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Neue Stadtschreiberin Nadine von Vivis Baschung: Es ist mein Traumjob

Nadine von Vivis-Baschung, gebürtige Murtnerin und Juristin, verheiratet und Mutter von 2 Kindern, ist seit Mitte August 2024 Stadtschreiberin von Murten. Unsere Region hat sie zum Interview eingeladen. Das Gespräch führte Regionautin Ruth Wasserfallen.

von Ruth Wasserfallen
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Nadine von Vivis-Baschung ist seit August 2024 die neue Stadtschreiberin von Murten.

Nadine von Vivis-Baschung, gebürtige Murtnerin und Juristin, verheiratet und Mutter von 2 Kindern, ist seit Mitte August 2024 Stadtschreiberin von Murten. Unsere Region hat sie zum Interview eingeladen. Das Gespräch führte Regionautin Ruth Wasserfallen.

Bist du nun Stadt- oder Dorfschreiberin? (Murten zum «Schweizer Dorf des Jahres 2024» gewählt)
(Lacht) Ich bin stolz auf diese Auszeichnung trotz ein paar zynisch-lustigen Reaktionen aus der Bevölkerung. Murten ist zwar eine Stadt hat aber einen ländlich charmanten Charakter. Von der Grösse her wäre es zwar noch ein Dorf, an den Aufgaben gemessen, aber klar eine Stadt.

Die Schonphase nach 100 Tagen ist vorbei – wie geht es dir?
Das Rathaus steht noch! Ich habe bisher keinen Unterschied wahrgenommen und bin immer noch am Einarbeiten und Einlesen in grosse Dossiers. Die Zusammenarbeit im Team, in der Geschäftsleitung und mit dem General- und Gemeinderat hat sich nicht verändert. Wir arbeiten wertschätzend und lösungsorientiert zusammen.

Wie passen Vorstellung und Realität zusammen?
Das Bild passt relativ gut. Ich war 2014-2015 Vizestadtschreiberin und so war nicht alles ganz neu. Aber es gibt schon Punkte, die heute anders sind: Die Professionalität ist deutlich höher. Gleichermassen hat aber auch der administrative Aufwand zugenommen und es kamen neue Aufgaben dazu.

Es ist immer noch mein Traumjob: Jeder Tag ist interessant und vielseitig mit immer neuen Fragen und Geschäften auf meinem Pult.

Die Selbständigkeit, das Wissen und die Erfahrung meiner Mitarbeitenden im Team haben mich überrascht. Es freut mich, mit sehr kompetenten Leuten zusammenzuarbeiten. Sie unterstützen mich und ich spüre ein starkes Miteinander. Meine Erwartungen haben sich also mehr als erfüllt. Das vielleicht einzig Negative ist der stetig wachsende administrative Aufwand. Die Arbeitsbewältigung muss sehr effizient organisiert sein. Denn wir arbeiten vergleichsweise mit wenig Ressourcen, sowohl seitens Personal wie auch von den Mitteln her. So gilt es täglich zu entscheiden, was unbedingt nötig und was eher "nice to have" ist. Aber mein Grundprinzip ist: Mit minimalem Aufwand den maximalen Output erzielen.

Wie stark wird deine Arbeit von Parteipolitik geprägt?
Ich bin zwar politisch sehr interessiert, aber meine Arbeit ist nicht politisch. Im Gemeinderat nehme ich eine sachlich objektive Haltung ein. Es gilt, die Geschäfte gut vorzubereiten, damit der Gemeinderat und der Generalrat gestützt darauf einen politischen Entscheid fällen können. Meine persönlichen Ansichten stelle ich dabei bewusst zurück. Wenn ich jedoch Geschäfte für eine Gemeinderätin oder einen Gemeinderat vorbereite, arbeite ich natürlich für deren Ressort. Ich sehe mich als Dienstleiterin und versuche die Ideen des Gemeinderats und des Generalrats bestmöglich umzusetzen und den Bürgerinnen und Bürgern einen guten Service zu bieten. Generell steht in Murten die Sachpolitik im Vordergrund, und alle Beteiligten bemühen sich um die bestmögliche Lösung für die Bevölkerung. Politische Spielereien sind mir zum Glück nicht bekannt.

Was sind deine grössten "Baustellen" und wie packst du diese an?
Aufgrund der Fusionen müssen alle Reglemente revidiert werden. Das ist eine grosse und aufwändige Arbeit. Zudem bin noch nicht überall dossiersicher. Das Einarbeiten während des Tagesgeschäftes mit hoher Dichte an Sitzungen und Präsenzzeiten ist anspruchsvoll. Glücklicherweise kann ich auf grosse Unterstützung und viel Verständnis seitens der Mitarbeitenden, der Geschäftsleitung und des Gemeinderats zählen.

Hast du auch Vorsätze gefasst für 2025 – beruflich und privat?

Ich versuche den Bürokratieaufwand sowohl intern wie extern soweit möglich zu reduzieren und möglichst schlank zu funktionieren.

Die Digitalisierung sehe ich dabei als Chance. Zudem bin ich – entgegen meinem Berufsstand – der Auffassung, dass man nicht immer alles bis ins Detail regeln muss und es manchmal auch Mut zur Lücke braucht. In wichtigen Dossiers lege ich aber schon Wert auf eine fundierte sachliche Auseinandersetzung und eine adäquate juristische Prüfung des Geschäfts. Die Begründung «das haben wir schon immer so gemacht» reicht mir da nicht aus.

Privat möchte ich wieder mehr Sport treiben. Früher arbeitete ich in Bern und habe den Weg bei jedem Wetter mit dem E-Bike gemacht. Jetzt sind es von Zuhause aus bis ins Büro noch knapp zwei Minuten mit dem Velo. Das sportliche Engagement ist also sicher noch ausbaufähig. Mein Mann hat neulich behauptet, er habe mich für die 15-km-Strecke beim Kerzerslauf angemeldet – ich bin mir allerdings nicht so sicher, ob das stimmt. Aber ich habe immerhin schon einmal mit dem Vitaparcours begonnen!

Wie hat diese Stelle dein Familienleben verändert?
Ich bin nun viel näher und flexibler bei der Familie, trotz hoher Präsenz im Amt. Das geniesse ich. Auch die Kinder nehmen es positiv und sind zum Glück sehr gerne selbstständig unterwegs.

Unsere Region sagt Danke und weiterhin alles Gute!