen?

Ich bin zuversichtlich, dass zumindest ein Teil dieser Forderungen in naher Zukunft umgesetzt werden. So ist eine klare Zustimmung zur Ehe für alle am 26. September, ein griffiges CO2-Gesetz, welches das Verursacherprinzip stärkt oder etwa die Einführung der Individualbesteuerung sehr wahrscheinlich. Andere Themen, wie die nachhaltige Sanierung der Altersvorsorge haben hingegen einen schwierigeren Stand. Viele Leute stellen bei dieser Thematik ihr Partikularinteresse über eine zukunftsfähige und ganzheitliche Lösung. Dabei wäre eine zeitnahe und mutige Reform besonders für zukünftige Generationen von grosser Bedeutung.

Und zum Schluss: Welchen Tipp würden Sie einer motivierten jungen Person geben, die den Schritt in die Politik macht?

Diesen Tipp sollten sich eigentlich alle zu Herzen nehmen, er ist aber sicherlich für junge Personen, welche frisch mit der Politik anfangen besonders hilfreich. Und zwar sollte man den Menschen und seine politischen Ansichten auseinanderhalten. Es gehört zum politischen Diskurs, dass man sich nicht immer einig ist. Da kann es schnell mal zu einem verbalen Schlagabtausch kommen. Das heisst aber noch lange nicht, dass man im Anschluss nicht mit dem politischen Gegner zusammensitzen, ein Bier trinken und sich auf persönlicher Ebene gut verstehen kann.

Wir bedanken uns für die Antworten und wünschen Fabian Kuhn alles Gute für die Zukunft und viel Erfolg bei den Generalrats- und Gemeinderatswahlen!