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Politik /Kolumne
René Merz

Wissen kreuz und quer: Bezahlbarer Wohnraum mit "Tiny Houses"

Wie können heute Personen mit bescheidenem Lohn eine Wohnung oder gar ein Haus anschaffen? In Murten gibt es Immobilien erst ab ca CHF 690'000.- (anibis.ch). Zwischen Murten und Pfauen (Faoug) kostet freies Bauland deutlich über CHF 900 pro Quadratmeter. Was macht eine 63-jährige Hausfrau, die nie in einer Firma angestellt war (keine Pensionskasse und Säule 3a) und deren Mann, 67-jährig, vor kurzem verstorben ist? Reicht ihre AHV-Rente für die Miete von CHF 1'850.-/Monat, für Lebensmittel und Versicherungen? Wohl eher nicht! Was gibt es für Alternativen gegenüber dem fast demütigenden Antrag für Ergänzungsleistungen? Die Banken verkaufen an über 55-jährige Leute eher selten Hypotheken für eine Eigentumswohnung oder ein Häuschen! Schweizweit werden freie, bezahlbare Wohnungen immer rarer und laut Credit Suisse Economic Research müsse das Jahreseinkommen (2011) für eine Eigentumswohnung zwischen CHF 60'000 bis 70'000 betragen!

Alternativen dringend gesucht!

Welchen bezahlbaren Wohn- und Arbeitsraum für Studenten und ältere Leute gibt es denn noch? Auf Industriebrachen könnten ausrangierte Fracht-Container zu preisgünstigem Wohnraum mit ca. 25m2 Fläche/Einheit umgebaut und gleich dort installiert werden.
Bei Alibaba.com können Container-Häuser schon für USD 10'000 bis 15'000.- eingekauft werden. Schauen wir doch mal über die Schweizergrenze, um gute Ideen für Wohnalternativen zu finden:

  • In Holland werden Container-Häuser auf Pontons gesetzt. Diese schwimmen auf einem Deich und schonen so gleichzeitig wertvolles Land;
  • Leere Container können in der Eurozone für EUR 1500.- bis 2000.- eingekauft werden;

Diese müssten dann in Eigenregie ausgebaut werden. In der Schweiz kann als Alternative auf einem Camping - beispielsweise in Avenches (Les Joncs) oder Cheyres - ein kleiner Platz für ca. CHF 600.-/Mt. ganzjährig gemietet werden. Natürlich sollte man sich vorher einen neuen oder gebrauchten Bungalow oder Mobilehome (Foto) anschaffen. Diese sind jedoch deutlich preiswerter als Wohnungen im konservativen Baustil (unterkellert und aus viel Beton und Glas)! Auf Camping- Plätzen sind solche Container oder kleine Bungalows erlaubt.

Mit etwas Glück bekommt man sogar Seezugang (Foto: © 2018 by René Merz/Murten).

Warum können Gemeinden nicht preisgünstiges Bauland von 5'000 m2 oder mehr, exklusiv für kleine Häuser (Parzelle à 180...300 m2) reservieren lassen? Zusätzlich auch die Bauvorschriften vorgängig für bestimmte Quartiere anpassen! Warum müssen moderne Wohnungen dreifach und grossflächig verglast sein und sogar mit Gummidichtungen versehen. Der Wohnraum kann so nicht mehr genügend mit der Umgebung "atmen", es sei denn er würde aufwändig mit Lüftungssystemen ausgestattet. Sonst verschimmelt dieser! Sehr bald müssen viele Wohnungen und Büros in der Schweiz mit Klimaanlagen nachgerüstet werden, damit sie Klimawandel-resistenter werden.

Warum muss immer noch im Minergie-Standard gebaut werden, wenn doch die Winter immer wärmer werden? Warum nicht die überschüssige Wärme im Sommer in einer Koaxial-Sonde in den Untergrund pumpen und die gespeicherte Energie im Winter mit sparsamen Pumpen zum Heizen nützen (Ref.: Prof. Hansjürg Leibundgut, ETHZ, "ZeroEmmission-LowEx-Gebäude", blogs.ethz.ch)? Warum kann für junge Leute ein modularer, in zeitlich versetzten Ausbauetappen installierter Wohn-Container nicht förderlicher für deren Budget sein?

Lösungsansätze

Wohn-Container könnten in 3-4 Etagen auf einer pyramidenförmigen Stahlstruktur „eingeparkt“ werden. Das kompakte Stahlträgersystem würde sich dadurch auszeichnen, dass in der Mitte des Pyramidenskelettes ein senkrechter, lichtdurchfluteter Schacht für einen 360° drehbaren Lastenlift freigehalten wird. Auf der hydraulischen Heberfläche würde ein Container in Standardgrösse bequem Platz haben. In der Erdbeben- und Feuersicheren Stützstruktur integriert sind Sanitärrohre, Energie- und Kommunikationsleitungen. Auf einer Fläche von 5'000 m2 haben theoretisch 24 bis 32 Wohn-Container (auch übereinandergestapelt) ihren Platz und erlauben so einen tiefen Mietpreis pro Quadratmeter. Zwischen der Container-Decke und der Unterseite der nächsten Etage gäbe es 60-120 cm Luft. So wäre gewährleistet, dass die Trittschalldämpfung der Wohn-Container untereinander genügend gross ist.

Es ist 1.5° vor zwölf, die Politik ist daher dringend aufgefordert, nach sozialverträglichen und nachhaltigen Lösungen zu suchen und mit Hilfe des regionalen Gewerbes rasch umzusetzen. Auch die Menschen dahingend zu sensibilisieren, dass bescheidenes Wohnen keine Schande ist und den globalen CO2-Ausstoss dämpfen kann (earth.nullschool.net). Die Technologien für den rationelleren Bau von Tiny Häusern und für eine sehr sparsame und CO2- neutrale Energieversorgung sind schon vorhanden. Diese konnten auch mittels unserer Steuergelder an den Schweizer Hochschulen entwickelt werden (newatlas.com)!